Im Zeitalter von Youtube wirkt Oper wirkt wie ein Relikt aus einer fernen, fernen Zeit. Und doch hat sie eine treue Fangemeinde. Fans reisen sogar um die halbe Welt, um in die Oper zu gehen.
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Opernhäuser, die man gesehen haben sollte
Opern sind Kathedralen für Musik, Bühnen für ihr Publikum und manchmal auch ein glamouröser Ballsaal. Wer sie besucht, ist bereit für einen festlichen, unvergesslichen Abend. Zehn Opernhäuser zum Verlieben.
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Wiener Staatsoper
Jedes Jahr verwandelt sich die Wiener Staatsoper in einen eleganten Ballsaal, in dem sich 5000 Gäste tummeln und Walzer tanzen. Dafür wird die Bestuhlung abgebaut, ein Fußboden eingezogen. Der Wiener Ball, der an diesem Donnerstag unter dem Motto "Die Königin der Nacht" stattfand, hat zum ersten Mal in seiner 200-jährigen Geschichte ein lesbisches Paar eingeladen, als "Debütantinnen" zu tanzen.
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Semperoper, Dresden
Die Semperoper in Dresden war auch dieses Jahr, am 7. Februar, wieder Schauplatz und Kulisse für die schönste Ballnacht Deutschlands. Außergewöhnlich ist, dass beim Semperopernball nicht nur über 2000 Gäste drinnen das Galaprogramm verfolgen. Es wird auch auf den Vorplatz übertragen, wo sich nochmal um die 15.000 Besucher zu Walzerklängen wiegen und die Nacht zu einem rauschenden Fest machen.
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Opera Garnier, Paris
Sie zählt zu Europas größten Opernhäusern, eröffnet 1875. Ein neobarockes Schmuckstück, das in der Architekturgeschichte als ein Musterbeispiel des Theaterbaus gilt. Ein Höhepunkt ist die gewaltige Marmortreppe im Foyer, der perfekte Laufsteg der Eitelkeiten. Denn mindestens genauso wichtig wie die Inszenierung auf der Bühne war schon immer die Selbstdarstellung des Publikums.
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Teatro alla Scala, Mailand
1778 eröffnet, mehrfach zerstört und wieder aufgebaut, ist die Scala die Oper der Opern. Die "Inaugurazione", die jährliche Saisoneröffnung im Dezember, wird mit viel Pomp als gesellschaftliches Großereignis gefeiert. Viele berühmte Werke wurden hier uraufgeführt. Mit einem Namen ist die Scala auf ewig verbunden: Maria Callas, die hier in den 1950er-Jahren als Sängerin neue Maßstäbe setzte.
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Bolschoi-Theater, Moskau
Ein Besuch des Bolschoi-Theaters gehört zum festen touristischen Programm eines Moskautouristen. Es ist schließlich Russlands renommiertestes Theater für Oper und Ballett und gehört obendrein zu den schönsten Theatergebäuden der Welt. Die kostbare Inneneinrichtung stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und ist bis heute im Original erhalten.
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Metropolitan Opera, New York
Die New Yorker Metropolitan Opera gibt es schon seit 1880, aber erst mit dem Umzug 1966 in das elegante Gebäude am Lincoln Center wurde die "Met" zu dem, was sie heute ist: eines der weltweit führenden Opernhäuser. Seit mehr als 20 Jahren können Fans rund um den Globus bei hochkarätigen Aufführungen dabei sein, denn regelmäßig gibt es Live-Übertragungen in ausgewählte Kinos auf allen Kontinenten.
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Royal Opera House, London
1732 wurde das bedeutendste Opernhaus Großbritanniens gegründet. Mehr als 20 Opern und Oratorien von Georg Friedrich Händel wurden hier uraufgeführt. Man muss keine Opernkarte besitzen, um mal einen Blick in das Gebäude zu werfen, das zuletzt zur Jahrtausendwende komplett saniert wurde. Gleich mehrere Cafés und Restaurants laden ab 10 Uhr morgens zu einem stilvollen Start in den Tag ein.
Dieses Opernhaus ist eine der meistfotografierten Touristenattraktionen Sydneys. Nach 14 Jahren Bauzeit wurde das visionäre Gebäude 1973 eröffnet. Die Dachkonstruktion stieß an die Grenzen des damals Machbaren: Mit Lochkarten gesteuerte Computer brauchten 18 Monate, um die Krümmungen und die Statik aller Dächer zu berechnen.
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Guangzhou Opera House, China
Wie vom Wasser des Perlflusses glatt geschliffene Steine ragen die Gebäudekörper in den Raum. Dieser Bau der irakisch-britischen Architektin Zaha Hadid gilt bei vielen Architektur- und Opernfans als so wegweisend für den Opernbau des 21. Jahrhunderts wie einst die Pariser Oper von Charles Garnier im 19. und die von Jørn Utzon entworfene Oper in Sydney für das 20. Jahrhundert.
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Königliche Oper, Kopenhagen
Mit dem Boot in die Oper, das geht in Kopenhagen. Das spektakuläre Gebäude steht auf einer Insel gegenüber Schloss Amalienborg und ist ein Geschenk des dänischen Milliardärs Mærsk Mc-Kinney Møller. Nach vier Jahren Bauzeit wurde der 335 Millionen Euro teure Prachtbau 2005 eingeweiht. Opernfans kommen von überall her - wegen der aufregenden Architektur und der tollen Akustik.
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Sehen und gesehen werden
Die Oper hat ihren Ursprung als höfisches Fest, erst im 17. Jahrhundert wurde der Zugang zu diesem elitären Musikgenuss geöffnet. In dieser Zeit entstanden in vielen Metropolen Theaterbauten, die dem Spektakel auf der Bühne den repräsentativen Rahmen boten. Mit aufwändiger Bühnentechnik - und mit einem ebenso aufwändig gestalteten Zuschauerraum. Denn der Auftritt des Publikums in den Logen, vor allem der Fürsten- oder Königsloge, wurde mit genauso viel Interesse verfolgt wie die Darbietungen auf der Bühne. Wenn nicht sogar mit mehr Interesse.
Sehen und gesehen werden - das gehörte einfach zu einem Opernbesuch dazu. Auch die Opernhäuser, die ab dem 18. Jahrhundert entstanden, sind ganz klar Symbole des bürgerlichen Establishments. Der Opernbesuch wurde geradezu als gesellschaftliches Ereignis zelebriert. Und wer dabei war, zeigte seine Position in der gesellschaftlichen Hierarchie. Nicht umsonst sind gerade Opernhäuser auch heute noch Schauplätze eleganter Bälle.
Sich für die Oper schick zu machen, gehört seit jeher zum guten Ton. Wenngleich es kein Muss mehr ist und sich der Dresscode liberalisiert hat. Auch Alltagskleidung ist durchaus erlaubt. Nur in der Mailänder Scala achtet man darauf, dass die Oper ein festliches Ereignis bleibt. Seit 2007 gibt es dort einen Dresscode. Wer mit Shorts und kurzärmligen T-Shirts in die Oper will, kommt nicht rein. Angemessene, festliche Kleidung ist erwünscht.
Musikreisen im Trend
New York, Mailand, Sydney - einmal dagewesen sein, das wünscht sich so mancher Fan. Die großen Stimmen der internationalen Musikwelt in einem der vielen traditionsreichen Opernhäuser der Welt zu erleben, ist ein besonderes Erlebnis, das sich Musikliebhaber einiges kosten lassen.
Dass Opernfans offene, kulturell interessierte Menschen sind, haben Reiseveranstalter längst erkannt. Neben den klassischen Studienreisen und Städtereisen boomen seit einigen Jahren Musikreisen. Sie bieten interessante und oft auch exklusive Einblicke in Opernhäuser. Da gibt es nicht nur den Blick hinter die Kulissen, sondern auch schon mal Pasta-Essen mit Orchestermitgliedern oder sogar Feiern auf der Bühne. Die Kunden genießen gehobene Rundumbetreuung, kommen in den Genuss von Premiumkarten, dazu gibt es obendrauf häufig noch ein anspruchsvolles Rahmenprogramm für Sightseeingtouren.
Oper ist letztendlich im 21. Jahrhundert angekommen. Und sie hat magischerweise noch immer viele Fans - trotz Netflix, Amazon prime, facebook und Co.