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Filmpremiere als FC-Bayern-Familientreffen

Matt Pearson
11. Oktober 2017

Viele tun sich schwer damit, den FC Bayern zu bewundern. Bei der Uraufführung des neuen DW-Dokumentarfilms "Das 'Mia san mia' - Phänomen" in einem Berliner Kino ist davon nichts zu spüren.

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Bild: DW/J.Röhl

Rafa Noboa y Rivera und Camila Borborema haben sich vorher noch nie getroffen. Sie kommen aus verschiedenen Ländern und sprechen verschiedene Sprachen. Aber beide verbringen ihren Abend damit, über die gleiche Sache zu sprechen: den FC Bayern München.

Die beiden - er aus New York, sie aus Rio de Janeiro - gehören an diesem Abend im Berliner Kino "Babylon" zu den Hunderten von Premierengästen und sind gleichzeitig auch Protagonisten, deren Geschichten auf der großen Leinwand erzählt werden.

Treue Fans

Der Dokumentarfilm beschreibt den Einfluss des größten deutschen Fußballvereins auf Fans, Spieler, Offizielle, Journalisten, Trainer und Fußballer weltweit und konzentriert sich auf das Gefühl "Mia san mia", über das sich der FC Bayern definiert. Für Camila bedeutet das, ein bisschen anders zu sein. "Viele verstehen das nicht", sagt sie über ihre Fan-Treue zum deutschen Rekordmeister. "Sie sagen: Oh, du magst Brasilien nicht. Dabei mag ich Brasilien sehr wohl, aber ich mag auch den FC Bayern. Viele meiner Freunde haben mich nach dem 7:1 Deutschland gegen Brasilien (bei der WM 2014) angesprochen. Ich habe geantwortet: Ich weine um Brasilien, aber ich unterstütze immer noch den FC Bayern."

Auf Augenhöhe

Als sie und Rafa vor der Filmpremiere im Saal begrüßt werden und sich erheben, erhalten sie einen Riesenapplaus des Publikums. Genauso wie die Bayern-Ex-Profis Klaus Augenthaler, Franz "Bulle" Roth und Hansi Pflügler, die während ihrer Karriere bei den Münchenern zahlreiche nationale und europäische Titel gewonnen hatten. Spieler und Fans auf Augenhöhe, das fasst zusammen, was wenig später über die Leinwand läuft.

Die DW-Autoren Vering (l.) und Eixler (2.v.r.) mit den Ex-Bayern-Profis Augenthaler (2.v.l.), Roth (3.v.l.) und Pflügler (r.)Bild: DW/J.Röhl

Charterflug für Kuffour

In einem besonders emotionalen Abschnitt erzählt der ehemalige Bayern-Verteidiger Sammy Kuffour vom Tod seiner Tochter im Alter von 15 Monaten und wie der Verein, angestoßen von Präsident Uli Hoeneß, ihn mit einem Privatjet nach und von seiner Heimat Ghana fliegen ließen. Er vergleicht den Klub, der oft als arrogant und unnahbar empfunden wird, mit einer Familie.

Mehr als nur Pflicht

Manuel Vering, neben Niels Eixler einer der Autoren des Films, sagt, dass dieses Zusammengehörigkeitsgefühl wie ein Leitthema über der gesamten Produktion gestanden habe: "Wenn man einen der großen englischen Fußballvereine wie Manchester United oder Arsenal anschaut, haben natürlich auch sie viele Fans im Ausland. Und alle werden sagen, dass sie wie eine große Familie sind. Aber der FC Bayern ist die Mannschaft, die sich am meisten von allen auch wirklich wie eine Familie verhält. Sammy Kuffour ist ein Beispiel, aber es gibt auch noch viele andere. Sie schützen ihre Spieler schützen und tun mehr als nur ihre Pflicht."

Morgens in der Kneipe

Das hat auch Rafas Leben stark beeinflusst. Als er nach langer Zeit wieder nach New York zurückkehrte, kümmerte er sich zunächst vor allem darum, den Bayern-Fanklub im "Big Apple" aufzubauen. Er habe sich damals die tolle Atmosphäre und Kameradschaft kaum vorstellen können, wenn sich am Morgen eines Spieltags 50 oder 60 andere Bundesligafans in einer Bar treffen.

Nicht auf den Zug aufgesprungen

Der in Puerto Rico geborene Computerfachmann erzählt, dass früher die wenigen Kinder, die sich in seiner Heimatstadt für Fußball interessierten, ausnahmslos Anhänger italienischer Klubs gewesen seien. Die Erfahrung, der einzige Bayern-Fan zu sein, habe ihm geholfen, sich mit dem Motto des Vereins zu identifizieren. "Ich war besonders stolz, weil ich nicht einfach auf den Zug aufgesprungen war", sagt Rafa. "Das knüpft an 'Mia san mia' an. Sie sind, wer sie sind, und ich sehe das."

Der Fußball wurde immer beliebter und profitabler, große Vereine wie der FC Bayern stellten sich darauf ein. Im Film diskutieren Bayern-Größen wie Philipp Lahm, Oliver Kahn und Uli Hoeneß darüber, was diese Entwicklung für den einst nur auf das deutsche Bundesland Bayern fokussierten Klub bedeutete.

Einigkeit über "Mia san mia"

Auch nach der Premiere gibt es in der Lobby nur ein Thema: FC Bayern. Doch anders als in bayerischen Wirtshäusern oder auf dem Weg zur Allianz-Arena, wird nicht darüber diskutiert, wer Arjen Robben und Franck Ribery ersetzen soll, oder ob es richtig war, Trainer Carlo Ancelotti zu entlassen. Hier geht es darum, wo du auf der Welt um neun Uhr morgens Bundesligaspiele sehen und deinem Verein die Daumen drücken kannst. "Mia san mia" dürfte in verschiedenen Sprachen unterschiedlich übersetzt werden. Doch für Rafa, Camila und viele andere in Berlin ist an diesem Dienstagabend die Bedeutung des Bayern-Mottos völlig klar.

Hier können Sie den Dokumentarfilm ansehen:

Das "Mia san mia"-Phänomen

01:29:53

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