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Fast schon Geheimsache

14. August 2008

In aller Stille und Diskretion hat der Dalai Lama Anfang dieser Woche seinen Besuch in Frankreich begonnen. Kein roter Teppich am Flughafen und kein offizieller Empfang im Elysee-Palast durch den Präsidenten

Der Dalai Lama, der geistliche Fuehrer der Tibeter, links, schreibt Auogramme (27. Juli 200/AP)
Statt großer Politik stehen kleine Treffen mit seinen zahlreichen Anhängern auf dem ProgrammBild: nfp distribution & marketing

"Das ist schon beindruckend, ihn hier ganz nahe zu sehen", sagt ein Fan des Dalai Lama. Er werde in so vielen Ländern verehrt und jetzt sei er auch endlich hier. "Ich sehe ihn vor mir, er wirkt so nah und ich bin ganz gerührt. Ich bin extra aus Paris hergekommen, um ihn zu sehen. Für mich steht er für den Frieden auf der ganzen Welt und auch das menschliche Wohlbefinden", meint die Französin Karen.

Sie steht vor der größten vietnamesischen Pagode in Europa, in Evry. Das Gebetshaus ist mit tibetanischen Fahnen und Brotkörben geschmückt, eine Großleinwand überträgt die Rede des Dalai Lama. Rund 2000 Gläubige sind in die Pariser Vorstadt gekommen, um - wie Karen - dem geistigen Oberhaupt der Tibeter zu lauschen. Der Terminplan des Dalai Lama ist dichtgedrängt, insgesamt zwölf Tage wird der Dalai Lama in Frankreich bleiben. Höhepunkt des Programms ist die Einweihung eines buddhistischen Tempels in Südfrankreich, in Anwesenheit der "First Lady" Carla Bruni-Sarkozy. Eine diplomatische Geste des Elysee-Palastes, der in letzter Minute einen offiziellen Empfang des Friedensnobelpreisträgers abgelehnt hat. Angeblich auf Wunsch des Dalai Lama.

Kein großes Aufsehen erregen

Der Dalai Lama will die Gespräche mit der chinesischen Regierung fortführenBild: AP

Dafür hat Monsieur Kiou, ein buddhistischer Gläubiger Verständnis: "Der Dalai Lama wollte, dass seine Reise nach Frankreich diskret verläuft. Er ist ein Mann des Friedens und will Präsident Sarkozy nicht in Schwierigkeiten bringen. Der Besuch soll harmonisch ablaufen." So nachsichtig wie Monsieur Kiou ist Karen nicht. Sie wirft ihrer Regierung vor, der Wirtschaft den Vorang vor den Menschenrechten zu geben.

"Solange Frankreich wichtige Verträge mit China auszuhandeln hat, wird das Regime in Peking mit Samthandschuhen angefasst. Sarkozy versucht es jedem rechtzumachen. Er will mit einem Land Geschäfte machen, dass die Tibeter unterdrückt. Als Verkäufer muss man sich manchmal sehr verbiegen, und genau das tut Frankreich"

Bestimmte Dosis Kritik ist erlaubt

Auch während der Olympischen Spiele gehe die Unterdrückung der Tibeter weiter, sagt der Dalai LamaBild: AP

Den meisten französischen Medien geht diese politische Akrobatik zu weit. Sie werfen der Pariser Regierung einen Kniefall vor China vor. Schädlich sei das, erzürnt sich auch ein Senator der Regierungspartei UMP. Da werde diese große Persönlichkeit durch die Kellertür empfangen. Doch ganz so ist es nicht. Für sein Treffen mit rund 30 Parlamentariern im Senat hat der Dalai-Lama den Haupteingang benutzen dürfen und scheute sich nicht, einige deutliche Worte an China zu richten. Auch während der olympischen Spiele gehe die Unterdrückung seines Volkes weiter, erklärte der Dalai Lama, ein Grund mehr für ihn, den Dialog mit Peking zu suchen.

"Wir wollen die Gespräche mit der chinesischen Regierung fortführen. Die Tibeter in China und im historischen Gebiet von Tibet haben keine Meinungsfreiheit. Um sich zu Wort zu melden, bleibt ihnen nur das Demonstrieren. Das ist traurig", meinte der Dalai Lama. Er sage zu seinem Volk immer, er sei kein Führer, sondern nur ein Sprecher im Exil. Er sei frei, in einer freien Welt und trage die Verantwortung, ihre Botschaft außerhalb Tibets zu verbreiten. "Aber für die chinesische Regierung gibt es kein Tibet-Problem", so der Dalai Lama.

Und Frankreich hat das Tibet-Probem auf die Zeit nach den Olympischen Spielen vertagt - auf Dezember. Dann will Nicolas Sarkozy den Dalai Lama in Paris empfangen. Der Friedensnobelpreisträger weiß, dass er in der französischen Hauptstadt immer willkommen ist. Vor vier Monaten wurde er sogar zum Ehrenbürger ernannt.

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