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Fiat-Arbeiter streiken gegen Ronaldo-Wechsel

11. Juli 2018

Italiens Fußballfans sind begeistert, dass der fünfmalige "Weltfußballer" Ronaldo bald in ihrer Liga kickt. Beim Fiat-Konzern, dessen Groß-Aktionär auch den Club Juventus Turin kontrolliert, sehen das viele anders.

Champions League Real Madrid vs Juventus Turin | Jubel Ronaldo
Bild: Reuters/P. Hanna

Aus Protest gegen den Millionen-Transfer des Fußballers Cristiano Ronaldo von Real Madrid zu Juventus Turin wollen Fiat-Arbeiter in Italien in den Streik treten. Die Gewerkschaft USB bezeichnete die Zahlung einer Ablösesumme von mehr als 100 Millionen Euro durch den italienischen Fußballmeister am Mittwoch als "nicht hinnehmbar". Die Agnelli-Familie, die Juventus Turin kontrolliert, ist auch der größte Aktionär des Automobilkonzerns Fiat-Chrysler Automobiles (FCA).

Wirtschaftlich könnte sich der Deal für Juventus wohl rechnen, denn der Stürmer steht nicht nur für viele und spektakuläre Tore, sondern auch für Merchandising und Sponsorenverträge. So könnte der Club die hohen Ausgaben wieder hereinholen, obwohl ein Transfer dieser Größenordnung auch für den Turiner Traditionsverein ein ungewohnt dicker Brocken ist.

Ein ganz teures Paket

Nach verschiedenen Medienberechnungen sollen Juventus und der Clubeigner, Fiat-Chef Andrea Agnelli, für das gesamte Ronaldo-"Paket" zwischen 340 und 400 Millionen Euro hinblättern müssen.

Der Transfer selbst kostet nach Clubangaben 112 Millionen. Hinzu komme das Netto-Salär für Ronaldo in den kommenden vier Spielzeiten in Höhe von insgesamt 120 Millionen, heißt es. Mit Steuern und Abgaben wären das laut italienischen Medien brutto zwischen 240 und knapp 300 Millionen Euro.

Ob sich der Club einen solchen finanziellen Kraftakt leisten kann, ist dieser Tage Gegenstand von Debatten in Italien. Nach Medienberichten sollen 30 Millionen Euro aus den Kassen der Firma Fiat kommen. Ronaldo solle im Gegenzug zur Werbefigur der Automarke werden, hieß es.

Ein-Mann-Werbeagentur mit Six-Pack

Juventus gehört immer noch zum großen Teil der Industriellenfamilie Agnelli, die auch Mehrheitseigentümer beim Autobauer Fiat ist. Dessen Aktien werden an der Börse gehandelt. Dort brachten alleine die Ronaldo-Gerüchte das Papier zu Höhenflügen, am Donnerstag legte die Aktie sogar um mehr als 10 Prozent zu. 

"Mit Blick auf den Sport kann er als die größte Werbeagentur der Welt angesehen werden", sagte Ex-Juventus-Manager Luciano Moggi laut italienischen Medien über Ronaldo. "Das große Fragezeichen bleibt aber das Alter." Der Portugiese ist immerhin schon 33 Jahre alt. Bisher zeigte der Sportler mit dem Waschbrettbauch allerdings keine Ermüdungserscheinungen.

Investitionen in Arbeitsplätze statt in Kickerbeine

Viele Fiat-Mitarbeiter, die seit Jahren mit eingefrorenen Gehältern auskommen müssen, sind über solche Rechenspiele alles andere als erfreut. In einer Mitteilung der Vertreter der Arbeiter des Werks in Melfi wird ein Proteststreik angekündigt. Ist es normal, dass eine einzelne Person Millionen verdient und Tausende von Familien mit ihrem Geld nicht bis Mitte des Monats auskommen?", fragt die zuständige Gewerkschaft.

Der Proteststreik soll vom Abend des 15. Juli bis zum Morgen des 17. Juli im Fiat-Werk in Melfi in der süditalienischen Provinz Potenza stattfinden. "Jahrelang hatte das Unternehmen von den Arbeitern große finanzielle Opfer verlangt", betont die Gewerkschaft und forderte das Unternehmen auf, mehr Geld in die Autoproduktion zu investieren und Arbeitsplätze zu sichern.

dk/bea (SID, dpa)

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