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Blatter sieht sich nicht verantwortlich

28. Mai 2015

Trotz des neuen FIFA-Skandals will sich Präsident Blatter erneut zum Chef des Fußball-Weltverbandes wählen lassen. Seine Chancen stehen gut. Zum Auftakt des FIFA-Kongresses weist der Schweizer die Verantwortung von sich.

Joseph Blatter spricht zur Eröffnung des FIFA-Kongresses (Foto: AFP/Getty Images)
Joseph Blatter spricht zur Eröffnung des FIFA-KongressesBild: Getty Images/AFP/F. Coffrini

"Ich weiß, viele halten mich für ultimativ verantwortlich für die Handlungen unserer globalen Fußball-Familie - egal, ob es um die WM-Gastgeber geht oder um Korruptionsskandale", sagte der 79-Jährige Joseph Blatter bei der Auftakt-Zeremonie des 65. FIFA-Kongresses in Zürich. "Aber wir können nicht jeden überwachen. Wenn jemand etwas falsch machen will, kann er dabei unentdeckt bleiben."

Am Mittwoch hatten die Ermittlungen der US- und Schweizer Behörden die FIFA erschüttert: Sieben Funktionäre wurden wegen Korruptionsverdacht festgenommen. Die Schweizer Justiz leitete Ermittlungen zu den umstrittenen Vergaben der Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar ein.

"Dunkle Schatten auf dem Fußball"

"Das sind schwierige Zeiten für die FIFA", räumte der Präsident des Fußball-Weltverbandes ein. "Die gestrigen Ereignisse haben einen dunklen Schatten auf den Fußball und Kongress geworfen. Aktionen von Einzelnen bringen Schande und Demütigung über den Fußball und verlangen entschiedenes Handeln. Es muss aufhören - hier und jetzt", so Blatter.

Die Europäische Fußball-Union (UEFA) lehnt nach dem neuen Skandal eine Wiederwahl Blatters für eine fünfte Amtszeit noch deutlicher ab, als bisher schon. "Wir sind mehrheitlich und eindeutig für den Wechsel an der FIFA-Spitze und werden dafür beim Kongress auch ein Stück weit kämpfen", sagte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Wolfgang Niersbach, nach einem UEFA-Strategietreffen in Zürich.

Dabei entschied die UEFA, entgegen ursprünglicher Überlegungen, den FIFA-Kongress nicht zu boykottieren. "Boykott ist keine Lösung, das ist noch nie eine gewesen. Das war auch in der olympischen Bewegung so", sagte Reinhard Rauball, der Präsident der Deutschen Fußball Liga (DFL).

DFB-Chef Niersbach (l.) und UEFA-Präsident PlatiniBild: picture-alliance/dpa/J. Wolf

Bei der Wahl wird die UEFA nach den Worten ihres Präsidenten Michel Platini mehrheitlich Blatters einzigen Gegenkandidaten, den jordanischen Prinzen Ali bin al-Hussein, unterstützen. Platini rechnet nach eigenen Worten mit 45 oder 46 der 53 UEFA-Stimmen für al-Hussein. Gleichzeitig drohte der UEFA-Chef für den wahrscheinlichen Fall eines Wahlsieges von Blatter mit drastischen Maßnahmen auf einer bislang nicht gekannten Eskalationsstufe bis hin zu einem WM-Boykott.

Platini droht

Bei einer Sondersitzung rund um das Champions-League-Finale in Berlin werde die UEFA in der kommenden Woche "alle Möglichkeiten ins Auge fassen", sagte der ehemalige französische Fußball-Nationalspieler. Auf eine entsprechende Nachfrage konkretisierte er, dass er einen WM-Boykott nicht ankündige, aber das es "demokratische Entscheidungen" der Landesverbände geben werde. Eine weitere Option ist laut Platini offenbar ein kollektiver Austritt der europäischen Mitglieder aus dem FIFA-Exekutivkomitee.

Platini hatte zuvor versucht, Blatter im persönlichen Gespräch zum Rückzug zu bewegen. "Ich habe ihm gesagt: Genug ist genug, Sepp", berichtete der UEFA-Chef. "Er hat zugehört, aber gesagt, es wäre zu spät."

Asien und Afrika hinter Blatter

In mehreren Sitzungen berieten die verschiedenen FIFA-Konföderationen in Zürich über ihre Strategie bei der Wahl am Freitag. Die asiatische Konföderation AFC erneuerte dabei ihr Treuebekenntnis zu Blatter. In einem AFC-Statement hiess es: "Die Asiatische Fussball-Konföderation drückt ihre Enttäuschung und Trauer über die Ereignisse vom Mittwoch in Zürich aus, lehnt eine Verschiebung der Präsidentschaftswahlen am Freitag aber ab." Darüber hinaus stehe man zu der Entscheidung, "Fifa-Präsident Joseph S. Blatter zu unterstützen". Die AFC stellt auf dem FIFA-Kongress 46 der 209 stimmberechtigten Delegierten. Auch die Afrikanische Fußball-Konföderation mit 54 Stimmen steht mehrheitlich hinter Blatter, ebenso wie kleinere Kontinental-Verbände. Die Wiederwahl des FIFA-Bosses an diesem Freitag dürfte damit gesichert sein.

wl/pab (dpa, afp, rtr, sid)

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