Annika Zeitler/Klaus Krämer (mit dpa)30. November 2015
Der Ägyptologe Nicholas Reeves vermutet hinter der Grabkammer Tutanchamuns das langgesuchte Grab der legendären Königin Nofretete. Aktuelle Radar-Untersuchungen scheinen Erfolg versprechend zu sein.
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Liegt Königin Nofretete in den verborgenen Grabkammern Tutanchamuns?
Wenn Nofretetes Grab tatsächlich im Tal der Könige entdeckt würde, wäre das eine der größten Sensationen der Archäologiegeschichte. Neue Radaruntersuchungen haben hinter den Wänden weitere geheime Kammern entdeckt.
Bild: Reuters
Die Schöne Königin
Nofretete ("Die Schöne ist gekommen") war Tutanchamuns Stiefmutter. Über ihre letzte Ruhestätte ist bisher wenig bekannt. Ihre weltberühmte Büste – seit 2009 im Neuen Museum in Berlin zu sehen – wurde 1912 vom deutschen Archäologen Ludwig Borchardt im ägyptischen Amarna gefunden. Pharao Echnaton hatte Amarna zur Hauptstadt seines Reiches gemacht.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Sohn
Warten auf die Sensation
Letzte Untersuchungen lassen hoffen: Der britische Ägyptologe Nicholas Reeves vermutet hinter der Grabkammer Tutanchamuns im Tal der Könige das unentdeckte Grab der legendären ägyptischen Königin Nofretete. Aufgrund von Radaranalysen im Grab des Jungherrschers bestehe eine "90-prozentige Chance", so der zuständige ägyptische Minister für Altertümer, Mamduh Eldamati, es dort zu finden.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Nelson
Echnaton - Pharao der Veränderungen
Echnaton – hier eine Kalksteinfigur des Herrschers – war Nofretetes Mann und Tutanchamuns Vater. Er begründete eine Art Monotheismus, indem er den Sonnengott Aton über alle anderen Götter erhöhte. Echnaton weihte ihm seine neue Hauptstadt Achet-Aton (Amarna) am Ostufer des Nils und legte ihm zu Ehren seinen Geburtsnamen Amenhotep IV. ab.
Bild: bpk/Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, SMB/Jürgen Liepe
Die Forschungen dauern an
Am 29.09.2015 besuchte Ägyptens Minister für Altertum und Kulturdenkmäler Mamduh Eldamati (links) zusammen mit Reeves (2.v.l.) das 3300 Jahre alte Pharao-Mausoleum im Tal der Könige in Luxor. Eldamati unterstützt Reeves' These, hinter den Wänden von Tutanchamuns Grab könnte das bisher unentdeckte Grab einer Königin versteckt sein. Dass dort Nofretetes Grab zu finden ist, glaubt er aber nicht.
Bild: picture-alliance/AP Photo/N. El-Mofty
Weltstar Tutanchamun
Das Grab KV62 wurde 1922 vom britischen Archäologen Howard Carter (links) entdeckt. Es war nahezu unversehrt – und machte den eigentlich recht unbedeutenden "Kinder-Pharao" Tutanchamun, der mit 19 Jahren starb, weltberühmt. KV62 gilt als die populärste Grabstätte in Ägypten.
Bild: Imago
Bisher nur Spekulation
Ob sich hinter dem Grab Tutanchamuns tatsächlich auch das seiner Stiefmutter Nofretete verbirgt, bleibt Spekulation. Nicholas Reeves sei "ein erfahrener Amarna-Forscher", der "mit fundierten Ansätzen" arbeitet, so die stellvertretende Direktorin des Ägyptischen Museums in Berlin, Olivia Zorn. Das allein ist jedoch keine Erfolgsgrantie.
Bild: picture-alliance/dpa
Nekropole der Pharaonen
Das Tal der Könige befindet sich in Theben, am Rande der Wüste nahe der Stadt Luxor. 64 Gräber und Gruben wurden in der Totenstadt der altägyptischen Pharaonen bisher entdeckt. Obwohl die Region Jahrtausende lang Plünderern zum Opfer fiel, gibt es bis heute immer wieder neue Entdeckungen. Im Bild ist die Grabanlage KV 40 zu sehen.
Bild: Universität Basel/M. Kacicnik
Wichtige Erkenntnisse
Die reichen Grabbeigaben im Grab von Tutanchamun ermöglichten Forschern wichtige Erkenntnisse über Alltag und Religiosität im Alten Ägypten. Ein ähnlicher Fund – wie das Grabmal der Nofretete – wäre eine Sensation. Im Bild zu sehen ist die sogenannte "Familienszene", ein Altarbild der königlichen Familie aus Kalkstein. Es ist im Ägyptischen Museum Berlin ausgestellt.
Bild: bpk/Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, SMB/Margarete Büsing
Wird das Grab der Schönen gefunden?
Es ist nicht bekannt, wann Nofretete starb. Aber es ist denkbar, dass die Mumie von Tutanchamuns Stiefmutter aus der Königsgruft von Amarna ins Tal der Könige überführt wurde. Reeves sieht nach den bisherigen Untersuchungen erst recht Indizien für seine Theorie. Spannend bleibt es aber wohl noch länger - auch über die Auswertung der jüngsten Radar- und Wärmebildaufnahmen hinaus.
Bild: Reuters
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Um das Grab der ägyptischen Königin gab es bereits im August neue Spekulationen. Der britische Ägyptologe Nicholas Reeves sucht seitdem im ägyptische Tal der Könige nach der bislang unentdeckten Grabkammer der berühmten Nofretete. "Wenn ich recht habe, könnte es vielleicht die größte archäologische Entdeckung aller Zeiten sein", verkündete Reeves damals.
Am Samstag (28.11.2015) bekam die Hoffnung auf einen Sensationsfund neuen Schub. Es bestehe eine "90-prozentige Chance", das es "eine weitere Kammer, ein anderes Grab hinter dem Grabmal von Tutanchamun" gebe, sagte der ägyptische Antikenminister Mamuh Eldamati während einer Pressekonferenz in Luxor. Vorausgegangen waren zweitägige Untersuchungen mit hochleistungsfähigen Radargeräten und Infrarot-Wärmekameras.
Reeves vermutet den Sarkophag Nofretetes hinter der Nordwand der Gruft Tutanchamuns. Japanische Experten werden in den nächsten vier Wochen die jüngsten Radarbilder auswerten. Erst dann soll es einen Plan zum weiteren Vorgehen geben und die nächste Phase bei der Suche nach dem Grab der Nofretete eingeleitet werden, so der ägyptische Minister für Altertümer.
Wo ist der Leichnam der Nofretete?
Die dort vermutete nördliche Kammer stamme aus einer Zeit vor dem berühmten Kindkönig (um 1330 v. Chr.) und könne das "ungeplünderte Grab" der Nofretete sein, schreibt Wissenschaftler Reeves in einem Aufsatz für das Forschungsprojekt zur ägyptischen Ausgrabungsstätte Amarna.
Über die letzte Ruhestätte der Königin Nofretete wissen die Forscher nur wenig. Ihre Büste wurde 1912 bei Ausgrabungen im ägyptischen Amarna von dem deutschen Archäologen Ludwig Borchardt in der Werkstatt des Hofkünstlers Thutmosis entdeckt. "Arbeit ganz hervorragend. Beschreiben nützt nichts, ansehen", notierte der Altertumsforscher damals in sein Grabungstagebuch.
Insgesamt wurden in Amarna, dem einstigen Herrschersitz von König Echnaton und seiner Gemahlin Nofretete, mehr als 10.000 Fundstücke geborgen. Bei der damals üblichen Aufteilung des archäologischen Fundes erhielt die deutsche Seite als Finanzier der Grabungen - neben anderen Schätzen - auch die Büste der Nofretete. So kam die Schöne, mit Brief und Siegel vertraglich abgesichert, nach Berlin. Seit 2009 ist sie für Besucher öffentlich im Neuen Museum der Berliner Museumsinsel zu sehen. Die rätselhafte Nofretete lockt Jahr für Jahr mehr als eine Million Bewunderer an.
Über ihre Person weiß man bisher nur wenig. "Wir nehmen an, dass sie eine Bürgerliche aus einer ägyptischen Familie war. Sie hatte eine ägyptische Amme, deren Name Tii war. Aber wir kennen nicht den Vater", sagt Friederike Seyfried, Direktorin des Ägyptischen Museums gegenüber der DW. Man weiß nicht, ob Nofretete von ihrem Gemahl Echnaton zur Mitregentin erhoben wurde - wie manche vermuten - und wann sie starb. Ob Nofretete wirklich ihren Mann überlebt hat, der 1334 vor Christus starb, ist ebenfalls unbekannt. Theorien ranken sich um die rätselhafte Gestalt des Semenchkare, der womöglich nach Echnatons Tod regiert hat. Eine These besagt, dass sich hinter ihm in Wahrheit Nofretete verbirgt.
Nofretete ist zur Ikone geworden
Mit ihrem ebenmäßigen Gesicht und dem geheimnisvoll entrückten Lächeln gilt die Nofretete als die wohl schönste Frauenskulptur der Welt. Eine Versicherung schätzte sie vor Jahren auf einen Wert von 300 Millionen Euro. Ob jetzt mehr als 100 Jahre später möglicherweise das Grab der schönen Pharaonengattin entdeckt wird, bleibt trotz des jüngsten Hoffnungsschubs erst einmal Spekulation. Auch das Ägyptische Museum Berlin wartet weiter ab. Vizedirektorin Olivia Zorn räumte vor Wochen ein: "Hundertprozentig sicher wären wir erst, wenn wir einen Sarg finden, auf dem der Name von Nofretete steht - und selbst dann könnte der Leichnam noch später umgebettet worden sein".