1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Einfach nur peinlich

19. Oktober 2018

Die Verantwortlichen des FC Bayern München sind mit ihrer Medienschelte weit über das Ziel hinausgeschossen, meint Stefan Nestler, der sich ein wenig an die Auftritte Donald Trumps erinnert fühlt.

"Respektlose Berichterstattung"

01:30

This browser does not support the video element.

Bild: picture alliance / SvenSimon

"Es ist ein wichtiger Tag für den FC Bayern", verkündete Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge im Tonfall eines Bundespräsidenten. Man werde sich künftig "despektierliche, hämische, unverschämte" Kritik der Medien an Spielern des FC Bayern nicht mehr gefallen lassen und notfalls auch die Gerichte einschalten. Rummenigge zitierte gar Artikel 1 des Grundgesetzes. Die darin verbriefte unantastbare Würde des Menschen, so der Bayern-Vorstandschef, gelte offenbar nicht für Fußballer. Damit sei ab sofort Schluss.

Zur Staatsaffäre erklärt

Dass sich Verantwortliche von Fußballklubs gegen ihrer Meinung nach unberechtigte oder auch maßlose Kritik der Medien zur Wehr setzen und sich vor ihre Angestellten stellen, ist nicht ungewöhnlich und auch legitim. Doch die Generalabrechnung von Rummenigge, Bayern-Präsident Uli Hoeneß und Sportdirektor Hasan Salihamidzic von diesem Freitag ging weit darüber hinaus. Die Kritik am, so Hoeneß wörtlich, "wichtigsten Klub Deutschlands" wurde gewissermaßen zur Staatsaffäre erklärt. Na Prost Mahlzeit, wenn das Schule macht.

Stefan Nestler, DW Sport

Beleidigte Leberwürste

"Geht es eigentlich noch?" Diese Worte Rummenigges kann man den hohen Herren des FC Bayern eigentlich nur zurückgeben. Der Rekordmeister hat vier Spiele in Serie nicht gewonnen, vor zwei Wochen gar ein Heimspiel mit 0:3 verloren. Das hat es sehr lange nicht gegeben. Das Wort "Krise" hat also durchaus seine Berechtigung. Und es ist das Recht und auch die Pflicht der Medien, nicht nur darüber zu berichten, sondern auch nach den Ursachen zu forschen und den Finger in Wunden zu legen. Anstatt dies auszuhalten, gebärden sich Rummenigge, Hoeneß und Salihamidzic wie beleidigte Leberwürste und verpacken das Ganze auch noch, als seien sie Menschenrechtsaktivisten. Hoeneß bezeichnet sich bei der Pressekonferenz gar als "großen Demokraten". Als solcher sollte er wissen, was Pressefreiheit bedeutet. Dieser Auftritt der Bayern-Granden war einfach nur peinlich.

Ein bisschen wie Trump

Wenn Rummenigge beklagt, dass kontinuierlich "falsche Fakten" (ein Widerspruch in sich) verbreitet würden, wenn er über die "Unart in Deutschland" schwadroniert, dass in den Medien nur noch zwischen Beratern und Verlagen "gedealt" werde, dann klingt er fast ein bisschen wie Donald Trump. Uli Hoeneß sogar noch mehr: Gerade erst hat er die Kritik der Medien als "respektlos" und "widerlich" gebrandmarkt, da wirft er dem an Paris St. Germain verkauften Spanier Juan Bernat vor, im Champions-League-Spiel in Sevilla "einen Scheißdreck gespielt" zu haben. Im Fall Mesut Özil, räumt Hoeneß auf Nachfrage ein, habe er sich vielleicht in der Wortwahl vergriffen, als er Özils Spielweise "Dreck" genannt habe: "Ich hätte besser Mist gesagt." Wir lernen: Die Würde des Menschen ist unantastbar - solange er Bayern-Spieler ist.

FCB-Pressesprecher Dieter Nickles beendet schließlich die Veranstaltung ziemlich abrupt mit den Worten: "Wir beschließen die Fragerunde, sonst geht es zu sehr ins Detail." Das sagt eigentlich alles darüber, wie die Bayern-Verantwortlichen Pressefreiheit interpretieren.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen