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Finanzmarktexperten sorgen für positive Überraschung

21. April 2020

Es gibt noch gute Nachrichten aus der Wirtschaft: Börsianer blicken überraschend optimistisch auf die Aussichten für die deutsche Konjunktur. Das besagt das wichtige ZEW-Barometer.

Deutschland Sonnenaufgang und Hochnebel BdT
Bild: picture-alliance/dpa/J. Eifert

Die Konjunkturerwartungen der Finanzexperten in Deutschland, die im vergangenen Monat extrem abgestürzt waren, sind im April gestiegen. Der Index des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim kletterte im April aus dem negativen Bereich um 77,7 Punkte auf 28,2 Punkte. Die Experten sähen "Licht am Ende eines sehr langen Tunnels", erklärte ZEW-Präsident Achim Wambach.

Der Anstieg fiel wesentlich stärker aus als von Analysten erwartet. Sie hatten im Schnitt mit einem Zuwachs auf minus 42,0 Punkte gerechnet. Die Bewertung der aktuellen Konjunkturlage trübte sich dagegen massiv ein. Sie fiel um 48,4 Punkte auf minus 91,5 Zähler. Analysten hatten im Schnitt mit minus 77,5 Punkten gerechnet.

Ein positives Wirtschaftswachstum erwarteten die Experten demnach aber erst im dritten Quartal wieder. Die Wirtschaftsleistung von vor der Coronakrise wird demnach erst im Jahr 2022 wieder erreicht werden.

Von dunklen Nächten und hellen Sternen

Der Ökonom Andreas Scheuerle von der Deka-Bank verfiel angesichts der Zahlen in Poesie: "Je dunkler die Nacht, desto heller scheinen die Sterne." Von so tiefen Niveaus könne es nur noch nach oben gehen. "Ob die Erwartung eine kurzen, aber extrem schmerzhaften Rezession sich erfüllen wird, hängt letztlich von den Infektionsdaten in den kommenden Wochen ab."

Sein Kollege Ralph Solveen von der Commerzbank verwies auf unterschiedliche Einschätzungen, wie schnell sich die Wirtschaft von dem aktuellen Einbruch erholen werde. "Angesichts der aktuell katastrophalen wirtschaftlichen Lage geht aber die klare Mehrheit davon aus, dass es auf Sicht von sechs Monaten kaum schlechter, sondern eigentlich nur besser werden kann."

Wie steil der Weg aus dem tiefen Konjunkturtal noch ist, zeigen Annahmen der Bundesregierung. Zolldaten für die vergangene Woche "deuten auf fortgesetzt schwache Exporttätigkeit hin", heißt es in einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Papier von Wirtschafts- und Finanzministerium. Demnach ist etwa der Seeverkehr im Vergleich zum Durchschnitt von Mitte Januar bis Ende Februar um 48 Prozent eingebrochen, der Eisenbahnverkehr sogar um 67 Prozent.

Deutliches Minus im zweiten Quartal zu erwarten

"Die schwachen Zolldaten passen ins allgemeine Bild - auch wenn sie durch die Osterferien zusätzlich nach unten gedrückt wurden", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Demnach seien die Exporte im April weiter eingebrochen. "Leider bestätigt all dies die Prognose, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal grottenschlecht ausfallen wird", sagte Krämer. "Das Minus gegenüber dem ersten Quartal dürfte mindestens 7,5 Prozent betragen." Der Chefökonom rät der Regierung dazu, den Rückgang der Neuinfektionen konsequent zu nutzen, um die Beschränkungen für die Unternehmen und deren Beschäftigte schrittweise zurückzunehmen. "Die Unternehmen brauchen eine Öffnungsvision, damit sie das Hochfahren der Produktion vorbereiten können und die Wertschöpfungsketten wieder ineinandergreifen", betonte Krämer.  

Das Mannheimer ZEW befragt monatlich rund 200 Experten von Banken, Versicherungen und Finanzabteilungen von Großunternehmen nach ihren aktuellen Einschätzungen und Prognosen zu wichtigen internationalen Finanzmarktdaten wie Inflationsraten, Zinsen, Aktienindizes, Wechselkursen und dem Ölpreis.

hb/tko (rtr,dpa,afp)

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