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Politik

Festnahmen nach Anschlag in Nordirland

20. Januar 2019

Der Autobombenanschlag in Londonderry geht nach Einschätzung der Polizei vermutlich auf das Konto einer Splittergruppe der IRA. Angesichts des Brexit-Streits um die Grenze zu Irland wächst die Sorge vor neuen Bluttaten.

Nordirland Londonderry Autobombe Untersuchung
Bild: Reuters/C. Kilcoyne

Vier tatverdächtige Männer seien am Sonntag gefasst worden, teilte die nordirische Polizei mit. Die Ermittler vermuten, dass eine Splittergruppe der militanten irisch-republikanischen Untergrundorganisation IRA für die Tat verantwortlich ist, die sogenannte Neue IRA (New IRA).

Die Explosion hatte sich am Samstagabend vor einem Gerichtsgebäude im Zentrum der zweitgrößten Stadt Nordirlands ereignet. Verletzt wurden niemand. Laut einer Mitteilung der Polizei hatten die Beamten vor der Explosion eine Warnung erhalten, dass eine Bombe vor dem Gerichtsgebäude in der Bishop Street platziert worden sei. Das Fahrzeug sei vermutlich kurz vorher in der Nähe gestohlen worden.

"Diese Attacke war unglaublich gefährlich", sagte Nordirlands stellvertretender Polizeichef Mark Hamilton. Der Tatort ist weiterhin abgesperrt, Sprengstoffexperten untersuchen das Autowrack (Artikelbild). Hamilton versuchte zugleich Sorgen vor einem Wiederaufflammen des Nordirland-Konflikts zu zerstreuen. Er sehe in dem Anschlag keine Eskalation. Zudem sei die Neue IRA "klein und weitgehend unrepräsentativ".

Politiker sprechen von sinnlosem Terrorakt

Die britische Ministerin für Nordirland, Karen Bradley, wertete den Anschlag als einen Versuch, nach einem 20 Jahre währenden Friedensprozess "den Fortschritt in Nordirland zum Erliegen zu bringen". Die Vorsitzende der nordischen Unionisten, Arlene Foster, sprach von einem "sinnlosen Akt des Terrors".

Auch Politiker aller Parteien in der Republik Irland verurteilten den Vorfall aufs Schärfste. Es gebe keine Rechtfertigung für "solche Terrorakte, mit denen Nordirland wieder in Gewalt und Konflikte hinabgezogen werden soll", sagte Irlands Außenminister Simon Coveney.

Nordirland – Zankapfel im Brexit-Chaos

Zuletzt hatte es immer wieder Warnungen gegeben, dass der blutige Konflikt im Norden der irischen Insel wieder aufbrechen könnte, sollte im Zuge des Brexit wieder eine harte Grenze zwischen dem zum Vereinigten Königreich gehörenden Nordirland und dem EU-Mitglied Irland eingerichtet werden.

Auch 20 Jahre nach Unterzeichnung des sogenannten Karfreitagsabkommens, das den blutigen Konflikt in Nordirland beendete, kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen um die Zukunft des Gebietes.

Die Neue IRA hat immer wieder sporadisch Anschläge verübt. Die Nationalisten lehnen das an Karfreitag 1998 geschlossene Friedensabkommen ab, das unter anderem eine Aufteilung der Macht zwischen Protestanten und Katholiken sichert.

Im Grundkonflikt, der die britische Provinz jahrzehntelang geprägt hat, standen katholische Nationalisten, die eine Vereinigung mit Irland und eine Loslösung von Großbritannien anstrebten protestantischen Unionisten gegenüber, die weiterhin zum Vereinigten Königreich gehören wollten. Die katholische IRA kämpfte dabei gewaltsam gegen protestantische, pro-britische Gruppierungen. 2005 schwor die IRA der Gewalt offiziell ab.

qu/uh (afp, dpa, rtr)

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