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Kuba-Revolution

Stephanie Josst31. Dezember 2008

Kuba feiert am 1. Januar den 50. Jahrestag seiner sozialistischen Revolution. Im Frühjahr 2008 gab Fidel Castro die Macht an seinen Bruder Raúl ab - Gespräche mit den USA sind nach jahrzehntelanger Eiszeit möglich.

Die Brüder Fidel und Raúl Castro (Quelle: AP)
Die Castro-Brüder sind seit 50 Jahren auf Kuba an der MachtBild: AP

In Kubas Hauptstadt Havanna ist die Zeit spätestens am 1. Januar 1959 stehen geblieben. Auf den Straßen rollen US-amerikanische Straßenkreuzer, die ihre besten Zeiten kurz nach dem Zweiten Weltkrieg hatten. Die einst schönen und prachtvollen Kolonialbauten in der Innenstadt sind vom Straßenschmutz gezeichnet, von den Wänden blättert der Putz. Die "Sueños", die Träume von einem besseren Leben, sind längst ausgeträumt.

Auf Kuba scheint die Zeit stehen geblieben zu seinBild: AP

Vor genau 50 Jahren stürzte Fidel Castro die Herrschaft des kubanischen Diktators Fulgencia Batista nach gut zwei Jahren blutigem Guerillakampf in den Bergen der Sierra Maestra. Und auch wenn der greise Revolutionär aus gesundheitlichen Gründen im Frühjahr 2008 die Macht an seinen jüngeren Bruder Raúl abgab, eine der letzten sozialistischen Bastionen der Welt steht immer noch - wenn auch vor einer immer unsichereren Zukunft.

Trotzdem stellt ein über ein halbes Jahrhundert dauernder Machterhalt im sprichwörtlich labilen, einst so putschfreudigen Lateinamerika eine imponierende Leistung dar. Gemessen an den Amtszeiten deutscher Bundeskanzler regieren die Castro-Brüder schon fast so lange wie Adenauer, Erhard, Kiesinger, Brandt, Schmidt, Kohl, Schröder und Merkel zusammen. Noch neidischer könnte Italien werden, wo unter Ministerpräsident Silvio Berlusconi seit 1946 bereits die 62. Regierung an der Macht ist.

Solange der Jüngere herrschen will, darf der Ältere nicht sterben

Michail Gorbatschow und Fidel Castro winken im April 1989 in Havanna der wartenden Menschenmenge zuBild: picture-alliance /dpa

Aber auch, wenn Fidel Castro gezwungenermaßen im Hintergrund bleibt, seine physische Präsenz ist für das Überleben des Regimes unentbehrlich. Solange der jüngere der Castro-Brüder herrschen will, darf der ältere nicht sterben. Vor allem Dank der Sowjetunion als starkem Partner im Rücken konnte der Revolutionär Jahrzehnte lang seinem Erzfeind auf der anderen Seite des Golfes von Mexico Paroli bieten.

Seit dem Zusammenbruch des Eisernen Vorhangs fällt das Wirtschaftsembargo der Amerikaner von 1962 umso stärker ins Gewicht. Doch im Gegensatz zu seinem bärtigen Bruder wird Raúl Castro seit jeher Pragmatismus nachgesagt. Mit westlichen Touristik-Konzernen betreibt er einen florierenden Fremdenverkehr an den schönen, karibischen Traumstränden des Landes. Ohne diese Geldquelle hätte das sozialistische Kuba sicher längst zu existieren aufgehört. Außerdem kommen täglich 110.000 Barrel Erdöl vom venezuelanischen Staatschef Hugo Chavez auf die Insel - einem der neuen Verbündeten.

Ob auch die Wahl von Barack Obama zum neuen US-Präsidenten frischen Wind in die brachliegenden politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dem nordamerikanischen und dem karibischen Staat bringen kann, bleibt abzuwarten. Immerhin erklärte sich Raúl Castro bei seinem jüngsten Besuch in Brasilien bereit, den künftigen mächtigsten Staatschef der Welt zu treffen. Bedingung für das Zusammenkommen sei jedoch, dass sich beide Politiker auf Augenhöhe unterhalten müssten. Obama, der am 20. Januar seinen Amtseid ablegen wird, hatte sich bereits im Wahlkampf zu Gesprächen mit der kubanischen Regierung bereit erklärt.

Nur oberflächliche Veränderungen?

Der neue kubanische Staatschef Fidel Castro nach seiner Amtseinführung in Havanna 1959Bild: Picture-Alliance /dpa

Immerhin läutete Raúl Castro nach seiner historischen Machtübernahme bereits Reformen ein, um den krisengeschüttelten Karibikstaat aus der Mangelwirtschaft zu führen. Wenn auch für viele Kubaner kaum erschwinglich - Computer, Fernsehgeräte und Elektrowaren sind nun frei zugänglich. Außerdem wurde auch das Verbot über den Besitz von Mobiltelefonen abgeschafft.

Die kubanische Sprachwissenschaftlerin Yoani Sánchez sieht jedoch keinen Grund zum Feiern. Es gebe keine Bewegung, keine Veränderungen, sagte sie der Berliner Zeitung. Der Machtwechsel habe nur oberflächliche Veränderungen mit sich gebracht. Die Wirtschaftsreformen würden von der internationalen Öffentlichkeit lediglich aufgebauscht, während die wichtigsten Einschränkungen der Kubaner wie Ausreisverbote, ein doppeltes Währungssystem oder die fehlende Möglichkeit, kleine oder mittelständische Unternehmen zu gründen, weiterhin bestehen blieben. Die freie Meinungsäußerung, ein Grundrecht in westlichen Staaten, existiere in Kuba nach wie vor nicht.

Demnach wird auch die große Jubiläumsfeier zum Neujahrstag wohl nur unter erzwungener Begeisterung des Volkes gefeiert werden können. Der "Máximo Líder", der seit seiner schweren Darmoperation im Sommer 2006 nicht mehr öffentlich in Erscheinung trat, wird ebenfalls fehlen.

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