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FC Bayern gegen Leverkusen: Jubel Musiala, Frust bei Wirtz

6. März 2025

Das Hinspiel im Achtelfinale der Champions League erleben Jamal Musiala und Florian Wirtz, die beiden Unterschiedsspieler des FC Bayern und von Bayer Leverkusen, völlig unterschiedlich.

Zweikampf zwischen Leverkusens Florian Wirtz und Bayern Münchens Jamal Musiala
Florian Wirtz (l.) von Bayer Leverkusen und Jamal Musiala (r.) von Bayern München sind die beiden Top-Talente des deutschen FußballsBild: Anke Waelischmiller/Sven Simon/SVEN SIMON/picture alliance

Im Vorfeld des deutschen Duells im Achtelfinale der Champions League zwischen dem FC Bayern München und dem deutschen Meister Bayer Leverkusen , wurden besonders zwei Fragen besonders häufig gestellt.

Zum einen: Welcher Trainer hat über Hin- und Rückspiel hinweg die bessere Taktik? Leverkusens Xabi Alonso oder Münchens Vincent Kompany? Und außerdem: Welcher der beiden deutschen Jungstars kann den Spielen eindrucksvoller den Stempel aufdrücken? Bayers Florian Wirtz oder Bayerns Jamal Musiala?

Nach dem deutlich von den Bayern gewonnenen Hinspiel (3:0) schlägt das Pendel in Richtung Musialas. Der 22-Jährige hatte einige gute Aktionen, nutzte den Torwartfehler von Leverkusens Mateij Kovar eiskalt aus und erzielte das wegweisende 2:0. Wirtz dagegen hatte kaum Raum, sich zu entfalten, wurde stets von der Bayern-Defensive gestoppt und war irgendwann entnervt. Er schimpfte mit dem Schiedsrichter, den Mitspielern und sich selbst und wurde nach 81 Minuten frustriert ausgewechselt. 

Florian Wirtz - Weltklassespieler mit großer Präsenz

Dabei ist Wirtz im Spiel der Werkself - neben Mittelfeldregisseur Granit Xhaka - eigentlich der Dreh- und Angelpunkt. Der 21-jährige Nationalspieler hat eine überragende Technik und hohe Spielintelligenz. Fast jede Angriffsaktion läuft daher über den dribbelstarken Offensivspieler, der auch gegen mehrere Gegner kaum vom Ball zu trennen ist und stets weite Wege geht - auch zurück in die Defensive, wenn es sein muss.

Wenn Florian Wirtz gut aufgelegt ist, laufen die Spiele meistens auch für Bayer Leverkusen erfolgreichBild: Federico Gambarini/dpa/picture alliance

"Wir sind sehr froh, dass er bei uns ist. Er ist das Top-Talent in unserer Mannschaft und in Deutschland. Er ist noch jung, aber er hat eine große Zukunft", sagte Bayer-Trainer Alonso vor einigen Tagen über seine Nummer 10. "Er hat eine große Präsenz und wir sehen jeden Tag, dass er den Wunsch hat, besser zu werden und ein Weltklassespieler zu sein."

Wirtz ist der Spieler, der in der Fußball-Bundesliga mit weitem Abstand die meisten Zweikämpfe gewinnt. Er hat in dieser Saison in 24 Spielen elfmal getroffen und zehn Tore vorbereitet. Hinzu kamen vier Pfosten- oder Lattentreffer - auch das ist Ligaspitze. In der Champions League hatte Wirtz vor dem Achtelfinale in acht Partien schon sechs Treffer erzielt.

Kleinere Schwächen - neben dem Kopfballspiel

Stoppen kann man ihn kaum, aus dem Konzept bringen allerdings schon - wie auch das Spiel in München einmal mehr bewies. Der starke Joshua Kimmich wich nicht von seiner Seite, mehrfach wurde Wirtz beim Dribbling vom bulligen Dayot Upamecano effektiv gestoppt. Irgendwann setzte beim Leverkusener der Frust ein, und er schien sich mehr aufzuregen als Fußball zu spielen. 

Frustrierender Abend für Florian Wirtz: Gegen Bayerns Dayot Upamecano ist im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League kein DurchkommenBild: Frank Hoermann/SvenSimon/picture alliance

"Manchmal wird er ein bisschen bockig, wenn ihm ein Gegenspieler auf den Sack geht", beschrieb sein Mitspieler Jonathan Tah dieses Verhalten bereits vor einiger Zeit. "Das kann er abstellen."

Neben den Nerven und der negativen Körpersprache, die Wirtz, wenn es mal nicht läuft, nicht ganz im Griff hat, gibt es weitere kleine Schwächen. "Flo ist oft sogar zu unegoistisch", sagt Bundestrainer Julian Nagelsmann. "Er könnte allein aufs Tor gehen, will den Ball dann aber nochmal ablegen." Und auch als Kopfball-Ungeheuer ist der 1,77 Meter große Wirtz bisher noch nicht aufgefallen.

Jamal Musiala - "bester Dribbler" mit Kritikpunkten

Sein Gegenüber Jamal Musiala bringt ähnliche Stärken mit wie Wirtz, ist im Spiel der Bayern allerdings nicht so omnipräsent wie der Leverkusener. Musiala spielt wendig und elegant, kann sich auch auf engstem Raum durchsetzen und ist ähnlich dribbelstark wie Wirtz. Sein Wirkungskreis auf dem Feld ist allerdings nicht so groß wie der des Leverkuseners. Dafür hat sich Musiala in den vergangenen Monaten zu einem gefährlichen Kopfballspieler entwickelt und zahlreiche Tore per Kopf erzielt.

Genau wie Wirtz ist Musiala jemand, der Spiele alleine entscheiden kann. "Spitzenvereine auf der ganzen Welt suchen Unterschiedsspieler - und Jamal Musiala ragt noch mal heraus", sagte Bayern-Sportvorstand Max Eberl vor Kurzem. Elf Bundesliga-Tore hat Musiala erzielt, allerdings nur zwei aufgelegt. Genau daran entzündet sich zuweilen Kritik.

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort: Nachdem Bayer-Keeper Kovar den Ball fallen lässt, schiebt Musiala zum 2:0 einBild: Sven Simon/picture alliance

"Musiala ist wahrscheinlich der beste Dribbler Europas oder der Welt, aber meiner Meinung nach stimmt die Balance im Moment nicht", sagte Sky-Experte und Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann im Herbst. "Wenn er das eine oder andere Mal mehr den Kopf hochnehmen und den Mitspieler einsetzen würde, wäre wahrscheinlich mehr geholfen."

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Musiala in Spielen gegen große Gegner oft unsichtbar bleibt. Beste Beispiele sind die vorherigen drei Duelle in dieser Saison gegen Bayer Leverkusen in der Bundesliga (1:1, 0:0) und im DFB-Pokal (0:1). Musiala wurde von den robusten und schnellen Leverkusener Verteidigern komplett abgemeldet und hatte kaum Offensivaktionen gegen die Werkself. Das Hinspiel im Achtelfinale der Champions League war wohl sein bester Auftritt gegen Leverkusen, seit Xabi Alonso dort Trainer ist.

Erster Scorerpunkt in der Ära Alonso

Leverkusen hatte unter dem Spanier, der im Oktober 2023 den Trainerposten bei der Werkself übernahm, die ersten sechs Spiele gegen den FC Bayern nicht verloren. Sowohl Florian Wirtz als auch Jamal Musiala waren in allen sechs Partien dabei gewesen, hatten es interessanterweise allerdings beide nicht geschafft, ein Tor zu erzielen oder auch nur eine Torvorlage zu geben.

Musiala hat diesen Bann nun gebrochen, und auch die "schwarze Serie" der Bayern gegen Alonso ist mit dem 3:0-Sieg eindrucksvoll gerissen. Wenn die Leverkusener noch eine Chance auf das Weiterkommen haben wollen, müssen sie sich im Rückspiel (Dienstag, 11. März 21 Uhr MEZ) deutlich steigern. Vor allem werden sie dann einen Florian Wirtz in Bestform brauchen - und vielleicht auch ein Tor oder eine Vorlage von ihm.

Der Text wurde am 6. März, nach dem Hinspiel im Achtelfinale der Champions League, aktualisiert.

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