Nach dem Versagen einer Raketenstufe mussten zwei ISS-Astronauten kurz nach dem Abheben in Baikonur notlanden. Den Astronauten geht es gut. Der Vorfall führt bei der ISS zu Verzögerungen bei Außenarbeiten.
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Eine Ersatzmannschaft für die Internationale Raumstation (ISS), bestehend aus dem NASA-Astronauten Nick Hague und dem Roskosmos-Kosmonauten Alexej Owtschinin, musste kurz nach dem Start in Baikonur eine Notlandung einleiten, melden die russischen Nachrichtenagenturen Interfax und RIA.
Die Rakete hatten um 8:40 UTC abgehoben. Dann gab es offenbar ein Problem beim Zünden einer Raketenstufe. Die NASA bestätigte den Vorfall per Twitter-Meldung.
Rettungskräfte hätten die Kapsel bereits an einem Fallschirm hängend niedergehen sehen und befänden sich etwa anderthalb Stunden von dem Landungsort in Kasachstan entfernt. Etwas später war die Kapsel dann sicher am Boden gelandet. Es bestand Kontakt zu den beiden Raumfahrern und diesen ging es gut, berichten Roskosmos-Vertreter in Baikonur sowie die NASA.
Am frühen Abend war es dann so weit: Die beiden Unglückspiloten wurden sicher aus der Kapsel geholt und konnten sich zurück am Kosmodrom in Bajkonur von ihrem Schreck erholen.
Drei Raumfahrer heil zurückgekehrt
Schon am Donnerstag waren die Raumfahrer Oleg Artemjew, Drew Feustel und Ricky Arnold von der ISS zurückgekehrt und wohlbehalten mit ihrer Sojus-Kapsel in kasachischen Steppe gelandet. Hague und Owtschinin hätten sie ersetzen sollen.
Derzeit hat der deutsche Astronaut Alexander Gerst das Kommando an Bord der ISS. Zur Crew von Gerst, der im Dezember zurückkehren soll, gehören die US-Astronautin Serena Aunón-Chancellor und der russische Kosmonaut Sergej Prokopjew.
Außeneinsatz verschiebt sich
Durch den Fehlstart werden sich Arbeiten auf der ISS deutlich verzögern, bestätigte ein ESA-Sprecher gegenüber der Deutschen Welle. Eigentlich sollte der NASA-Astronaut Nick Hague bereits am 19. Oktober gemeinsam mit Alexander Gerst einen Außeneinsatz an der ISS durchführen. Ein zweiter Außeneinsatz war für den 25. Oktober geplant. Diese Einsätze werden nun nicht planmäßig stattfinden können.
Bei den Außeneinsätzen sollten Gerst und Hague alte Nickel-Cadmium-Batterien gegen neue Lithium-Ionen-Batterien auszutauschen. Die Batterien werden von den Solarpaneelen der Raumstation gespeist und versorgen sie mit Strom. Der Einbau der neuen Batterien hatte sich schon einmal verzögert. Eigentlich sollten die Außeneinsätze bereits im September stattfinden.
Dazu kam es aber nicht, weil der Start des japanischen Versorgungsraumschiffs HTV-7 mit den neuen Batterien an Bord aufgrund schlechten Wetters und einer nötigen technischen Überprüfung des Antriebs verschoben werden musste.
Einzelfälle oder eine Pannenserie?
Es ist nicht die erste Panne, mit der die derzeitige ISS-Besatzung zurechtkommen muss: Anfang September war es durch ein winziges Loch in einem Teil einer Sojus-Kapsel zu einem Druckabfall in der ISS gekommen. Die Besatzung konnte das Loch schnell mit Epoxidharz schließen.
Allerdings ermittelt die Weltraumagentur Roskosmos noch immer, wer das Loch in die Außenwand gebohrt hatte - ob es im Weltraum geschah oder bereits vor dem Start. Die drei Raumfahrer, die am Donnerstag zurückgekehrt waren, hatten für die Nachforschungen Luftfilter aus dem Klimasystem der ISS mitgebracht. Diese sollen nun auf mögliche Metallsplitter untersucht werden.
Foto-Album eines Astronauten
2014 war der deutsche Astronaut Alexander Gerst zum ersten Mal für ein halbes Jahr auf der Internationalen Raumstation. Aus dem All hat er wichtige Forschungsergebnisse mitgebracht - aber auch beeindruckende Fotos.
"Hallo Berlin, von hier oben sieht man keine Grenzen!", twitterte Alexander Gerst am 9. November 2014, dem 25. Jahrestag des Mauerfalls. In 166 Tagen führte er Experimente in zahlreichen wissenschaftlichen Disziplinen durch. Eine wichtige Forschungs-Leistung! Aber Alexander Gerst berührt Menschen auch emotional - durch das Bild, das er von unserem "Blue Dot" vermittelt.
Bild: Alexander Gerst/ESA/picture-alliance/dpa
Gerst beobachtete Polarlichter
"Durch Polarlichter zu fliegen lässt sich nicht in Worte fassen", meint Alexander Gerst. Er hat dieses Naturphänomen von der ISS aus beobachtet. Und er verfolgte ein wissenschaftliches Ziel dabei: Er wollte den Einfluss elektromagnetischer Strahlung auf elektronische Geräte erforschen.
Die Sahara wird oft als endlose Wüste bezeichnet. Die Aufnahmen von Alexander Gerst über Libyen zeigen, dass auch die sandigsten Dünen einen Ausgangs- und Endpunkt haben.
Bild: ESA/NASA
Zeit zum Aufstehen!
Die meisten Menschen in Florida schliefen wahrscheinlich noch, als Alexander Gerst und seine Kollegen diesen Schnappschuss kurz vor Sonnenaufgang machten. Wenn sie wüssten, dass sechs Astronauten im All sie beim Schlummern beobachteten ...
Bild: picture-alliance/dpa/NASA
Meteoritenkrater aus dem All betrachtet
Es ist weder ein Berg, noch ein Vulkan. Auf diesem Foto von Gerst ist ein Meteoritenkrater in Arizona zu sehen. Der Krater misst 1186 Meter im Durchmesser und ist ganze 180 Meter tief.
Es scheint nur ein winziges Loch in der Wolkendecke zu sein - doch tatsächlich hat dieses Loch einen Durchmesser von 80 Kilometern! Obwohl es sehr faszinierend aussieht, richten Taifune wie dieser regelmäßig enormen Schäden an der Erdoberfläche an.
Alexander Gersts Bilder zeigen unverfälschte Momentaufnahmen. Dieses Foto zeigt eine besorgniserregende Entwicklungen: den Konflikt zwischen Israel und Gaza - fliegende Raketen und Explosionen.
Bild: picture-alliance/dpa/ESA/NASA
Glühende Atmosphäre
Ein besonderes Phänomen: Auch auf der Erde hat man selten die Chance, Nordlichter beobachten zu können. Gerst hatte das Glück, dieses wunderbare Bild aus dem Weltraum schießen zu können.
Bild: ESA/NASA
Fotos kein reiner Zeitvertreib
Astronauten stellen ihre Fotos auch für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung: Die Bilder der vom Wind zerklüfteten Täler in Nordafrika können zu Vergleichsstudien herangezogen werden. So kann man Veränderungen in der Landschaft feststellen - und analysieren, welchen Anteil der Mensch an solchen Veränderungen hat.
In vielen Regionen der Welt ist Süßwasser Mangelware. Die Kreise auf dem Bild sind nicht das Werk von Außerirdischen, sondern Bewässerungsanlagen in trockenen Gebieten Mexikos. Einige Experimente von Gerst beschäftigten sich auch mit Nahrungsversorgung. Die Astronauten pflanzten auf der ISS Salat an und arbeiteten daran, den Wasserverbrauch der Pflanzen zu verringern.
Bild: ESA/NASA
Wie ein Ölgemälde
Einige von Gersts Bildern sehen aus wie Meisterwerke berühmter Maler. Dieses Foto zeigt tatsächlich einen kurvenreichen Fluss in Kasachstan, der sich durch die Landschaft frisst. Auch Altarme, die vom Hauptfluss abgeschnitten sind, kann man auf dieser Aufnahme entdecken.