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Politik

Fast jeder zweite Deutsche ist geimpft

23. Juli 2021

Auch wenn das Impftempo zuletzt nachgelassen hat, rückt in Deutschland eine symbolträchtige Schwelle in greifbare Nähe. 48,5 Prozent der Bevölkerung sind vollständig gegen das Coronavirus geimpft.

Deutschland | Corona-Impfaktion der Stadt Köln
Eine junge Frau lässt sich vor dem Kölner Hauptbahnhof gegen Corona impfenBild: Thomas Banneyer/dpa/picture alliance

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) wurden am Donnerstag 565.235 Impfdosen verabreicht. Damit sind nun hierzulande rund 40,3 Millionen Menschen vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Rund 50,4 Millionen (60,6 Prozent) haben mindestens eine Impfdosis erhalten.

Unter den Bundesländern liegt Bremen dem RKI zufolge nach wie vor an erster Stelle mit einem Anteil von 69,5 Prozent mindestens einmal geimpfter Menschen. Auch bei den vollständig Geimpften belegte Bremen mit 55,5 Prozent den Spitzenplatz. Schlusslicht bei den Erstimpfungen blieb Sachsen mit 51,4 Prozent, genau wie bei den vollständig Geimpften, deren Anteil bei 44,9 Prozent liegt.

Inzidenz klettert weiter

Die Zahl der Neuinfektionen steigt derweil weiter an. Demnach meldeten die deutschen Gesundheitsämter dem RKI binnen eines Tages 2089 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche hatte der Wert bei 1456 Ansteckungen gelegen. Auch die Sieben-Tage-Inzidenz je 100.000 Einwohner steigt seit über zwei Wochen kontinuierlich an. Aktuell beträgt sie 13,2, am Vortag lag der Wert bei 12,2 und beim jüngsten Tiefststand am 6. Juli 4,9.

Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Corona-Einschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben nun weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden.

Ein schnelleres Ende der Pandemie?

04:13

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Deutschlandweit wurde binnen 24 Stunden 34 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 18 Tote gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.752.592 nachgewiesene Infektionen mit SARS-CoV-2. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.643.300 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Corona-Infektion gestorben sind, stieg auf 91.492.

Besorgte Experten

Bei Experten sorgt das schwächelnde Tempo der Impfungen zunehmend für Sorgenfalten. Er sei "zunehmend besorgt über den Impffortschritt", sagte der Leiter der Virologie der Berliner Charité, Christian Drosten, in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. "Hier kommen wir nicht schnell genug voran, obwohl genug Impfstoff zur Verfügung steht." Viele Menschen wähnten sich angesichts einer niedrigen Inzidenz in Deutschland in einem falschen Sicherheitsgefühl. "Es ist wichtig, jetzt sehr viel mehr Informationsarbeit zu leisten - auch im privaten Umfeld, damit die Impfquote schneller ansteigt. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit von erneuten schmerzhaften Eingriffen im Winter", erklärte Drosten.

Der Virologe Christian DrostenBild: picture-alliance/dpa/C. Gateau

Die deutsche Impfkampagne bräuchte eine "deutlich bessere PR", sagte der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt. "Aktuell sollte sich der Diskurs weniger um Strafen für Ungeimpfte als vielmehr um Freiheiten für vollständig Geimpfte drehen." Weigelt fügte hinzu: "Wenn ein Katastrophenszenario nach dem anderen entworfen wird, trotz steigender Zahl Geimpfter, dann ist es doch kein Wunder, wenn die Unsicherheit zunimmt."

Der Bremer Versorgungsforscher Ansgar Gerhardus sieht zuvorderst den Staat in der Verantwortung. "Die Politik sollte sich das Ziel setzen, dass so viele Menschen wie möglich in Deutschland geimpft werden", sagte der Experte für öffentliche Gesundheit dem Evangelischen Pressedienst. "Dieses Ziel kann sie nicht delegieren an die Kassenärztliche Vereinigung oder die Hausärzte." Dabei müsse der Staat "jede Schiene nutzen, die zur Verfügung steht". Der Professor leitet die Abteilung Versorgungsforschung am Institut für Public Health der Universität Bremen.

Einige US-Staaten fallen zurück

Wie der Corona-Koordinator der US-Regierung, Jeff Zients, in einer Pressekonferenz mitteilte, steigt die Zahl der Neuinfektionen in amerikanischen Landesteilen mit niedrigerer Impfquote besonders stark an. Derzeit machten die Bundesstaaten Florida, Texas und Missouri, die im landesweiten Vergleich weniger Impfungen verzeichneten, rund 40 Prozent aller neuen Fälle in den USA aus. Nach Schätzungen der Gesundheitsbehörde CDC ist die besonders ansteckende Delta-Variante inzwischen für rund 83 Prozent aller erfassten Infektionen im Land verantwortlich.

 

In den USA können sich wie hier in Michigan auch Jugendliche zwischen 12 und 15 gegen Corona impfen lassenBild: Jeff Kowalsky/AFP/Getty Images

Landesweit nimmt in den USA die Zahl der an einem Tag erfassten Corona-Neuinfektionen weiter zu. Die Behörden meldeten zuletzt 56.069 neue Fälle, wie aus Daten der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore hervorgeht. Das sind etwa 27.600 mehr als vor genau einer Woche. Die Zahl der Toten mit einer bestätigten Corona-Infektion stieg im Wochenvergleich von 283 auf 330. Die bisherigen Höchstwerte wurden am 2. Januar mit 300.462 Neuinfektionen sowie am 12. Januar mit 4461 Toten verzeichnet.

Knapp 49 Prozent komplett geimpft

In dem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern haben sich bislang fast 34,3 Millionen Menschen mit dem Erreger SARS-CoV-2 infiziert, mehr als 610.000 Menschen starben. In absoluten Zahlen gemessen - aber nicht relativ zur Bevölkerung - sind das mehr als in jedem anderen Land der Welt. Bislang haben in den USA nach CDC-Daten mehr als 56 Prozent der Menschen mindestens die erste Impfung erhalten, knapp 49 Prozent sind vollständig geimpft. Damit haben die Deutschen die US-Amerikaner auch bei der vollständigen Impfung fast eingeholt.

kle/sti (dpa, afp, rtr, epd)

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