Felix Baumgartner stürzt bei Routineflug in den Tod
18. Juli 2025
Nach dem Tod des österreichischen Extremsportlers Felix Baumgartner soll eine Obduktion dabei helfen, die Unglücksursache zu klären. Der 56-Jährige war am Donnerstag mit einem motorisierten Gleitschirm im Badeort Porto Sant'Elpidio an der italienischen Adriaküste abgestürzt. Die Nachrichtenagentur APA meldet unter Berufung auf Zeugen, Baumgartner sei gegen eine Holzhütte am Swimmingpool des Feriendorfes "Le Mimose del Club des Sole" geprallt - sofortige Wiederbelebungsversuche seien erfolglos geblieben. Eine Mitarbeiterin des Hotels wurde durch ein Trümmerteil verletzt.
Im Zentrum der Ermittlungen stehen vor allem zwei Fragen: Hat der lizenzierte Hubschrauberpilot und Ballonfahrer während des Fluges einen Herzstillstand oder einen Schwächeanfall erlitten? Oder wies das Sportgerät einen technischen Defekt auf, der zu dem Unfall führte? Die italienische Zeitung "Corriere della Sera" folgt in einem Bericht der erstgenannten Hypothese und schreibt, Baumgartner sei zum Zeitpunkt des Aufpralls bereits tot gewesen.
"Zu viel Wind"
Nur wenige Stunden zuvor hatte er auf Instagram ein Video veröffentlicht, das ihn bei seinen Vorbereitungen für den Flug zeigt. "Mann bei der Arbeit" kommentierte der gelernte Maschinenschlosser und fügte hinzu: "Zu viel Wind." Doch im Vergleich mit früheren Rekorden war dieser letzte Flug eine harmlose Routineangelegenheit.
Baumgartner, der in Salzburg geboren wurde, ließ sich mit 18 Jahren vom österreichischen Bundesheer verpflichten, wo er eine Ausbildung als Fallschirmspringer erhielt. Schon als Kind hatte er vom Fliegen geträumt. In Interviews sprach er immer wieder über diese Leidenschaft; später ließ er sich den Schriftzug "Born to fly" ("geboren, um zu fliegen") auf den Unterarm tätowieren. "Manchmal muss man ganz nach oben, um zu verstehen, wie klein wir wirklich sind", war einer der Sätze, mit denen er zitiert wurde. Ein anderer lautete: "Ich fühle mich in der Luft zu Hause - so wie Seeleute auf See oder Bergsteiger in den Bergen."
Auf dem Weg ganz nach oben absolvierte er viele Zwischenschritte. 1997 wurde er vom Konzern Red Bull unter Vertrag genommen, der nicht nur Akteure im Fußball und der Formel 1, sondern auch zahlreiche Extremsportler sponsert. Schon zuvor hatte Baumgartner seinen ersten Objektsprung absolviert, also einen Absprung mit Fallschirm von einem Bauwerk. Die Sportart ist als Base-Jumping bekannt.
Häuser, Masten, Brücken, Klippen
Der erste Wortteil ist ein Akronym aus den Anfangsbuchstaben der englischen Begriffe Building (Gebäude), Antenna (Sendemast), Span (Spannweite, hier für: Brücke) und Earth (Erdboden, hier im Sinne von Erhebungen wie Felsklippen) - damit sind die vier Kategorien bezeichnet, in denen Sprünge möglich sind. Die technischen Hilfsmittel, in erster Linie die Fallschirme, müssen speziell an die jeweilige Situation angepasst werden.
Baumgartner stellte in der Folge mehrere Weltrekorde auf, darunter den für den Gebäudeabsprung aus größter Höhe (von den Petronas Towers in Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur, 451 Meter über der Erde) und für den niedrigsten Sprung über festem Boden (von der Jesus-Statue im brasilianischen Rio de Janeiro aus 29 Metern Höhe). 2003 gelang es ihm, den Ärmelkanal als erster Mensch ohne motorische Hilfe zu überqueren: mit Carbonflügeln, die eine Spannweite von 1,80 Metern aufwiesen.
Im freien Fall zur Erde
Weltweit bekannt wurde der Mann, der in seiner sportlichen Karriere stets die Öffentlichkeit suchte, durch ein Wagnis, das fünfjährige Vorarbeit nötig machte. Nie zuvor hatte irgendjemand im freien Fall die Schallgeschwindigkeit erreicht. Das Projekt "Stratos" war nicht allein technisch anspruchsvoll - es brachte auch mentale Hürden mit sich, die nur wenige überwinden können; Baumgartner nahm hierfür psychologische Hilfe in Anspruch.
Am 14. Oktober 2012, nach mehreren Testsprüngen im gleichen Jahr und am 65. Jahrestag des ersten Überschallfluges, war es soweit: Etwa 200 Fernsehsender auf der ganzen Welt übertrugen live, wie ein Heliumballon den Österreicher, der in einer Druckkapsel saß, in eine Höhe von 39 Kilometern in die Stratosphäre zog, also in die zweitunterste Schicht der Atmosphäre, die mit Flugzeugen nicht erreicht werden kann. Bei den logistischen Vorbereitungen hatten die US-Luftwaffe und die US-Raumfahrtbehörde NASA geholfen.
1357,6 Kilometer pro Stunde
Mehr als sieben Millionen Menschen vor den Bildschirmen sahen Baumgartner im Schutzanzug aus der Kapsel springen und genau vier Minuten und 20 Sekunden lang insgesamt 36.402 Meter im freien Fall nach unten schießen. Die erreichte Spitzengeschwindigkeit von 1357,6 Kilometer pro Stunde bedeutete ebenso einen neuen Weltrekord wie der höchste Absprung und die höchste bemannte Ballonfahrt (jeweils 38.969 Meter) sowie der längste freie Fall. Eineinhalb Kilometer über dem Boden löste er den Fallschirm aus und schwebte in fünf weiteren Minuten im US-Bundesstaat New Mexico zur Erde.
Baumgartner, der aus steuerlichen Gründen zuletzt zwischen der Schweiz und den Vereinigten Staaten pendelte, hatte nach diesem Erfolg seinen Rückzug aus dem professionellen Extremsport angekündigt. In sozialen Medien blieb er jedoch aktiv - und löste mit einigen Einträgen Empörung aus, etwa dem Vorschlag, dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban wegen dessen einwanderungsfeindlichen Kurses den Friedensnobelpreis zu verleihen. Er habe "den Luxus und die Freiheit - um das beneiden mich auch viele - meine Meinung sagen zu können", erklärte Baumgartner einmal.
Sein langjähriger Sponsor Red Bull würdigte ihn nun mit den Worten: "Danke, dass du warst, wie du warst. Klar, fordernd, kritisch - zu anderen, vor allem aber zu dir selbst." Baumgartner habe sich nie den leichten Weg ausgesucht, sondern die größten Herausforderungen mit Akribie, Verstand, Genauigkeit und Mut gemeistert.
jj/se (dpa, afp, munzinger)
Redaktionsschluss: 17.00 Uhr (MESZ) - dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.