Vor einem Jahr noch wollte er Frankfurt unbedingt verlassen - nun steht Flügelflitzer Filip Kostic mit der Eintracht im Finale der Europa League. Dort könnte Frankfurts Bester wieder einmal den Unterschied machen.
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Eigentlich war er schon weg - und die Fans deswegen ziemlich schockiert. Denn vor einem Jahr wollte Filip Kostic unbedingt nach Italien. In die Serie A zu Lazio Rom. Einfach nur weg aus Deutschland, weg von der Eintracht. Es gab deshalb Unruhe im Verein. Die Eintracht ließ ihn am Ende nicht ziehen. Das Angebot war zu niedrig.
Also blieb Kostic. Und der serbische Nationalspieler spielte sich fulminant zurück in die Herzen der Fans: Mit starken Leistungen in der Europa League - besonders im Stadion Camp Nou, im Viertelfinale gegen den großen FC Barcelona. Er erzielte dort zwei Treffer. "Das beste Spiel meiner Karriere", sagte er später. Nun steht er mit seiner Eintracht sogar im Finale.
Besser als Frankfurt-Legende Uwe Bein
Filip Kostic ist das Herz des Frankfurter Spiels. Er gibt die Impulse, schlägt maßgenaue Flanken, so viele wie kaum ein anderer in der Bundesliga. 188 Mal beförderte er die Kugel in den gegnerischen Strafraum in der gerade abgelaufenen Spielzeit. Seine Vorlagen sind schon jetzt legendär, erinnern an die der Frankfurter Legende Uwe Bein, den "Mann mit dem tödlichen Pass". In der vergangenen Saison bereitete Linksfuß Kostic 17 Tore vor. Und das hat noch nicht einmal Bein geschafft.
Kostics Sprints über die linke Seite sind: unberechenbar, wild, mitreißend. Auch defensiv hat er sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt. Und trotzdem hat es für ihn bisher noch nicht zu einem Titel gereicht. Zwei Mal ist er sogar schon abgestiegen: mit dem VfB Stuttgart 2016 und dem Hamburger SV 2018. Nun hat sich das Blatt gewendet. Es könnte für ihn sogar ein internationaler Titel werden. Für die Hessen wird am Mittwoch um 21 Uhr (MESZ) das erste Endspiel im Europapokal seit 1980, also seit 42 Jahren, angepfiffen. Zehntausende Eintracht-Fans werden in Sevilla erwartet. Gegner werden die Glasgow Rangers sein, die wiederum ebenfalls mit enormer Fanwucht vertreten sein werden.
Frankfurts Reise ins Finale war ebenso wild und spektakulär wie Kostics Flankenläufe: Als Gruppensieger setzte sich Frankfurt zunächst im Achtelfinale mit einem Last-Minute-Tor im Rückspiel gegen Betis Sevilla durch (2:1; 1:1 n.V.) , gewann nach dem 1:1 im Viertelfinal-Hinspiel dann sensationell mit 3:2 in Barcelona und holte sich im Halbfinale zwei Siege gegen West Ham United - jeweils frenetisch gefeiert von Tausenden mitgereisten Fans. Und die Reise ist noch nicht beendet.
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Über Sevilla in die Champions League?
Im November wird Kostic 30 Jahre alt, sein Vertrag läuft noch bis 2023. Ob Frankfurt den Linksaußen auch über den Sommer hinaus halten kann? Kostic hat nach dem geplatzten Wechsel zu Lazio die Beraterfirma gewechselt und ist nun bei der italienischen Agentur WSA. Er hat nie einen Hehl daraus gemacht, in die Serie A wechseln zu wollen. Inter Mailand soll bereits Interesse signalisiert haben. Doch nach seinem überragenden Barça-Auftritt sind wohl auch andere große Vereine im Rennen um Frankfurts besten Spieler.
Ein offizielles Angebot liegt nicht vor - und somit wird möglicherweise auch das Finale in Sevilla bei Kostics Zukunftsplänen eine große Rolle spielen. Denn der Gewinner der Europa League spielt in der kommenden Saison in der Champions League. Und vielleicht ist das für Flügelflitzer Kostic ein guter Grund, doch noch ein bisschen bei der Eintracht zu bleiben.
Deutsche Finalisten in der Europa League
Sieben Siege, sieben Pleiten. Eintracht Frankfurt sorgt mit seinem Triumph für eine ausgeglichene Bilanz in den Finals der Europa League, die früher UEFA-Pokal hieß.
Bild: Jorge Guerrero/AFP
1973 Borussia Mönchengladbach
Das Finale gegen den FC Liverpool verlieren die Gladbacher eigentlich schon im legendären Stadion an der Anfield Road. Das 0:3 - zwei Treffer für Liverpool steuert der spätere HSV-Star Kevin Keegan bei - kann die Borussia im Rückspiel nicht mehr wettmachen, auch wenn sie nahe dran ist. 2:0 gewinnt der Bundesligist, dank zweier Treffer von Jupp Heynckes (r.). Zu wenig.
Bild: Werner Otto/United Archives/picture alliance
1975 Borussia Mönchengladbach
Im zweiten Anlauf machen es die "Fohlen" besser. Nach einem 0:0 im Hinspiel im Düsseldorfer Rheinstadion gewinnen die Gladbacher bei Twente Enschede in den Niederlanden mit 5:1. Dreifacher Torschütze ist Jupp Heynckes (3.v.r.), zweimal trifft der Däne Allan Simonsen für das Erfolgsteam von Trainer Hennes Weisweiler.
Bild: Horstmüller/imago
1979 Borussia Mönchengladbach
Der Däne Simonson hat auch entscheidenden Anteil am zweiten UEFA-Pokal-Triumph der Gladbacher. Nach dem 1:1 bei Roter Stern Belgrad verwandelt er im Rückspiel auf dem Bökelberg den Foulelfmeter zum entscheidenden 1:0.
Bild: Sven Simon/picture-alliance
1980 Eintracht Frankfurt
Borussia Mönchengladbach verpasst die Chance, sich zum dritten Mal den UEFA-Pokal zu schnappen. Den recken die Spieler des Bundesliga-Konkurrenten Eintracht Frankfurt um Torjäger Bum-kun Cha (Mitte) in den Himmel. Das Hinspiel gewinnen die Gladbacher mit 3:2. Im Rückspiel in Frankfurt triumphiert die Eintracht mit 1:0 - und setzt sich wegen der auswärts mehr erzielten Tore durch.
Bild: Horstmüller/imago images
1982 Hamburger SV
Nichts zu holen ist für das Team um Torwart Uli Stein (l.) und Abwehrspieler Holger Hieronymus (r.) gegen IFK Göteborg. Das Finalhinspiel in der schwedischen Hauptstadt verliert der HSV mit 0:1. Im Rückspiel im Volksparkstadion gehen die Hamburger mit 0:3 regelrecht unter.
Bild: Alternate/imago
1986 1.FC Köln
Ebenfalls eine Nummer zu groß ist Real Madrid für den 1. FC Köln. Das Hinspiel in Spanien verliert die Mannschaft um Torwart Harald "Toni" Schumacher (l.) und Abwehrchef Paul Steiner (2.v.l.) mit 1:5. Der 2:0-Erfolg im Rückspiel in Berlin - wegen vorhergehender Zuschauer-Ausschreitungen durfte der FC nicht in Köln antreten - reicht nicht, um den Pokal an den Rhein zu holen.
Bild: picture-alliance/dpa
1988 Bayer 04 Leverkusen
Nach dem "Wunder von Leverkusen" lassen sich Trainer Erich Ribbeck, Bayer-Präsident Hans G. Fischer und Kapitän Wolfgang Rolff (v.l.n.r.) beim Autokorso feiern. Nach dem 0:3 bei Espanol Barcelona sah die Werkself schon wie der sichere Finalverlierer aus. In Leverkusen gewinnt Bayer 04 jedoch mit 3:0 und setzt sich schließlich im Elfmeterschießen mit 3:2 gegen die Spanier durch.
Bild: Horstmüller/imago images
1989 VfB Stuttgart
Gegen den SSC Neapel mit Superstar Diego Armando Maradona (r.) liefert der VfB Stuttgart einen großen, am Ende aber vergeblichen Kampf. Das Hinspiel in Italien verliert der Bundesligist mit 1:2. Im Rückspiel im Neckarstadion trotzen die Schwaben Maradona und Co. nach einem 1:3-Rückstand immerhin noch ein 3:3-Unentschieden ab. Ein Achtungserfolg.
Bild: Sven Simon/picture-alliance
1993 Borussia Dortmund
Auch im nächsten deutsch-italienischen Finalduell behält der italienische Klub die Oberhand. Das Dortmunder Team um Stephane Chapuisat (2.v.r.) ist gegen Juventus Turin - mit dem deutschen Nationalspieler Jürgen Kohler (r.) - überfordert. Im Westfalenstadion unterliegt der BVB 1:3, im Stadio delle Alpi mit 0:3.
Bild: Franz Peter Tschauner/dpa/picture alliance
1996 FC Bayern
Bayern-Kapitän Lothar Matthäus (Mitte) stemmt den UEFA-Pokal nach oben. Als Tabellensechster der Vorsaison haben sich die erfolgsverwöhnten Münchener gerade noch für den "kleinen" europäischen Wettbewerb qualifiziert. Im Finale besiegt der FCB Girondins Bordeaux im Hinspiel daheim mit 2:0 und im Rückspiel in Frankreich mit 3:1.
Bild: Jacques Demarthon/epa/dpa/picture-alliance
1997 Schalke 04
Schalke bejubelt seine "Eurofighter" um Yves Eigenrauch (l.) und Olaf Thon (2.v.l.), Das Hinspiel gegen Inter Mailand gewinnen die Schalker zu Hause mit 1:0. Im Rückspiel egalisieren die Italiener das Ergebnis. Das Elfmeterschießen entscheidet. Die Schalker behalten die Nerven und setzen sich mit 4:1 durch. Es ist das letzte UEFA-Pokal-Finale mit Hin- und Rückspiel.
Bild: Daniel Dal Zennaro/dpa/picture alliance
2002 Borussia Dortmund
Als Feyonoord Rotterdam und Borussia Dortmund im Finale 2002 aufeinandertreffen, trägt Jürgen Kohler (l.) das schwarz-gelbe Trikot. Doch anders als neun Jahre zuvor mit Juventus Turin gehört Kohler in Rotterdam zu den Verlierern. Nach einer Notbremse sieht er die Rote Karte, am Ende unterliegt der BVB mit 2:3.
Bild: Flashpress/ASA/picture-alliance
2009 Werder Bremen
Enttäuscht sitzt Mesut Özil (Mitte) auf dem Rasen des Stadions in Istanbul. Gegen den ukrainischen Klub Schachtjor Donezk verliert Werder mit 1:2 nach Verlängerung und muss den Traum vom ersten UEFA-Pokal-Sieg der Vereinsgeschichte begraben. Von der folgenden Spielzeit an heißt der Wettbewerb Europa League.
Bild: Anke Fleig/Sven Simon/picture-alliance
2022 Eintracht Frankfurt
Zum zweiten Mal nach dem UEFA-Pokal-Triumph 1980 gewinnt Eintracht Frankfurt die Trophäe. Nachdem der Bundesligist 2019 im Halbfinale gegen den FC Chelsea noch im Elfmeterschießen gescheitert ist, zieht die Eintracht drei Jahre später ins Endspiel in Sevilla ein - und triumphiert mit 5:4 im Elfmeterschießen gegen die Glasgow Rangers.