Die USA-Reise des FC Bayern München wird vom Rekordmeister als großer Erfolg gewertet. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge lobt Jérôme Boateng und die "tolle Mannschaft". Derweil gibt es Gerüchte um Uli Hoeneß.
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"Das war die rundeste, interessanteste und erfolgreichste Tour", sagte Karl-Heinz Rummenigge und freute sich sichtlich über die Saisonvorbereitungs- beziehungsweise Werbe-Reise, die den deutschen Rekordmeister einmal mehr in die USA führte. Es sei, so Rummenigge, der "perfekte Spagat" zwischen den Interessen des Vereins und dem Sport gelungen. Tatsächlich sah es abseits von Fanaktionen und dem Besuch der NASA-Zentrale in Houston auch sportlich sehr gut aus: Mit 3:1 besiegte der FC Bayern seine "Nemesis" aus der Champions League, Spaniens Rekordmeister Real Madrid, und hinterher auch den AC Mailand mit 1:0.
"Wir haben eine tolle Mannschaft", lobte Rummenigge daher, wohl wissend, dass die Mannschaft auf der einen oder anderen Position noch toller werden soll - ja werden muss - wenn man nicht nur den achten Meistertitel in Folge, sondern nach 2013 auch endlich wieder die Königsklasse gewinnen möchte. Namen möglicher Neuzugänge kursieren viele, richtig konkret ist offenbar noch keiner. Trotzdem bleibe es weiterhin das Ziel, noch den einen oder anderen Transfer bewerkstelligen.
Boateng: Geht er oder bleibt er?
Ganz konkret ist ebenfalls noch nicht, für welchen Verein Jérôme Boateng in der anstehenden Saison auflaufen wird. Bleibt er München? Geht er? Eigentlich sollte der 30-jährige Innenverteidiger den FC Bayern verlassen, nachdem er schon in der vergangenen Saison in der Hierarchie zurückgefallen war und im Sommer mit Lucas Hernandez und Benjamin Pavard zwei neue Innenverteidiger verpflichtet wurden. Doch noch ist Boateng da - und Rummenigge voll des Lobes: "Wie sich Jérôme innerhalb der Mannschaft und des Klubs bewegt hat, war sehr positiv. Er hat Pluspunkte gesammelt", erklärte der Vorstandschef.
Abwehrchef soll aber ein anderer werden: Niklas Süle. Es sei die Aufgabe des 23-Jährigen, so Rummenigge, "Boss in der Abwehr zu werden". An der Spitze der internen Hackordnung sieht Rummenigge nach den Abgängen von James Rodriguez, Mats Hummels, Franck Ribéry und Arjen Robben in erster Linie Kapitän Manuel Neuer und Torjäger Robert Lewandowski.
Dahinter soll sich Süle einreihen, den Trainer Niko Kovac in der vergangenen Saison zum Stamm-Verteidiger gemacht hatte, während Hummels und Boateng ihren Platz in der Startelf nicht sicher hatten. Nun muss er sich eben gegen Hernandez und Pavard behaupten – und möglicherweise gegen einen weiteren Neuzugang, obwohl es unwahrscheinlich ist, dass die Bayern noch einen Verteidiger holen werden.
Hört Uli Hoeneß auf?
Unterdessen scheint ein ganz wichtiger Bayern-Player seine Karriere beim Rekordmeister nicht mehr fortsetzen zu wollen: Nach Informationen der "Bild"-Zeitung will Bayern-Präsident Uli Hoeneß im November nicht mehr zur Wiederwahl antreten. Ein Vereinssprecher wollte sich während der USA-Reise des deutschen Fußball-Meisters dazu jedoch nicht äußern. Es wäre das Ende einer Ära: Der 67-Jährige hatte erst als Spieler und dann als Macher zahlreiche nationale und internationale Erfolge mit dem Klub gefeiert, dessen Stellung als deutscher Branchenführer er systematisch ausbaute.
Wie die "Bild" außerdem schreibt, will Hoeneß auch den Posten als Aufsichtsratschef abgeben. Für dieses Amt hatte er sich erst im vergangenen Dezember bis 2022 bestätigen lassen. Hoeneß wollte sich in dem Zeitungsbericht selbst nicht äußern. Neben dem Wunsch, etwas kürzer zu treten, soll auch die Kritik an seiner Person auf der vergangenen Mitgliederversammlung zur Entscheidung beigetragen haben, sich zurückzuziehen.
Uli Hoeneß: Abgang des Patriarchen
Nach 40 Jahren als Manager und Präsident tritt Uli Hoeneß aus der ersten Reihe des FC Bayern München zurück. Damit endet beim deutschen Fußball-Rekordmeister eine Ära.
Bild: Getty Images/Bongarts/A. Hassenstein
Jüngster Manager
Weil sein Knie kaputt ist, muss der Weltmeister von 1974 seine Karriere als Spieler 1979 im Alter von nur 27 Jahren beenden. Bayern-Präsident Willi Hoffmann macht Uli Hoeneß zum jüngsten Vereinsmanager der Bundesliga-Geschichte. Eigentlich wollten die Verantwortlichen des deutschen Fußball-Rekordmeisters Rudi Assauer nach München holen, doch der sagte ab.
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Den WG-Spezi zurückgeholt
Noch als Spieler beweist Hoeneß sein Managertalent. 1978 vermittelt er den Bayern einen Sponsorenvertrag mit einem Unternehmen aus seiner Heimatstadt Ulm. Einziger Verwendungszweck für das Geld: die Rückkehr seines Spezis Paul Breitner (r.) von Eintracht Braunschweig an die Isar. Mit Breitner teilte sich Hoeneß in seinen Anfangstagen in München eine WG.
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Der erste große Deal
Verbindlichkeiten in Höhe von sieben Millionen D-Mark drücken den deutschen Fußballrekordmeister, als Hoeneß seinen Job als Klubmanager antritt. "Das Wichtigste war, den FC Bayern schuldenfrei zu machen", erinnert sich Hoeneß. "Da habe ich den Karl-Heinz Rummenigge verkauft." Elf Millionen Mark spült der Transfer in die Kasse - und der Verein ist auf einen Schlag schuldenfrei.
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Erzfeind Lemke
Hier stoßen sie noch mit Bier an, doch wenig später fliegen die Fetzen zwischen Hoeneß (l.) und Willi Lemke (r.). Der Manager des SV Werder Bremen - Mitte der 1980er-Jahre zweimal Vizemeister, einmal Meister - stichelt gegen die Bayern und gegen Hoeneß, dem er eine "Arroganz, die nicht zu überbieten ist" vorwirft. Hoeneß nennt Lemke einen "Volksverhetzer", durch den er "hassen gelernt" habe.
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Schlagabtausch mit Daum
Legendär ist auch der Streit zwischen Hoeneß (r.) und dem Kölner Trainer Christoph Daum (2.v.l.) 1989 im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF. "Du überschätzt dich maßlos. Du musst mal nach oben schauen. Das ist ein Ball, kein Heiligenschein", sagt Hoeneß mit Blick auf die Studiodekoration. "Um dein Maß an Überschätzung zu erreichen, muss ich hundert Jahre alt werden", kontert Daum.
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Eine spezielle Verbindung: Hoeneß und Heynckes
"Die vorzeitige Trennung von Heynckes 1991 war mein schwerster Fehler", sagt Hoeneß später. "Ich bin sicher, dass er uns noch weit gebracht hätte." Hoeneß macht seinen Fehler später wieder gut. Dreimal holt er Heynckes, mit dem ihn eine lange Freundschaft verbindet, später noch als Trainer nach München. Mit großem Erfolg ...
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Triple 2013
... Unter Trainer Heynckes gewinnen die Bayern 2013 das Triple aus deutscher Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League. Als sich Hoeneß mit den Trophäen des erfolgreichen Jahres (links von ihm auch noch der UEFA-Supercup) präsentiert, liegt der Wechsel vom Managerposten auf den Präsidentenstuhl des FC Bayern bereits vier Jahre zurück (2009).
Bild: picture-alliance/dpa
Er kann auch herzlich
Auch dafür steht Uli Hoeneß: Er hilft, wo er kann. Vereine wie der FC St. Pauli und sogar Liga-Konkurrent Borussia Dortmund profitieren von seiner Großzügigkeit. Auch ehemalige Teamgefährten wie der ehemalige alkoholkranke Gerd Müller und Spieler wie Sebastian Deisler (Burnout-Syndrom) oder Dietmar Hamann (Alkohol- und Spielsucht) können in der Not auf seine Hilfe zählen.
Bild: picture-alliance/dpa
Zwischen Volksnähe und Wutrede
Hoeneß' Verhältnis zu den Fans ist ambivalent. Mal gibt er sich volksnah, wie hier, als er Würstchen an die Bayern-Anhänger verteilt. Mal lässt er sich zu Wutreden hinreißen, wenn ihn Fans aus seiner Sicht zu kritisch angehen - wie bei der Jahreshauptversammlung der Bayern 2007, als er mit hochrotem Kopf ins Mikro brüllt: "Das ist populistische Scheiße. Was glaubt ihr eigentlich, wer ihr seid?"
Bild: picture-alliance/Sven Simon/F. Hoermann
Tränen in Zeiten der Steueraffäre
Man mag Uli Hoeneß vieles vorwerfen können, aber nicht, dass er aus seinem Herzen eine Mördergrube macht. Wenn er emotional berührt ist, wie bei der Jahreshauptversammlung 2013, schämt er sich auch seiner Tränen nicht. Zu dieser Zeit wird gegen Hoeneß wegen Steuerhinterziehung ermittelt. Im Zuge der Affäre gibt er alle Ämter beim FC Bayern auf.
Bild: Reuters
Gut anderthalb Jahre im Gefängnis
Im März 2014 verurteilt das Landgericht München II den Fußballfunktionär wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 28,5 Millionen Euro zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren. Hoeneß akzeptiert das Urteil. Nach gut anderthalb Jahren im Gefängnis kommt er Ende Februar 2016 wieder auf freien Fuß, der Rest seiner Strafe wird zur Bewährung ausgesetzt. Im selben Jahr wird Hoeneß wieder Bayern-Präsident.
Bild: Reuters
Doppelspitze - nicht immer einer Meinung
Mit Vorstandschef Rummenigge (l.) - dem Spieler, den er einst als Manager verkaufte - bildet der Klubpräsident seit Jahren eine Doppelspitze. Nicht immer sprechen sie mit einer Stimme. So stellte sich Hoeneß in der vergangenen Saison demonstrativ hinter Trainer Niko Kovac, während sich Rummenigge deutlich kritischer äußerte.
Bild: picture-alliance/dpa/Revierfoto
Mehr Zeit für Susanne
Die "Bild"-Zeitung hatte als Erste berichtet, Hoeneß werde sich im November nicht mehr als Bayern-Präsident zur Wiederwahl stellen. Er selbst bestätigte das zunächst nicht, sondern teilte seinen Entschluss Wochen später zunächst den Kollegen vom Aufsichtsrat mit. Im November tritt er ab und hat damit wieder mehr Zeit für seine Ehefrau Susanne (l.), mit der er seit 1973 verheiratet ist, und ...
Bild: picture-alliance/nordphoto/Straubmeier
Gefühl auch für den kleinen Ball
... dafür, sein Handicap (23) beim Golfen zu verbessern. "Ich glaube, dass Fußballspieler prädestiniert sind, gute Golfspieler zu sein", sagt Hoeneß über sein Hobby. "Erstens sind sie alle sehr sportlich. Zweitens haben sie ein gewisses Ballgefühl. Das heißt, sie haben den Vorteil, ohne große Übung einen Ball schlagen zu können."