Fettleber: Wohlstand führt zur Zunahme in USA und Indien
9. Oktober 2025
Ein dumpfer Druck im rechten Oberbauch, gelegentlich ein Völlegefühl nach dem Essen, manchmal Müdigkeit, Konzentrationsprobleme oder allgemeine Abgeschlagenheit. Viele Betroffene schieben diese Symptome auf Stress oder ihre Ernährung - dabei ist die Ursache häufig die Leber, die sich schon vergrößert und entzündet hat.
Die nichtalkoholische Steatohepatitis (NASH) ist auf dem besten Weg, eine der unterschätztesten Volkskrankheiten unserer Zeit zu werden. Die Entzündung der Fettleber, meist ausgelöst durch unseren Lebensstil, breitet sich rasant aus – nicht mehr nur in den USA und Europa, sondern mittlerweile auch in Indien und anderen Schwellenländern. Experten schlagen Alarm: Die Zahl der Betroffenen steigt so schnell, dass Gesundheitssysteme weltweit in Bedrängnis geraten.
Was ist eine nichtalkoholische Steatohepatitis (NASH)?
NASH ist die aggressive Variante der nichtalkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD). Sie entsteht, wenn sich im Lebergewebe Fett ablagert und als Folge eine chronische Entzündung entsteht.
Wenn die Leber dauerhaft geschädigt wird, beginnen einzelne Zellen abzusterben - Mediziner sprechen von "Gewebeuntergang". Die Leber versucht, diesen Schaden zu reparieren, ersetzt aber funktionstüchtige Leberzellen zunehmend durch festes Bindegewebe, ein Vorgang, der als Fibrogenese bezeichnet wird. Diese Vernarbung verursacht zunächst keine Beschwerden, doch je mehr Narbengewebe entsteht, desto schlechter die Durchblutung und desto weniger kann die Leber ihre Aufgaben erfüllen.
Schreitet der Prozess weiter fort, verändert sich die ganze Architektur der Leber. Sie schrumpft, wird knotig und verliert nach und nach ihre Funktionen - das Endstadium nennen Ärzte Leberzirrhose. Dann drohen schwere Komplikationen wie Leberversagen, Blutungen, ein sogenannter Wasserbauch, bei dem sich Flüssigkeit im Bauchraum sammelt, und ein erhöhtes Risiko für Leberkrebs.
Wie erkenne ich eine Fettleber?
Das Tückische an NASH ist, dass die Krankheit oft lange unbemerkt bleibt. Betroffene verspüren zunächst keine eindeutigen Symptome. Müdigkeit, Druckgefühl im rechten Oberbauch, reduzierte Leistungsfähigkeit oder unerklärliche Gewichtsschwankungen werden häufig übersehen oder anderen Ursachen zugeschrieben.
Oft fallen erst bei Routineuntersuchungen erhöhte Leberwerte im Blut auf, die auf eine Leberentzündung hindeuten können. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Fibroscan helfen, die Lebergröße und -steifigkeit zu beurteilen und damit frühe Anzeichen von Fibrose, also Narbenbildung, zu erkennen. Die endgültige Diagnose erfolgt meist durch eine Leberbiopsie, bei der eine Gewebeprobe entnommen wird.
So kommt es, dass NASH oft erst in einem späten Stadium erkannt wird - wenn bereits schwere Leberschäden eingetreten sind. Deshalb ist eine frühzeitige Kontrolle bei Risikopatienten essenziell.
Ungesunder Lebensstil als Hauptursache
Vor allem Menschen mit Übergewicht sind von NASH betroffen - rund 70 bis 80 Prozent aller Patientinnen und Patienten leiden unter Adipositas. Typisch sind außerdem Begleiterkrankungen wie Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck.
Die Ursachen von NASH liegen in einer Kombination aus ungesunder Ernährung, Bewegungsmangel und genetischer Veranlagung. Besonders entscheidend ist eine Kalorienzufuhr, die dauerhaft über dem Bedarf liegt - häufig altersunabhängig und verstärkt durch reichlich Zucker in Softdrinks und gesättigte Fette in der täglichen Ernährung. Dieser Lebensstil begünstigt Insulinresistenz, bei der die Körperzellen nicht mehr ausreichend auf das Stoffwechselhormon Insulin reagieren, was zu einer Einlagerung von Fett in den Leberzellen führt.
Doch nicht nur Übergewichtige sind betroffen: Auch schlanke Menschen mit hohem Körperfettanteil, die sich wenig bewegen oder familiär vorbelastet sind, können an NASH erkranken. Weitere begünstigende Faktoren sind eine hohe Aufnahme von Fruktose durch Softdrinks, erhöhte Blutfettwerte und Diabetes mellitus Typ 2.
Besonders gefährdet sind Männer, Menschen mittleren Alters und Bewohner urbaner Regionen - für sie sind westliche Lebens- und Essgewohnheiten oft Teil des Alltags und damit treibende Kraft für die Verbreitung der Erkrankung.
Fettleber als globale Herausforderung
In den USA leiden bis zu 6,5 Prozent der Erwachsenen an NASH - das sind knapp 9 bis 15 Millionen Menschen, Tendenz steigend. Und auch in Indien hat die Prävalenz seit Jahren rasant zugenommen. Neuere Schätzungen und Praxisdaten sprechen von 30–38 Prozent an Personen mit Fettleber, ein wachsender Anteil entwickelt NASH, weil auch Adipositas, Bewegungsmangel und Diabetes wachsende Probleme sind.
In Europa schwanken die Zahlen je nach Land und Risikogruppe zwischen 6 und 18 Prozent. Lateinamerika und der MENA-Raum (Mittlerer Osten/Nordafrika) verzeichnen teils ähnliche Prävalenzen, mit Spitzenwerten von über 12 Prozent. In Afrika ist NASH noch selten, urbane Regionen zeigen jedoch ebenfalls steigende Fallzahlen.
Was hilft gegen NASH?
Medikamente werden bislang nur in Einzelfällen eingesetzt, die wichtigste Maßnahme bleibt die Änderung des Lebensstils: Mehr Bewegung, eine ballaststoffreiche Ernährung mit weniger Zucker und Fett sowie Gewichtsreduktion können die Entzündung eindämmen.
Auch Ernährungsinterventionen wie Intervallfasten oder das 5:2-Schema können helfen, eine bestehende Fettleber zu behandeln und NASH vorzubeugen. Das 5:2-Schema bedeutet, dass man an fünf Tagen der Woche normal isst und an zwei Tagen die Kalorienzufuhr deutlich reduziert, meist auf etwa 500–600 Kalorien.