Finnland gibt mutmaßlichen Sabotage-Tanker "Eagle S" frei
2. März 2025
Seit Weihnachten lag die "Eagle S" in Finnland an der Kette. Der Tanker wird Russlands "Schattenflotte" zugerechnet und wird mit der Beschädigung von Unterseekabeln in der Ostsee in Verbindung gebracht. Zwar dauern die Ermittlungen an. Dennoch haben die finnischen Behörden die "Eagle S" nun wieder freigegeben.
Die technischen Untersuchungen an dem Schiff seien abgeschlossen, teilte die finnische Polizei mit. "Aus Sicht der Ermittlungen gibt es kein Hindernis dafür, dass das Schiff seine Reise aus den finnischen Hoheitsgewässern fortsetzt."
Die Küstenwache überwache die Abfahrt des Tankers, heißt es weiter. Fünf der acht Seeleute von Bord dürfen nun auch nach Hause. Gegen drei Mitglieder der Eagle-S-Besatzung wird jedoch noch ermittelt. Und sie dürfen deshalb weiterhin nicht aus Finnland ausreisen. Die vorläufigen Ermittlungen sollen diesen Angaben zufolge bis Ende April abgeschlossen werden, heißt es von den finnischen Behörden.
Tanker gehört laut EU zur russischen Schattenflotte
Die "Eagle S" wird mit Schäden an dem zwischen Finnland und Estland verlaufende unterseeischen Stromkabel Estlink 2 und mehreren Kommunikationskabeln in Verbindung gebracht. Die Schäden waren am ersten Weihnachtsfeiertag vergangenen Jahres aufgetreten. Daraufhin beschlagnahmten die finnischen Behörden die "Eagle S". Der Tanker fährt unter der Flagge der Cookinseln und hatte vor dem weihnachtlichen Zwischenfall im Hafen der russischen Ostseemetropole St. Petersburg abgelegt.
Das Schiff hatte Estlink 2 zum entsprechenden Zeitpunkt passiert und gehört nach Einschätzung der Europäischen Union zur russischen "Schattenflotte". Gemeint sind damit Tanker und andere Frachtschiffe, die Russland benutzt, um Sanktionen infolge seines Angriffskriegs gegen die Ukraine zu umgehen.
Die Ermittler hegen den Verdacht, dass die Unterseekabel vorsätzlich von der "Eagle S" beschädigt wurden - und zwar, indem die Crew einen der Anker herabließ und ihn über eine weite Strecken hinter dem Schiff herzog, bis möglicherweise dessen Kette riss.
Im Zuge der Ermittlungen wurde eine kilometerlange Schleifspur am Meeresboden gesichtet. Der Anker wurde inzwischen auf dem Grund der Ostsee entdeckt und mithilfe eines schwedischen Spezialschiffs gehoben.
Betroffen von dem Kabelschaden waren der finnische Stromnetzbetreiber Fingrid und sein estnischer Partner Elering. Sie bleiben nun auf den Reparaturkosten für die Unterseeleitungen sitzen. Offenbar hatten beide Unternehmen in Betracht gezogen, als Entschädigung die "Eagle S" beschlagnahmen zu lassen. Sie hätten sich aber darauf verständigt, teilte Fingrid jetzt mit, darauf zu verzichten. Grund: Die Kosten für die Übernahme und Wartung des Tankers hätten wahrscheinlich den Wert des 19 Jahre alten Schiffes überstiegen.
AR/fab (dpa, rtr, afp)