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FC Bayern: Müller spielt immer

Tobias Oelmaier
31. Oktober 2020

Egal, welche Spieler geschont werden beim FC Bayern - Thomas Müller ist im Team von Trainer Hansi Flick unverzichtbar. Dabei stand der unorthodoxe Angreifer vor einem Jahr noch vor dem Absprung aus München.

Bundesliga 1. FC Köln v FC Bayern München | Tor Müller
Bild: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images

Dieser Satz von Niko Kovac ist erst gut ein Jahr her: "Wenn Not am Mann sein sollte, wird er mit Sicherheit auch seine Minuten bekommen", hatte der damalige Bayern-Trainer über Weltmeister Thomas Müller gesagt. Dessen Stammplatz im Herbst 2019 war die Bank. Das Urgestein, der Lokalmatador, die Identifikationsfigur des FC Bayern schlechthin sinnierte öffentlich über einen Vereinswechsel zur Winterpause.

In der Saison 2020/2021 nun, nach dem Gewinn des Triples aus Meisterschaft, Pokal und Champions League, ist Thomas Müller aus der aktuellen Bayern-Mannschaft nicht mehr wegzudenken. Selbst dann, wenn Kovacs Nachfolger auf der Bank, Hansi Flick, die halbe Besetzung schont. Mitte Oktober, in der ersten Runde des DFB-Pokals beim Fünftligisten 1. FC Düren, stand Müller ebenso in der Startaufstellung wie jetzt im Bundesligaspiel beim 1. FC Köln, einer Art Pflichtprogramm zwischen den Auftritten in der Champions League. 

Da verzichtete der Coach, vor knapp einem Jahr nach einer blamablen 1:5-Niederlage in Frankfurt vom Co- zum Cheftrainer aufgestiegen, zwar auf den designierten Weltfußballer Robert Lewandowski, auf Abwehrchef David Alaba und Mittelfeld-Stabilisator Leon Goretzka - Thomas Müller aber ist unantastbar.

Der heimliche Chef

Müller ist inzwischen zum verlängerten Arm Flicks auf dem Spielfeld geworden, zum Kapitän ohne Binde. Der Trainer schenkt ihm Vertrauen, und Müller zahlt zurück. Sein Wort hat Gewicht in der Mannschaft - mit Witz, Charme aber auch mit Schärfe tritt er auch nach verkorksten Spielen vor die Mikrofone.

Thomas Müller (l.), verlängerter Arm von Trainer Hansi Flick (r.) auf dem PlatzBild: picture-alliance/Laci Perenyi

Richtig verkorkst war das 2:1 (2:0) bei den Kölnern am sechsten Bundesliga-Spieltag nicht, aber eben auch nicht Bayern-like. "Die Leidenschaft war da, da gibt es keinen Vorwurf an uns, aber spielerisch war es schon mal besser", analysierte Müller diesmal ohne seinen typischen Schalk bei den Kollegen von Sky.

Mal Galastar, mal Arbeitsschwein

Müller, oft nur auf seine Qualitäten als Torschütze und "Raumdeuter" reduziert, kann Spiele lesen. Das hat er gelernt mit seinen 31 Jahren. "Wir haben Tempo und Technik in unseren Reihen, aber wenn das nicht funktioniert, musst du halt auch das Arbeitsschweinchen rausholen", sagt er.

Und er übernimmt weiter Veranwortung. Dadurch, dass Lewandowski mit Blick auf die anstehenden Aufgaben in der Champions League in Salzburg und in der Bundesliga gegen Dortmund in München bleiben durfte, war Müller gegen Köln als Elfmeterschütze gefragt - und verwandelte sicher. Sein vierter Treffer in dieser Saison, seine achte Torbeteiligung im sechsten Spiel. Da mutete es fast schon sonderbar an, dass er beim 2:0 von Serge Gnabry nur als Gratulant schnell zur Stelle war, ansonsten aber nichts mit dem Treffer zu tun hatte.

Ganz nebenbei hat der doppelte Triple-Gewinner mit dem Erfolg in Köln auch den bisherigen Rekordhalter Oliver Kahn in einer internen Bayern-Statistik eingeholt. 260 Bundesliga-Siege im Trikot der "Roten", das hatte bisher nur der ehemalige Titan und heutige Vereins-Vorstand geschafft.

Weitere Rekorde im Visier 

Dass Müller durchaus auch Kahns Gesamt-Bestmarke einholen kann, ist durchaus möglich. Der Torwart hatte bevor er zu den Bayern wechselte schon 50 Mal mit dem Karlsruher SC gewonnen, kommt also auf einen Wert von 310 Siegen. Halten die Bayern allerdings ihre Schlagzahl bei, wäre "Radio Pähl", wie der aus dem Ort Pähl stammende Thomas Müller von seinen Teamkameraden ob seiner Redseligkeit gerne genannt wird, in zwei Jahren gleichgezogen. Wenn er denn weiter mitspielen darf.

Aber wie sagte schon sein damaliger Entdecker und Förderer Louis van Gaal im Jahre 2010? "Müller spielt immer". In der Nationalmannschaft gilt dagegen seit seiner offiziellen Ausbootung im März 2019 "Müller spielt nimmer". Allerdings häufen sich angesichts der brillanten Form Müllers die Stimmen, dass der Bundestrainer diese Entscheidung gegen Müller im DFB-Dress doch noch einmal überdenken möge.

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