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Politik

Erneut Massenentlassung in Türkei

29. April 2017

Am Mittwoch wurden mehr als 9000 Beamte als mutmaßliche Gülen-Anhänger suspendiert. Nun folgen weitere Tausende Staatsbedienstete. Gleichzeitig verbietet Erdogan - und das ist wirklich kein Scherz - Datingshows.

Türkisches Gefängnispersonal steht an einem Drahtzaun (Foto: Getty Images)
Zu den nun Entlassenen gehören auch GefängniswärterBild: Getty Images/AFP/A. Altan

Laut einem abendlichen Dekret wurden 3974 Beamte entlassen. Darunter sind jeweils mehr als tausend Mitarbeiter des Justizministeriums und Angehörige der Armee sowie fast 500 Akademiker und mehr als 200 Angestellte der türkischen Religionsbehörde.

In dem Dekret war jeder einzelne Entlassene namentlich erwähnt. Alle werden der Verbindung zu "terroristischen Organisationen und Strukturen" verdächtigt, die "eine Gefahr für die nationale Sicherheit" darstellten, so die Regierung. Das Dekret setzt allerdings auch 236 Menschen wieder in ihre alten Positionen ein.

Türken wird Herzblatt-Suche untersagt

Das zweite am Abend veröffentlichte Dekret verbietet Radio- und Fernsehprogramme, die dazu dienen, "Freunde und Ehepartner" zu finden, kurz gesagt: Datingshows. Im türkischen Fernsehen gibt es verschiedene Heiratsshows, die bei den Zuschauern sehr beliebt sind, doch werden sie in Teilen der Gesellschaft heftig kritisiert.

Auch in der Türkei erfreuen sich TV-Datingshows einer großen Beliebtheit - zumindest bei den ZuschauernBild: youtube.com/Zuhal Topal'la

Im März hatte der Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus angekündigt, ein Verbot sei in Vorbereitung. Wie die "Hürriyet" berichtete, sagte Kurtulmus einem Provinzsender: "Es gibt einige merkwürdige Sendungen, die die Institution der Familie beschädigen und ihr die Würde und Heiligkeit nehmen." Er warf den Programmen vor, gegen die "Bräuche, Traditionen, Glaubenssätze, die türkische Familienstruktur und die Kultur Anatoliens" zu verstoßen.

Für den türkischen Vize-Ministerpräsidenten Kurtulmus sind Kuppelshows untürkisch (Archivbild)Bild: picture-alliance/AA/A. Bolat

Die türkische Regierung geht unter den Notstandsregelungen seit Monaten gegen mutmaßliche Anhänger der Gülen-Bewegung vor. Ankara macht die Bewegung des in den USA lebenden islamischen Predigers Fethullah Gülen für den gescheiterten Militärputsch vom vergangenen Juli verantwortlich. Seit dem Putschversuch wurden daher in der Türkei zehntausende mutmaßliche Gülen-Anhänger inhaftiert oder aus dem Staatsdienst entlassen.

Erst am Mittwoch hatte die Polizei bei landesweiten Razzien mehr als tausend Verdächtige festgenommen, tausende weitere wurden per Haftbefehl gesucht. Am selben Tag suspendierte die Polizei in den eigenen Reihen mehr als 9100 Beamte, weil sie Verbindungen zum Gülen-Netzwerk haben sollen.

ust/sti (afp, rtr, ap)

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