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Politik

Kleidermüll in Chiles Atacama-Wüste

28:36

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30. Mai 2022

Gigantische Müllberge aus Altkleidern türmen sich in Chiles Atacama-Wüste. Sie stehen auch sinnbildlich für die Folgen von Fast Fashion und für eine Modeindustrie, die von Nachhaltigkeit noch weit entfernt ist.

Vor der Tür der kleinen Hütte von Manuela Olivos stapeln sich tonnenweise Altkleider zu einem gigantischen Müllberg. Manuela lebt davon, die Kleidung auszusortieren und zu verkaufen, die noch zu verwerten ist. Oft handelt es sich dabei um Neuware, die in den Fußgängerzonen der reichen Länder nicht verkauft werden konnte. Die Überproduktion des perversen Systems der Fast Fashion. Die meisten Stoffe sind synthetisch und zersetzen sich erst nach vielen Jahren.
Die Kleiderberge sind den Behörden der benachbarten Stadt Alto Hospicio zwar ein Dorn im Auge. Der Umweltbeauftragte Edgar Ortega jedoch klagt, er könne nichts dagegen unternehmen. Jede Woche kommen neue Ladungen hinzu. "Das Geschäft mit Altkleidern ist hoch profitabel für einige Händler", erklärt Ortega. "Diese sitzen in Iquique, in der Freihandelszone "Zofri" und importieren Second Hand Ware. Es gibt 53 solcher Importeure. Ihr Geschäftsmodell ist lukrativ - aber nur für sie. Unserer Gemeinde schadet es."
Die Provinzhauptstadt Iquique war früher wirtschaftlich schwach. Bis die chilenische Regierung einen Containerhafen und die Freihandelszone "Zofri" schuf. 59.000 Tonnen Altkleidung landen pro Jahr in dem Gebiet ohne Zölle und mit erheblichen Steuervorteilen für die Importeure von Altkleidern. Nach Schätzungen werden in der Freihandelszone bis zu 40 Prozent der importierten Textilien weggeschmissen. 
Viele von denen, die in den Müllbergen nach Verwertbarem suchen, sind Flüchtlingsfamilien aus Venezuela. Sie recyceln, was sie finden - zum Weiterverkaufen oder für sich selbst und ihre Kinder. Immer wieder sieht man Flüchtende, die in großen Gruppen quer durch Wüste marschieren. Wie die Familie von André. Trotz brennender Mittagshitze wollen sie Iquique erreichen, um dort Arbeit zu finden. Bis dahin sind es aber noch zweihundert Kilometer. Sie wirken entkräftet. 
Oft enden die geflüchteten Venezolaner dann als "Lumpensammler" auf den Müllbergen in der Atacama-Wüste.

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