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Roter Teppich als Demo-Strecke?

10. Mai 2018

Die Crew vom Film "Leto" protestierte am Mittwoch gegen die Haft von Regisseur Kirill Serebrennikow. Am Samstag wollen rund 100 Schauspielerinnen und Regisseurinnen ein Zeichen für die #MeToo-Bewegung setzen.

71. Filmfestival in Cannes Premiere vom Film "Leto" | Protestaktion
Bild: picture-alliance/dpa/AP/Invision/J. C Ryan

Es war der erste Protest auf dem Roten Teppich in Cannes, aber es wird nicht der letzte bleiben. Die Crew von "Leto" protestierte am Premierenabend (09.05) mit kleinen Buttons an Smokings und Abendkleidern und einem großem weißen Schild, auf dem ein Name prangt: Kirill Serebrennikow. Der russische Regisseur steht unter Hausarrest und darf nicht zum Filmfest Cannes kommen. Ihm wird Korruption vorgeworfen, was der 48-Jährige vehement bestreitet.

Protestnote auf dem Roten Teppich: Schauspieler Teo YooBild: picture-alliance/Photoshot

Das Festival hatte sich zwar bei Präsident Wladimir Putin darum bemüht, dass Serebrennikow doch zur Premiere am
Mittwochabend kommen konnte - doch ohne Erfolg. Der wichtigste Platz im Festivalpalast bleibt leer, der Platz des Regisseurs wird demonstrativ frei gehalten, während sein Film "Leto" gezeigt wird, der im Wettbewerb läuft.

 

Filmstill aus "Leto"Bild: K. Serebrennikow

Von Kritikern umjubelt

"Leto" schnitt der Filmemacher während des Hausarrests fertig - er thematisiert in poetischen, schwarz-weißen Bildern die wahre Geschichte einer musikalischen Gegenbewegung im Leningrad Anfang der 80er Jahre. Mike Naumenko ist bereits ein etablierter Musiker, während Wiktor Zoi noch kurz vor seinem Durchbruch steht. Ihre Idole sind Stars aus dem Westen: David Bowie, Iggy Pop, Blondie. Sie selbst dürfen zwar nicht offen gegen das System auftreten, und doch sind allein ihre langen Haare und die rockige Musik genug, um als Sympathisanten des Feindes zu gelten. Mit seiner energetischen Mischung aus Punk und Rock fängt der Film stimmungsvoll das Lebensgefühl dieser jungen Menschen ein.

#MeToo-Demonstration am Wochenende

Am Samstag wollen rund 100 Schauspielerinnen und Regisseurinnen auf dem Roten Teppich von Cannes die #MeToo-Bewegung unterstützen. Das teilten die Organisatoren des Filmfestivals am Montag (07.05.) mit. "Der Marsch wird den Frauen des Films gewidmet sein", sagte Festivalleiter und Regisseur Thierry Frémaux am Tag vor dem Beginn der 71. Internationalen Filmfestspiele von Cannes. "Nicht nur Cannes, sondern die ganze Welt hat sich im vergangenen September verändert", erklärte Frémaux in Anspielung auf den Skandal um Hollywood-Produzent Harvey Weinstein.

Weinstein wird von zahlreichen Frauen der sexuellen Belästigung und Nötigung bezichtigt. Vier von ihnen beschuldigen ihn, sie während des Festivals an der Côte d'Azur bedrängt und attackiert zu haben. Dort soll er auch die italienische Schauspielerin Asia Argento in seiner Hotelsuite vergewaltigt haben. Der Skandal hat die Festivalleitung auch dazu bewegt, in diesem Jahr eine Hotline einzurichten: Dort können sich Frauen melden, die sexuell belästigt worden sind.

Eröffnungsrede mit Gleichberechtigungs-Appell: Jury-Voristzende Cate BlanchettBild: Getty Images/AFP/G. Bouys

Die #MeToo-Debatte hat auch das Geschlechter-Ungleichgewicht bei der Preisvergabe in den Fokus gerückt. In der Geschichte von Cannes gab es bislang nur zwei Siegerinnen: Bodil Ipsen 1946 mit "Rote Wiesen" und Jane Campion 1993 mit "Das Piano". Dazu kommt ein als sexistisch verstandener Dresscode: In der Vergangenheit wurden Frauen daran gehindert, den Roten Teppich zu betreten, wenn sie keine Absätze trugen.

Auch in diesem Jahr haben es nur drei Frauen auf die Shortlist der 21 Wettbewerber um die Goldene Palme geschafft, darunter die französiche Regisseurin Eva Husson, deren Film "Girls of the Sun" nach der Demonstration am Samstag gezeigt werden soll. Die Jury allerdings besteht in diesem Jahr aus fünf Frauen und vier Männern, mit Cate Blanchett als Jury-Präsidentin, die angeblich auch an der Demonstration teilnehmen soll. Festivalleiter Fremaux wies Anschuldigungen, Blanchetts Ernennung zur Jury-Chefin sei ein PR-Trick gewesen, zurück: "Sie wurde zu allererst gewählt, weil sie eine großartige Schauspielerin ist."   

ka/jhi (afp/dpa)

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