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FIFA-Sponsoren erhöhen den Druck

Thomas Kohlmann28. Mai 2015

Schon 2014 hatten die Marketing-Partner der FIFA besorgt auf Korruptionsvorwürfe gegen den Verband reagiert und Aufklärung verlangt. In der aktuellen Affäre erhöhen sie den Druck - auch um sich selbst zu schützen.

Fußball WM 2014 Brasilien - Kamerun
Bild: picture-alliance/dpa

"Es ist wichtig, dass jetzt ein Wandel herbeigeführt wird. Wir haben die FIFA informiert, dass wir unser Sponsoring überprüfen werden, sollte die FIFA das nicht schaffen." Deutlicher als der US-Kreditkartenriese Visa hat bislang keiner der fünf wichtigsten Sponsoren der FIFA öffentlich auf die Verhaftung führender Verbandsfunktionäre reagiert. Auch die anderen der wichtigsten fünf FIFA-Partner äußerten ihre Verstimmung. Der südkoreanische Automobilhersteller Hyundai zeigte sich "extrem besorgt über die eingeleiteten rechtlichen Schritte gegen bestimmte FIFA-Führungskräfte". Der deutsche Sportartikelproduzent Adidas klagte über die nicht abreißenden Negativ-Schlagzeilen. Die seien weder gut für den Fußball noch für die FIFA oder ihre Sponsoren, teilte ein Adidas-Sprecher mit, dessen Unternehmen erst vor anderthalb Jahren seinen Sponsorenvertrag mit der FIFA bis 2030 verlängert hatte.

Visa, Hyundai und Adidas zählen neben Coca-Cola und Gazprom zu den ständigen Marketingpartnern der FIFA. Daneben gibt es auch noch Partner wie Mc Donald's oder Budweiser, die bei Weltmeisterschaften als FIFA-Sponsoren auftreten.

Gazprom steht zur FIFA

Der russische Energiekonzern Gazprom will trotz des Skandals an seiner Unterstützung für die FIFA festhalten. "Die Lage bei der FIFA hat keinen Einfluss auf den Sponsorenvertrag mit Gazprom", sagte Konzernsprecher Sergej Kuprijanow der Agentur Tass am Donnerstag. Der Staatsmonopolist hat bis 2018 einen Vertrag als offizieller Partner des Weltverbandes. Russland ist 2018 Ausrichter des Turniers.

Im Fokus der US-Anklageschrift: Brasiliens Ausrüster-Vertrag mit NikeBild: Reuters/M. Sezer

Mc Donald's, FIFA-Partner für Weltmeisterschaften, betonte, man stehe mit dem Verband "in dieser Angelegenheit" in Kontakt. "Die Nachrichten aus dem US-Justizministerium sind äußerst besorgniserregend". Das Fast-Food-Unternehmen werde die Situation weiterhin genau beobachten.

Nike: Nicht beschuldigt, aber Teil der US-Anklageschrift

Vor allem der US-Sportartikelhersteller Nike ist in den Sog der Ermittlungen der US-Justiz gegen die FIFA geraten. "Wir haben und werden weiter mit den Behörden kooperieren", teilte die Firma am Mittwochabend (27.05.) mit. Nike ist im aktuellen Fall zwar nicht erwähnt worden und es wurde auch kein Tatvorwurf erhoben. Allerdings tauchen in der US-Anklageschrift Sportmarketing-Manager Jose Hawilla und seine Firma "Traffic Group" auf. Dabei geht es offenbar um Schmiergeld an einen hochrangigen brasilianischen FIFA-Funktionär, nachdem ein US-Sportartikelhersteller 1996 die Ausrüster-Rechte für Brasiliens Nationalmannschaft und Fußball-Verband erhalten hatte. Auch wenn der Name nicht auftaucht – jeder weiß, dass Nike seit 1996 die Seleção ausrüstet.


Die Rolle von Agenturen wie "Traffic Group" ist schwer zu durchschauen, was kein Zufall ist, meint Henning Vöpel, Sportökonom und Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts: "Wahrscheinlich ist das Geschäft an den Agenturen aufgehängt. Sie loten mögliche Deals aus, stellen Kontakte her, verhandeln Verträge und konstruieren Abhängigkeiten. Das ermöglicht es den Entscheidern, möglichst lange unsichtbar zu bleiben."

Prof. Henning Vöpel, Hamburgisches Welt WirtschaftsinstitutBild: HWWI

Unmut der Sponsoren ist nicht neu

Im vergangenen Jahr hatten mehrere der wichtigsten FIFA-Partner ihre Verstimmung über die immer wieder erhobenen Korruptionsvorwürfe zum Ausdruck gebracht und den Weltfußballverband zur Aufklärung gedrängt. Doch nur selten wagen Partner den letzten Schritt - die Trennung von der FIFA - wie etwa der japanische Unterhaltungselektronik-Riese Sony und die arabische Fluggesellschaft Emirates aus Dubai. Der Ausstieg der beiden Konzerne wurde 2014 offiziell mit neuen Werbestrategien begründet - doch für Beobachter drängt sich ein Zusammenhang mit den nicht aufgearbeiteten Korruptions-Skandalen bei der FIFA geradezu auf.

Ob die wichtigsten Sponsoren der FIFA tatsächlich den Rücken kehren hänge vor allem davon ab welche Dynamik die ganze Affäre jetzt bekommt, meint Sportökonom Vöpel gegenüber DW. "Wenn der Reputationsschaden in Medien und Öffentlichkeit sehr schnell größer wird, bricht das, was jahrelang so stabil funktioniert hat, schnell zusammen." Und so lange die FIFA-Partner mit einem Rückzug als Sponsor noch glaubhaft verkaufen könnten, "dass man Kritiker und nicht Unterstützer des Systems war, versucht man, Land zu gewinnen."

US-Justizministerin Lynch erklärt den Aufbau des mutmaßlichen FIFA-KorruptionssystemsBild: Reuters/S. Stapleton

Für Sportökonom Vöpel ist es nur schwer vorstellbar, dass die FIFA dieses - wie US-Justizministerin Loretta Lynch erklärt hat - seit 24 Jahren nachweisbare System der Korruption ohne das Wissen der Sponsoren aufrecht erhalten konnte. "Es könnte sich um ein sehr stabiles Interessenkartell handeln. Je mehr Leichen im Keller liegen, desto größer ist das Interesse, das nicht an das Licht der Öffentlichkeit kommen zu lassen. Da der Reputationsschaden auch die Sponsoren träfe, halten diese erstmal still. Die alles zusammenhaltende Kraft dahinter ist die Monopolstellung der FIFA, die so viel Geld verdient, dass man daraus ein solches stabiles Kartell konstruieren kann."

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