Festnahmen nach Messerattacke von Marseille
3. Oktober 2017Französische Ermittler haben im Zusammenhang mit der Messerattacke am Hauptbahnhof von Marseille Gebäude durchsucht und mehrere Personen festgenommen. Es habe mindestens vier Festnahmen gegeben, sagte ein Polizeisprecher. Die Verdächtigen seien in Polizeigewahrsam genommen worden. Der Vorwurf: Sie sollen an einer terroristischen Vereinigung beteiligt sein.
Ladendiebstahl und wechselnde Identitäten
Am Sonntag hatte ein Angreifer vor dem Hauptbahnhof der südfranzösischen Hafenstadt zwei junge Frauen mit Messerstichen in Hals und Bauch getötet, bevor er von Soldaten erschossen wurde. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) beanspruchte die Tat für sich. Die Behörden in Tunis bestätigten inzwischen, dass es sich bei dem Mann um einen Tunesier handelte, wie Frankreichs Innenminister Gérard Collomb mitteilte. Demnach hieß der Angreifer Ahmed Hanachi und war 29 Jahre alt.
Nach Collombs Angaben hielt sich Hanachi in den vergangenen Jahren nicht nur in Frankreich, sondern auch in Italien auf. Er habe dabei verschiedene Identitäten genutzt und sich wechselweise als Marokkaner, Algerier oder Tunesier ausgegeben. Der französischen Polizei war der Attentäter zuvor nur wegen kleinkrimineller Delikte aufgefallen.
So war er erst am Freitag in Lyon wegen Ladendiebstahls festgenommen worden, die Ermittlungen wurden aber schnell wieder eingestellt, der Tunesier wurde am Samstag aus dem Polizeigewahrsam entlassen. Innenminister Collomb ordnete eine Untersuchung an, warum der Mann nicht in eine Einrichtung zur Abschiebung gebracht wurde.
Schweigeminute und Anti-Terror-Gesetz
In Paris gedachten die Mitglieder der Nationalversammlung der Opfer des Messerangriffs von Marseille mit einer Schweigeminute. Dabei erinnerten sie auch an die Toten von Las Vegas. In ihrer Sitzung verabschiedeten die französischen Abgeordneten ein neues, schärferes Anti-Terror-Gesetz, das den Behörden weitreichende Befugnisse zur Terrorbekämpfung erteilt.
cw/myk (afp, dpa, ape)