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Vier Festnahmen nach Hauseinsturz

27. April 2013

Drei Tage nach dem Einsturz eines Fabrikgebäudes mit mindestens 350 Toten in Bangladesch hat die Polizei zwei Unternehmer und zwei Ingenieure festgenommen. Aus den Trümmern konnten wieder Menschen gerettet werden.

Soldaten, Rettungsteams und Freiwillige suchen in den Trümmern nach Überlebenden (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: MUNIR UZ ZAMAN/AFP/Getty Images

Bei den Festgenommenen handele es sich um den Chef von zwei der fünf Textilfirmen, die in dem Gebäude tätig waren, sowie um einen seiner leitenden Angestellten, teilte die Polizei in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch mit. Gegen die beiden Männer werde wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung ermittelt. Sie seien im Haus des Verbandes der Textilproduzenten und -exporteure in Haft genommen worden, so die Polizei weiter. Der Verband hatte die Verantwortlichen der fünf Textilfirmen aus dem eingestürzten Gebäude aufgefordert, sich den Behörden zu stellen. Die beiden Ingenieure waren bei der Errichtung des Gebäudekomplexes beteiligt und wurden in ihren Wohungen festgenommen.

Das teilweise illegal errichtete Gebäude in einer Vorstadt von Dhaka war am Mittwochmorgen (24.04.2013) eingestürzt (das Artikelbild zeigt Soldaten, Rettungsteams und freiwillige Helfer vor der Ruine des Hauses). Mindestens 350 Menschen kamen ums Leben, fast 600 Arbeiter werden noch immer vermisst. Mehr als 2400 Menschen überlebten das Unglück, gut die Hälfte von ihnen ist verletzt.

Zum Zeitpunkt des Einsturzes sollen mindestens 3000 Menschen in den Fabriken gearbeitet haben. An dem Haus waren am Tag vor dem Einsturz erhebliche Risse festgestellt worden. Arbeiter wurden nach eigenen Angaben von Managern gezwungen, trotzdem an ihre Arbeitsplätze zu gehen.

In der Nacht zum Samstag (27.04.2013) konnten die Einsatzkräfte noch etwa 40 Menschen lebend aus den Trümmern bergen. Inzwischen schwindet jedoch die Hoffnung, weitere Überlebende zu finden. "Wir glauben, dass noch einige Menschen am Leben sind. Aber sie sind zu schwach, um nach Hilfe zu rufen", sagte Feuerwehr-Chef Ahmed Ali der Nachrichtenagentur AFP. Inzwischen wird nach Korrespondentenberichten erwogen, bei den weiteren Arbeiten an den Trümmern auch schweres Gerät einzusetzen. Um den Unglücksort breitete sich Leichengeruch aus.

Nach den Massenprotesten der Textilarbeiter gegen ihre schlechten Arbeitsbedingungen am Freitag haben viele der 4500 Textilfabriken des südasiatischen Landes den Samstag zum arbeitsfreien Tag erklärt. Für Sonntag haben die Gewerkschaften zu einem Streik aufgerufen. Bei den Demonstrationen und Kundgebungen hunderttausender Textilarbeiterinnen und -arbeiter war es zu gewalttätigen Übergriffen gekommen. Demonstranten setzten Fahrzeuge und Verkaufsstände in Brand und drangen in Fabriken ein. Bangladesch ist der zweitwichtigste Textilproduzent weltweit, die Branche ist für das arme Land von enormer wirtschaftlicher Bedeutung. Viele westliche Firmen lassen kostengünstig Kleidung in Bangladesch herstellen. Auch einige der Fabriken in dem eingestürzten Gebäude arbeiteten für international vertretene Modeketten.

Bangladesch: Festnahmen nach Hauseinsturz

01:09

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Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning, hat die Unternehmen in der Bekleidungsbranche aufgefordert, aus dem Unglück in Bangladesch Konsequenzen zu ziehen. "In erster Linie ist es wichtig, dass sich eine relevante Anzahl von Akteuren aus der Bekleidungsindustrie zusammensetzt und verbindliche Standards setzt", sagte der FDP-Politiker der Zeitung "Neues Deutschland". Löning forderte zugleich die jeweiligen Regierungen auf, die Korruption effektiv zu bekämpfen. Bestechung sei "ein Riesenproblem", weil sie dazu führe, dass Gesetze umgangen und Kontrollen nicht transparent und unabhängig abliefen, sagte Löning.

wl/uh (dpa, afp)

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