1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
PolitikEuropa

Anschlag auf Berater von Präsident Selenskyj

22. September 2021

In der Ukraine ist das Auto des engsten Beraters von Staatschef Wolodymyr Selenskyj mit automatischen Waffen beschossen worden. Der Berater Serhij Schefir blieb unverletzt. Die Polizei vermutet ein politisches Motiv.

Ukraine Präsident  Wolodymyr Selenskyj Volodymyr Zelenskyy
Berater Serhij Schefir ist schon lange ein enger Vertrauter des ukrainischen StaatschefsBild: Hennadii Minchenko/Photoshot/picture alliance

 

Auf das Auto eines wichtigen Beraters des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wurden in der Nähe der Hauptstadt Kiew Schüsse abgegeben. Der Fahrer wurde schwer verletzt, wie die Polizei mitteilte. Der Berater Serhij Schefir wurde nicht getroffen. Mehr als zehn Schüsse hätten das Fahrzeug getroffen. Ein lokaler Fernsehsender berichtet, die Fahrerseite des Wagens weise mindestens 19 Einschusslöcher auf. Die Hintergründe sind unklar. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen wegen versuchten Mordes ein.

Innenminister Denys Monastyrskyj sagte, die Schüsse seien aus automatischen Waffen abgegeben worden. Der Vorfall habe sich in einem Wald bei dem Ort Lesniki wenige Kilometer südlich von Kiew ereignet. Das Auto soll nach dem Vorfall noch fünf Kilometer weitergefahren sein.

Mehrere Schüsse haben das Auto von Serhij Schefir getroffenBild: National Police of Ukraine/REUTERS

Politisches Tatmotiv?

Die Ermittler gehen von einem politischen Tatmotiv aus. Der Anschlag auf Schefirs Wagen sei womöglich wegen dessen Arbeit, zum Ausüben von Druck auf die ukrainische Führung oder zur Destabilisierung der politischen Lage im Land verübt worden, sagte der ukrainische Polizeichef Igor Klymenko.

Selenskyj sprach kurz danach von einem versuchten Anschlag. Er wisse nicht, wer hinter dem Anschlag stehe, ob es Kräfte aus dem In- oder Ausland seien. "Doch mir einen Gruß mit Schüssen aus dem Wald zu übermitteln, ist ein Zeichen der Schwäche", betonte der 43-Jährige in einer Videobotschaft am Rande der UN-Vollversammlung in New York.

Schefir sagte später auf einer Pressekonferenz in Kiew: "Alles, was ich sagen kann, ist, dass der Anschlag mit dem Ziel ausgeführt wurde, die oberste Landesführung einzuschüchtern." Es gebe keinerlei Konflikte innerhalb des Präsidententeams. Selenskyj werde seinen Kurs fortsetzen, sagte er.

Der 57-jährige Schefir stammt wie Selenskyj aus der Industriestadt Krywy Rig. Er fungierte als Produzent der Fernsehserie "Diener des Volkes", in der der spätere Staatschef einen Lehrer spielte, der unverhofft zum Präsidenten wird. Schefir und Selenskyj arbeiten seit Jahren zusammen. Allerdings sollen sich die Beziehungen des Assistenten zum Präsidenten Medienberichten zuletzt massiv verschlechtert haben. In den vergangenen Jahren waren in der Ukraine mehrere Attentate auf Politiker und Journalisten verübt worden.

Zusammenhang mit Oligarchen-Gesetz?

Präsidentenberater Mychailo Podoljak sagte, Hintergrund könne Selenskyjs Vorgehen gegen die mächtigen Oligarchen sein. Der Präsident werde aber an seinem Kurs einer grundlegenden Umgestaltung des Staates festhalten, sagte er zu Reuters. Das Parlament soll noch in dieser Woche über ein Gesetz beraten, das den Einfluss der Oligarchen einschränken soll. Selenskyj war mit dem Versprechen an die Macht gekommen, gegen die Oligarchen vorzugehen und die Korruption zu bekämpfen.

Eskaliert der Konflikt mit der Ukraine?

42:36

This browser does not support the video element.

Der Chef von Selenskyjs Partei, Alexander Korniienko, sagte, man dürfe aber auch eine Verwicklung Russlands nicht ausschließen. "Wir wissen um ihre Möglichkeit, Terroranschläge in anderen Ländern zu verüben", sagte er. Russland wies dies zurück. Solche Andeutungen hätten nichts mit der Realität zu tun, teilte das Präsidialamt in Moskau mit. Zwischen der Ukraine und Russland herrschen seit Jahren massive Spannungen: Russland hat die ukrainische Halbinsel Krim annektiert und unterstützt im Osten der ehemaligen Sowjetrepublik pro-russische Separatisten.

kle/sti (dpa, rtr, afp)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen