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FC Bayern Basketball: Mit Gordon Herbert zum Erfolg

18. September 2024

Basketball-Meister FC Bayern startet mit Weltmeister-Coach Gordon Herbert in die Saison und hofft, mit ihm auch in der EuroLeague weit zu kommen. Der Trainer selbst möchte eine neue Erfolgskultur entstehen lassen.

Gordon Herbert, Trainer des FC Bayern Basketball, bei einer Pressekonferenz
Nach drei sehr erfolgreichen Jahren als deutscher Basketball-Bundestrainer coacht Gordon Herbert nun den FC Bayern BasketballBild: Lukas Barth/dpa/picture alliance

"Dies ist ein großartiger Platz zum Arbeiten", sagt Gordon Herbert zu den Bedingungen bei seinem neuen Klub, dem FC Bayern Basketball. Allerdings, so der bisherige Bundestrainer, sei es für ihn keine Arbeit, "sondern Leidenschaft. Wenn es nur Arbeit wäre, dann wäre ich vor ein paar Jahren in Rente gegangen."

Tatsächlich hätte sich der 65 Jahre alte Kanadier auf dem sportlichen Höhepunkt zur Ruhe setzen können. Herbert hat die deutsche Basketball-Nationalmannschaft in den vergangenen drei Jahren in ganz neue Erfolgssphären geführt: Nach der Bronzemedaille bei der Heim-Europameisterschaft 2022 feierte das Team um Kapitän Dennis Schröder und Ausnahmespieler Franz Wagner 2023 sensationell den Weltmeistertitel. Dass es bei den Olympischen Spielen in Paris "nur" zu Platz vier reichte, schmälert die Bilanz kaum.

Hohe Ziele im Vergleich mit Europas Elite

Die Erwartungen an Herbert beim FC Bayern sind dementsprechend groß. Das Team hat in der vergangenen Saison unter der spanischen Trainer-Legende Pablo Laso das Double aus Meisterschaft und Pokal gewonnen und würde diesen Erfolg gerne wiederholen. Eigentlich wollte man unter dem Spanier eine Ära starten, doch Laso verließ München nach nur einem Jahr wieder. Er kehrte zu seinem Heimatverein Baskonia Vitoria-Gasteiz ins Baskenland zurück und wird nun als Gegner in der EuroLeague auf die Bayern und seinen Nachfolger als Trainer treffen.

Die EuroLeague, Europas beste Basketball-Liga, ist auch der Wettbewerb, in dem Herbert die Münchener endlich zum ersehnten Erfolg führen soll. Sie ist eine Art "Super-Liga": Zwölf Klubs haben eine sogenannte A-Lizenz und sind damit gesetzt und jede Saison dabei - egal wie sie in der heimischen Liga abschneiden. Dazu gehören neben der Crème de la Crème des europäischen Basketballs, wie Real Madrid, Panathinaikos Athen oder den türkischen Topklubs Fenerbahce und Anadolu Efes auch die Bayern. Weitere sechs Vereine wurden per Wildcard von den Liga-Organisatoren eingeladen - unter anderem ALBA Berlin als zweiter deutscher Teilnehmer.

"Das Ziel für diese Saison ist, es in die Playoffs zu schaffen", legte Bayerns Vereinspräsident Herbert Hainer die Latte für den europäischen Top-Wettbewerb hoch. "Das nicht zu schaffen, wäre eine Enttäuschung." Zuletzt waren die Bayern vor drei Jahren in der K.o.-Runde der besten Acht dabei. In den vergangenen beiden Spielzeiten reichte es in der Abschlusstabelle der Vorrunde jeweils nur zu Rang 15. Im Halbfinale oder Finale waren die Münchener noch nie.

Vorfreude bei Andreas Obst und Co.

Herbert sind die Verhältnisse in der Basketball-Bundesliga (BBL) nicht neu. Er war bereits Trainer in Würzburg, Frankfurt und Berlin. Nun ist er in München angekommen, beim derzeit wohl besten deutschen Basketball-Verein. Die Bayern seien "ein Klub, zu dem ich über die Jahre immer aufgeschaut habe, ein Modellverein nicht nur in Deutschland, sondern in Europa und der Welt", so Herbert. "Es ist für mich eine Ehre, hier die Möglichkeit zu haben, in der EuroLeague zu trainieren."

Im Kader der Bayern stehen mit Andreas Obst, Niels Giffey, Nick Weiler-Babb sowie den beiden Neuzugängen Johannes Voigtmann und Oscar da Silva fünf deutsche Nationalspieler, die ihren Trainer Herbert aus dem DBB-Team kennen und schätzen.

Gordon Herbert (l.) bezieht seine Spieler, wie Nationalspieler Andreas Obst (r.), immer wieder mit einBild: Matthias Stickel/dpa/picture alliance

 

"Ich freue mich sehr. Wir hatten drei erfolgreiche Jahre mit ihm in der Nationalmannschaft. Es hat Spaß gemacht, mit ihm zusammenzuarbeiten", sagte Andreas Obst in einer Pressekonferenz der Bayern vor dem Saisonauftakt und beschrieb die Qualitäten des neuen Bayern-Trainers: "Er steht sehr mit seinen Spielern in Verbindung, tauscht sich mit ihnen aus und respektiert ihre Meinung."

Auch Vladimir Lucic, neben Obst zweiter Team-Kapitän der Münchener, freut sich über den neuen Mann an der Seitenlinie. "Er ist ein erfahrener Coach, der sich sehr auf die Details fokussiert", sagte der Serbe. "Er wiederholt viele Sachen immer wieder, ein bisschen wie ein Lehrer. Wir müssen uns noch an die neuen Systeme gewöhnen. Daher ist es gut, dass fünf von uns den Trainer schon aus der Nationalmannschaft kennen."

Bayern noch besser als im Vorjahr?

In der BBL sind die Bayern klarer Favorit. Sie hatten schon in der vergangenen Saison den besten Kader. Mit dem deutschen Weltmeister Isaac Bonga (zu Partizan Belgrad) und Ex-NBA-Champion Serge Ibaka (zu Real Madrid) haben sich im Sommer zwei Leistungsträger verabschiedet. Dennoch ist die Mannschaft durch ihre Neuzugänge noch besser geworden: Neben Voigtmann und da Silva kommt US-Aufbauspieler Shabazz Napier nach München.

Ex-NBA-Spieler Shabazz Napier (l.) kommt als prominenter Neuzugang aus Mailand zum FC Bayern BasketballBild: Fabrizio Carabelli/Sopa/Sipa/picture alliance

Der 33-Jährige hat einige Jahre in der nordamerikanischen Profiliga NBA gespielt und stand seit 2021 bei mehreren EuroLeague-Teams unter Vertrag. Weitere Verstärkungen sind der Israeli Yam Madar, ebenfalls ein Aufbauspieler, der von Fenerbahce Istanbul kommt, und Kevin Yebo, in der vergangenen Saison bei den Chemnitz 99ers einer der besten Center der BBL.

Teams, die wie der FC Bayern in drei Wettbewerben oben mitspielen möchten, brauchen einen guten und tiefen Kader. Die BBL-Saison ist mit 34 Spieltagen und den anschließenden Playoffs lang. Dazu kommt der BBL-Pokal mit fünf Spielrunden und die EuroLeague, die ebenfalls 34 Spieltage hat, bevor die Playoffs starten. Daran, dieses Mammutprogramm mit über 80 Spielen zu bewältigen und überall erfolgreich zu sein, sind auch die Münchener schon oft gescheitert.

Herbert und die "Culture of Greatness"

Der neue Coach nimmt die Herausforderung an, weiß aber, worauf er sich einlässt. "Das hier ist ein Geschäft, das sich an Resultaten orientiert, daran besteht kein Zweifel", sagte Herbert, der in seiner Karriere jahrelang unter Depressionen und Alkoholsucht litt. Eine schwere Rückenverletzung, Stress und Erfolgsdruck als Trainer sowie private Probleme hatten die Krankheit ausgelöst, wie Herbert im vergangenen Jahr öffentlich machte. 

 

Der deutschen Nationalmannschaft brachte Herberts "Culture of Greatness" 2023 den Weltmeistertitel einBild: Matthias Stickel/dpa/picture alliance

Anders als in seinen jungen Jahren als Trainer setzt Herbert mittlerweile nicht mehr nur auf Spielstrategien und Taktiken, sondern versucht, eine gewisse Kultur und Philosophie in den Köpfen seiner Spieler zu verankern.

"Ich nenne es 'Culture of Greatness' (Kultur der Großartigkeit)", erklärt Herbert. "Kultur schlägt Strategie. Es hat viele Jahre gedauert, bis ich das verstanden hatte. Wenn man eine bestimmte Kultur im Team hat, dann zeigen die Spieler das richtige Verhalten, die Gewohnheiten, die man sehen möchte, und die Einstellung, mit der man erfolgreich sein kann."

Die deutschen Nationalspieler hat Gordon Herbert in den drei Jahren seiner Amtszeit überzeugen können - jetzt müssen es nur noch die restlichen Bayern-Spieler verinnerlichen, die bislang noch nicht unter ihm gespielt haben.

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