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Politik

Fessenheim 1 ist vom Netz

22. Februar 2020

Atomkraftgegnern gilt das französische AKW Fessenheim an der Grenze zu Deutschland schon seit Jahrzehnten als Sicherheitsrisiko. Nun wurde einer der beiden Reaktoren abgeschaltet.

Frankreich Kernkraftwerk
Bild: picture-alliance/AP Images/J. F. Badias

Im Atomkraftwerk Fessenheim im Elsass (Artikelbild) ist der erste der beiden Reaktoren erfolgreich vom Netz genommen worden. Planmäßig wurde Reaktor Nummer 1 am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) abgeschaltet, wie der Betreiber Electricité de France (EDF) mitteilte.

Das in der Nähe der deutschen Grenze gelegene AKW hatte vor 43 Jahren den Betrieb aufgenommen und war damit das älteste Frankreichs. Deutschland und die Schweiz drängten seit Jahren auf seine Stilllegung. Fessenheim liegt in einem Erdbebengebiet am Rheinseitenkanal (frz.: Grand Canal d'Alsace). Zudem ist das Atomkraftwerk nur unzureichend gegen einen Anschlag oder Flugzeugabsturz geschützt. Auch kam es immer wieder zu Pannen.

Zeitverzug

Ursprünglich hatte die französische Regierung das Aus für Fessenheim bereits für Ende 2016 versprochen, nun setzte Präsident Emmanuel Macron den Plan um. Die Abschaltung des 900-Megawatt-Druckwasserreaktors (Block 1) hatte am Freitagabend begonnen. Das Verfahren sei normal verlaufen, im Kontrollraum sei es aber emotional zugegangen, berichtete EDF.

Am 30. Juni 2020 soll dann auch Block 2 abgeschaltet werden. Anschließend beginnt der Rückbau des AKW. Die Brennelemente sollen bis zum Jahr 2023 entfernt werden. Die Demontage des Meilers könnte bis 2040 dauern, heißt es.

Gebaut in den 1970er Jahren: das AKW Fessenheim aus der NäheBild: Reuters/V. Kessler

Solange der zweite Block noch in Betrieb sei, bestehe weiter ein enormes Risiko, betonte Franz Untersteller, der Umweltminister des benachbarten deutschen Bundeslandes Baden-Württemberg. "Es ist Fakt, dass Fessenheim den Sicherheitsanforderungen an ein modernes Kraftwerk nicht genügt. Das haben wir uns schon vor Jahren gutachterlich bestätigen lassen", sagte der Grünen-Politiker. Die Sicherheitsreserven seien deutlich geringer als bei den letzten sechs Kernkraftwerken, die in Deutschland noch in Betrieb sind.

Teilausstieg

Frankreich wird nach der kompletten Abschaltung des AKW Fessenheim noch über 56 Reaktoren verfügen, die rund 70 Prozent des Stroms im Land liefern. Das ist mit Abstand der höchste Anteil weltweit, bis 2035 soll er auf 50 Prozent sinken. Kritiker werfen Deutschland vor, hierzulande Atomkraftwerke abzuschalten und zugleich Atomstrom aus Frankreich zu importieren.

wa/mak (afp, dpa)

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