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PolitikFinnland

Finnischer Friedensnobelpreisträger Martti Ahtisaari ist tot

16. Oktober 2023

Für seine internationalen Vermittlungseinsätze erhielt Martti Ahtisaari 2008 den Friedensnobelpreis. Nun ist der ehemalige finnische Präsident im Alter von 86 Jahren gestorben.

Martti Ahtisaari verstorben
Martti Ahtisaari Bild: Roni Rekomaa/AFP

Im Alter von 86 Jahren ist der Friedensnobelpreisträger und frühere finnische Präsident Martti Ahtisaari in Helsinki gestorben. Das teilte das finnische Präsidialamt mit. Wegen einer Alzheimer-Erkrankung hatte er sich vor zwei Jahren aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.

Der frühere UN-Diplomat Ahtisaari war von 1994 bis 2000 Präsident Finnlands. Davor und danach machte er sich als geschickter Vermittler in Konflikten auf mehreren Kontinenten einen Namen. Den Friedensnobelpreis erhielt er 2008 für seine jahrzehntelangen Vermittlungsbemühungen zur Beendigung von Konflikten unter anderem in der indonesischen Provinz Aceh, in Namibia, Nordirland und auf dem Balkan.

"Ein Präsident des Wandels"

"Martti Ahtisaari glaubte an die Menschheit, die Zivilisation und die Güte", würdigte der finnische Präsident Sauli Niinistö den Verstorbenen. Sein Vorgänger habe Bedeutsames geleistet. "Er war ein Präsident des Wandels, der Finnland in eine globale EU-Ära gesteuert hat."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hob in einem Kondolenzschreiben an Niinstö hervor, damit verliere man "einen leidenschaftlichen Friedensstifter, der sich unermüdlich für die Lösung zahlreicher internationaler Konflikte eingesetzt hat". Als Präsident habe Ahtisaari unbeirrt seine Vision von Finnland als aktivem Teilnehmer in internationalen Angelegenheiten und als Mitgestalter der Zukunft Europas verfolgt. Er sei Ahtisaari oft begegnet. "Sein diplomatisches Geschick, seine immense Beharrlichkeit und seine Geduld habe ich stets bewundert", so Steinmeier.

Vermittlungserfolg in Aceh

In Indonesien vermittelte Ahtisaari 2005 nach einem drei Jahrzehnte währenden Konflikt mit rund 15.000 Todesopfern ein Friedensabkommen zwischen der Regierung und Rebellen in der Provinz Aceh. Seine Verhandlungspartner auf beiden Seiten beschrieben ihn als durchsetzungstark und gleichzeitig warmherzig und humorvoll. "Ich habe sehr viel Geduld. Ich werde nicht so leicht wütend, aber ich kann hart sein", sagte Ahtisaari über seine Rolle als Vermittler.

Als seinen wichtigsten Erfolg nannte Ahtisaari seine Arbeit als UN-Sondergesandter für Namibia, das er auf dem Weg in die Unabhängigkeit von Südafrika im Jahr 1990 begleitete. Als Niederlage empfand er seine Bemühungen im Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo. Sein Versuch, eine Vereinbarung zwischen beiden Seiten zu vermitteln, scheiterte und Kosovo erklärte schließlich 2008 einseitig seine Unabhängigkeit.

Martti Ahtisaari mit der Urkunde des Friedensnobelpreises im Jahr 2008Bild: Lehtikuva Martti Kainulainen/dpa/picture alliance

Aus Karelien geflohen

Geboren wurde Ahtisaari 1937 in Viipuri - heute Wyborg - im heutigen Russland. Seine Familie floh nach der Eroberung großer Teile Kareliens durch Russland im finnisch-russischen Winterkrieg zu Beginn des Zweiten Weltkriegs nach Finnland. Vielleicht seien es seine Kindheitserfahrungen mit Krieg und Flucht, die ihn als Friedensvermittler qualifizierten, sagte Ahtisaari einmal. Mit 22 Jahren ging er als Junglehrer nach Pakistan. Später studierte er in Helsinki an der Handelshochschule und startete eine Karriere im finnischen Außenministerium.

1994 wurde Ahtisaari zum ersten direkt gewählten Präsidenten Finnlands. Mit seiner eher repräsentativen Rolle als Staatsoberhaupt wurde der überzeugte Außenpolitiker jedoch nicht warm und beschrieb seine sechs Jahre in der finnischen Innenpolitik rückblickend als "außereheliche Affäre". Ahtisaari selbst sagte über seine Vermittlungserfolge einmal: "Ich bin kein Magier." Er wolle vor allem eines: Konflikte am Verhandlungstisch lösen, und wenn es dafür Jahre brauche.

kle/hf (epd, afp, dpa)

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