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Politik

Festnahmen bei LGBTQ-Umzug in Istanbul

26. Juni 2021

Unter dem Motto "Die Straße gehört uns" hatte die LGBTQ-Community zur "Istanbul Pride"-Parade aufgerufen. Den türkischen Behörden gefiel dieser angebliche Verstoß gegen die Moral gar nicht.

Türkei I Pride Parade in Istanbul
Bunt: Teilnehmer der "Istanbul Pride"-ParadeBild: Bulent Kilic/AFP/Getty Images

Einem Demonstrationsverbot zum Trotz sind in der türkischen Millionenmetropole Istanbul Hunderte Menschen durch die Straßen gezogen, um mehr Rechte für die LGBTQ-Gemeinschaft einzufordern. Die Polizei setzte Tränengas gegen Teilnehmer ein, wie Reporter aus dem europäischen Zentrum der Stadt berichteten. Auch Plastikgeschosse seien in die Menge gefeuert worden, hieß es.

Mehrere Menschen wurden festgenommen, darunter ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP. Die Journalistenorganisation "Reporter ohne Grenzen" und die Nachrichtenagentur forderten die türkischen Behörden auf, den Mann umgehend wieder freizulassen.

Die Parade "Istanbul Pride" stand unter dem Motto "Die Straße gehört uns". Die Teilnehmer kritisierten unter anderem ein zunehmend LGBTQ-feindliches Klima in der Türkei. Das englische Kürzel LGBTQ steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans- und queere Menschen.

"Den Krieg erklärt"

Wenige Stunden vor Beginn war die Parade von der zuständigen Stadtteilregierung untersagt worden. Zur Begründung verwies sie auf ein Gesetz, das Demonstrationsverbote unter anderem wegen Verstoßes gegen die "Moral" ermöglicht.

"In der Türkei sind wir seit 2015 mit einem radikalen Wandel der Regierungspolitik gegenüber LGBTQ-Menschen konfrontiert", sagte Yildiz Tar von der Organisation Kaos GL der Deutschen Presse-Agentur. Der Staat habe der Community "den Krieg erklärt". Die Regierung übe eine Politik aus, die darauf abziele, die Feindschaft gegenüber LGBTQ im "gesamten Volk zu verbreiten".

Energisch: Die türkische Polizei greift durchBild: Emrah Gurel/AP/dpa/picture alliance

Nach einer großen Pride-Parade mit mehr als 100.000 Teilnehmern im Jahr 2014 hatten die türkischen Behörden den Umzug in den vergangenen Jahren stets untersagt - offiziell aus Sicherheitsgründen. LGBTQ-Gruppen werfen der Regierung in Ankara vor, mit einer "Hass-Kampagne" zu gewaltsamen Angriffen aufzustacheln. Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat LGBTQ in der Vergangenheit immer wieder verbal attackiert.

Zu Beginn der Woche war in Istanbul zudem ein "Picknick" anlässlich der sogenannten Pride-Week untersagt worden. Utensilien in Regenbogenfarben wurden beschlagnahmt. Bereits im vergangenen Jahr hatte das türkische Handelsministerium angeordnet, Produkte mit Symbolen für sexuelle und Gender-Vielfalt als ungeeignet für Menschen unter 18 Jahren zu kennzeichnen.

wa/ml (dpa, afp)

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