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Politik

Feierliches Gedenken an die Opfer von Nizza

7. November 2020

"Der Feind hat einen Namen", sagt Frankreichs Regierungschef Castex bei der Zeremonie. Es sei der radikale Islamismus, der die muslimische Religion entstelle.

Frankreich Nizza Gedenken an die Opfer des Terroranschlags
Bild: Valery Hache/Getty Images

Frankreich hat der Todesopfer des mutmaßlich islamistischen Anschlags von Nizza gedacht. Ministerpräsident Jean Castex brachte in der Küstenstadt sein "Mitgefühl" und seine "Empörung" zum Ausdruck. Während der Zeremonie auf dem Schlosshügel waren Fotos der Getöteten aufgestellt. Castex verlieh ihnen posthum die nationale Anerkennungsmedaille für Opfer des Terrorismus. "Drei Menschen wurden ermordet, weil sie friedlich ihre Religion ausübten", so der Regierungschef.

"Empörung" und "Mitgefühl": Jean CastexBild: Valery Hache/REUTERS

"Der Feind - wir kennen ihn. Er hat einen Namen: Er heißt radikaler Islamismus", sagte Castex. Als politische Ideologie entstelle dieser die Religion der Muslime, "indem er ihre Texte, Dogmen und Gebote verfälscht". Es sei "ein Feind, den die Regierung unerbittlich bekämpft, indem sie sich mit den notwendigen Mitteln ausstattet und täglich all ihre Kräfte mobilisiert".

Schönheit und Schrecken

An der Gedenkfeier nahmen auch die Familien der Opfer teil, die jeweils ein Lied oder ein Gedicht ausgesucht hatten, welches vorgetragen wurde. Am Ende der Zeremonie sang ein Chor den Song "What a Wonderful World" ("Was für eine wundervolle Welt") des US-amerikanischen Sängers Louis Armstrong - ein Hymne auf die Schönheit des Lebens im Kontrast zu allen Katastrophen.

Familien der Opfer während der ZeremonieBild: Aventurier Patrick/ABACA/picture alliance

Ende Oktober hatte der mutmaßliche Attentäter den Küster und zwei Frauen in der Basilika von Nizza brutal mit einem Messer getötet. Bei seiner Festnahme rief der 21-jährige Tunesier mehrfach "Allahu Akbar" ("Gott ist groß"). Die französische Regierung geht deshalb von einem "islamistischen Terroranschlag" aus. Auch neun Tage nach der Attacke war der Mann, der durch Schüsse schwer verletzt wurde, noch nicht vernehmungsfähig.

"Nizza trägt eine große Last"

"Es ist Frankreich, das immer wieder im Fadenkreuz des Terrorismus steht", sagte Castex. Nizza habe dabei einen großen Teil dieser Last tragen müssen. Der Ministerpräsident verwies auch auf das Attentat im Juli 2016, als ein Mann mit einem Lastwagen auf der Promenade des Anglais in die Menge der Spaziergänger raste. 86 Menschen wurden damals getötet.

Zu den Gästen zählten auch Prinzessin Charlène und Prinz Albert II. von MonacoBild: Valery Hache/REUTERS

Der jüngste Anschlag von Nizza folgte der Enthauptung des Lehrers Samuel Paty Mitte Oktober. Laut den Ermittlern sah sich der mutmaßliche Täter von Paris dadurch angestachelt, dass Paty im Unterricht Mohammed-Karikaturen gezeigt hatte. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte am Donnerstag versichert, sein Land befinde sich nicht in einem Kampf gegen den Islam. Der Kampf richte sich vielmehr gegen "die Aufklärungsfeindlichkeit, den Fanatismus, den gewalttätigen Extremismus" - aber "niemals gegen eine Religion".

Unterdessen rufen die katholischen Bischöfe in Frankreich zu Respekt und Solidarität auf. In einer Erklärung anlässlich der Gedenkfeier in Nizza schreiben sie, die tödlichen Angriffe der jüngsten Zeit seien "vorbehaltlos" zu verurteilen. Zugleich fragt die Bischofskonferenz: "Was wäre, wenn wir mit Respekt und Brüderlichkeit anfingen?" Die Freiheit müsse ohne Schwäche verteidigt werden. "Bedeutet dies, dass die Meinungsfreiheit keine Zurückhaltung gegenüber anderen kennen und die Notwendigkeit von Debatten und Dialogen ignorieren darf?"

Hier wurde die Tat verübt: Basilika Notre-Dame-de-l'Assomption im Zentrum NizzasBild: Glories Francois/ABACA/picture alliance

Gläubige könnten wie alle Bürger durch Spott und auch durch beleidigende Karikaturen verletzt werden, so die Bischöfe weiter. Zugleich erinnern sie an eine gemeinsame Erklärung von Papst Franziskus mit dem muslimischen Großimam Ahmad Al-Tayyeb von 2019. Darin hatten beide betont, Religionen dürften niemals Krieg auslösen, Hassgefühle hervorrufen oder zu Feindseligkeit, Extremismus oder Blutvergießen einladen.

jj/rb (dpa, afp, rtr, kna)

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