Filmkomponist Hans Zimmer: "Schluss mit dem Gemetzel"
11. März 2022
Hollywood-Star Hans Zimmer startet eine Europa-Tournee. Mit dabei: vor dem Krieg geflohene Musiker des Philharmonie-Orchesters der ukrainischen Hafenstadt Odessa.
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Spätestens seit seinen monumentalen Soundtracks zu "König der Löwen" oder "Gladiator" sitzt Hans Zimmerim Olymp der Filmkomponisten Hollywoods. Mit dem Blockbuster "Dune" ist er derzeit Oscar-Anwärter - es ist seine zwölfte Nominierung. Nun startet Zimmer nach wochenlangen Proben in Berlin am 12. März 2022 in der Hamburger Barclays Arena eine Europa-Tournee.
Mit dabei in Zimmers international besetztem Orchester ist laut Konzertveranstalter die Hälfte des philharmonischen Odessa Orchestra. "Wir sind glücklich, dass einige unserer Musikerfreunde aus Odessa nach Deutschland ausreisen konnten - zum Teil mit ihren Familien", sagte Dieter Semmelmann, Chef der Konzertagentur Semmel Concerts, Anfang März gegenüber der Deutschen Presseagentur. "Dieses Orchester ist kostbar", sagte unterdessen Hans Zimmer bei einem Pressetermin in Berlin. Er betonte, wie wichtig es für ihn sei, mit den Menschen aufzutreten und daran zu erinnern, "dass Kunst und Künstlerinnen und Künstler da sind, um Frieden in diese Welt zu bringen."
7 große Filmkomponisten
Wie lang sollte eine Liste wichtiger Filmkomponisten sein? Sollte sie 10, 50 oder 100 Tonschöpfer aufführen? Wer dazuzählt, ist gewiss ein Streitthema. Hier unsere kleine Auswahl.
Bild: AP
Hans Zimmer
1995 erhielt der in Hollywood lebende Deutsche für die Musik zum Film "König der Löwen" (1994) einen Oscar, insgesamt zehn Mal wurde er für die Auszeichnung nominiert. Seine Verbindung von Synthesizer- und Orchesterklängen war revolutionär. Zu Zimmers Werken gehört die Musik zu "Rain Man" (1988), "Fluch der Karibik" (2003, 2006, 2007 und 2011) und "Blade Runner 2049" (2017).
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Max Steiner
Der österreichisch-amerikanische Komponist gilt als Vater der Filmmusik: Er war der Erste, der Musik unter Dialoge legte. Frühzeitig entdeckte er, wie Musik die Wirkung der Bilder steigern kann, zu sehen etwa bei "King Kong und die weiße Frau" (1933), "Vom Winde verweht" (1939) oder "Casablanca" (1942). Steiner wurde 24 Mal für den Oscar nominiert und erhielt den Preis drei Mal.
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Erich Wolfgang Korngold
Der Komponist jüdischer Herkunft emigrierte 1934 in die USA, kam nach Hollywood, setzte dort Maßstäbe in der Filmmusik und konnte sich seine Projekte bald selbst aussuchen. Aus seiner Feder stammen die Musiken zu "Ein rastloses Leben" (1936), "Robin Hood, König der Vagabunden" (1938) und "Der Herr der sieben Meere" (1940). Ebenso etliche Klavier- und Orchesterwerke, Lieder und Kammermusik.
Bernard Herrmann (r.) mit Alfred Hitchcock
Wer könnte die Duschszene in Alfred Hitchcocks "Psycho" vergessen, in der eine junge Frau erstochen wird? Durch die quietschenden Geigen wirkt sie doppelt brutal. Herrmanns Musik zu Hitchcocks "Vertigo" dagegen ist unterschwellig beunruhigend und vorwärts treibend. In seiner langen Karriere komponierte er außerdem für den Welles-Klassiker "Citizen Kane" (1941) und Scorseses "Taxi Driver" (1976).
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Alfred Newman
Zunächst lehnte ein anderes Studio seine Musik, die bis heute eine der Erkennungsmelodien schlechthin ist, ab: die Vorspannmusik des Filmstudios 20th Century Fox. Die Musik für "Alles über Eva" (1950) mit Bette Davis und "Das verflixte 7. Jahr" (1955) mit Marilyn Monroe stammen ebenfalls von Newman. Seine Söhne, Thomas und David Newman, sind ebenfalls bedeutende Filmkomponisten.
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Ennio Morricone
Für "Spiel mir das Lied vom Tod" (1968) schrieb der Italiener die ultimative Filmmusik. Aber nicht nur Italowestern wie "Es war einmal in Amerika" (1984) oder "Die Unbestechlichen" (1987) gehörten zu seinen Betätigungsfeldern, sondern auch rund 500 weitere Filme. Quentin Tarantino griff für "Kill Bill Vol. 1 und 2" sowie "Inglourious Basterds" (2009) auf Musik von Morricone zurück.
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John Williams
1975 schrieb er die Musik zu Steven Spielbergs Horrorklassiker "Der weiße Hai". Ohne seine Kompositionen wären auch die "Indiana Jones"-Filme (ab 1981-2008), die "Star Wars"-Reihe (ab 1977), "Superman" (1978), "Schindlers Liste" (1993), "Jurassic Park" (ab 1993) oder "E.T" (1982) völlig anders. Williams' Musik wirkt manchmal unterschwellig, führt dann aber zu einem grandiosen Schluss.
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Zimmer verweist auf die eigene Biografie
Der Musiker, der am 12. September 1957 in Frankfurt am Main als Sohn jüdischer Eltern geboren wurde, erzählte außerdem, dass seine Mutter Deutschland 1939 verlassen musste. Sie sei immer gefragt worden, warum sie so spät gegangen sei. Aber man habe kein Geld und keinen Ort gehabt, an den die Familie hätte gehen können, sagte Zimmer. Das sei ohnehin, "keine einfache Entscheidung". Er sei aufgewachsen im Schatten von Eltern, die traumatisiert gewesen seien. Auch der Tourmanager des Opera Orchestra, Oleksandr Lysiuk, war in Berlin vor die Kamera getreten. Nach den ersten Explosionen habe er mit seiner Familie beschlossen, die Ukraine sofort zu verlassen. Er habe einen vier Monate alten Sohn. "Wir haben verstanden, dass die Situation wirklich ernst ist", sagte er. Auch etliche andere Musiker des Orchesters seien geflohen.
Zimmer: "Gemetzel soll aufhören"
Hans Zimmer fügte hinzu, er sei kein Politiker, aber er wolle Menschen zusammenbringen. "Ich möchte, dass dieses Gemetzel aufhört. Dass diese Gier aufhört. Der größere Zweck von Kunst sei es, Menschen zusammenzubringen. Und Mauern einzureißen - nicht Mauern zu errichten."