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FinTechs: Eine Zukunft ohne Banken?

Jessica Krystek11. April 2016

Geldgeschäfte online abwickeln - sogenannte FinTechs versprechen, die Welt des Geldes transparenter und billiger zu machen. Noch geben sich die Banken gelassen. Aber es setzt die Branche gehörig unter Druck.

Großbank UBS in Zürich
Schalterhalle der Großbank UBS in ZürichBild: picture-alliance/dpa

Fintechs: Angriff auf die Großbanken

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Mit wenigen Klicks einen Kredit beantragen, Anlageentscheidungen komfortabel von zu Hause aus überdenken oder auch Geldüberweisungen so zügig wie eine WhatsApp-Nachricht verschicken: FinTechs - kurz für Finanz-Technologie-Unternehmen - werben vor allem mit Schnelligkeit, Transparenz und kostengünstigen Konditionen. Ihre verständlich aufbereiteten Online-Angebote wirken verbraucherfreundlich.

"Alle FinTechs haben gemeinsam, dass sie eine Kundenperspektive einnehmen und ein bestimmtes Problem aus der Verbraucher-Perspektive lösen. Die meisten Online-Modelle sind einfacher und näher am Kunden dran, das macht ihren Reiz aus", sagt Oliver Vins, stellvertretender Sprecher im Bundesverband Deutscher Startups.

Geldgeschäfte bauen immer noch auf Vertrauen

"FinTechs können als die zweite oder gar dritte große Digitalisierungswelle in der Finanzwirtschaft betrachtet werden", erklärt Jörg Müller-Lietzkow, Professor für Medienökonomie und Management an der Universität Paderborn. Auch wenn sich FinTechs durch innovationstreibende Ideen auszeichnen und den digitalen Zahlungsverkehr individuell und kundenorientiert gestalten wollen, ganz verdrängen dürften sie Banken wohl kaum. Denn trotz der Finanzkrise genießen Bankhäuser immer noch einen gewissen Vertrauensbonus bei ihren Kunden. Eine etablierte Marke, ein großer Kundenstamm und die persönliche Beratung sind oft entscheidend, wenn es um ein sensibles Thema wie Geldabwicklungen geht.

Die Bankenbranche ist im Umbau.Bild: dapd

TransferWise- eine Alternative für Auslandsüberweisungen

Einer dieser neuen Wettbewerber ist TransferWise. Das Unternehmen hat sich auf Online-Überweisungen ins Ausland spezialisiert. Dies geschieht mit Hilfe des sogenannten Peer-to-Peer-Modells. Das Unternehmen sieht sich selbst in einer Vermittlerposition. Wenn jemand aus Deutschland Geld in die USA überweisen möchte, sucht TransferWise eine oder mehrere Personen, die wiederum aus den USA den gleichen Betrag nach Deutschland überweisen wollen.

"Auf diese Weise sind wir in der Lage, die Überweisungen zum jeweils aktuellen Devisenmittelkurs anzubieten. Dies ist bislang einzigartig, denn Banken verdienen bei Auslandsüberweisungen vor allem an einem für den Kunden ungünstigen Wechselkurs", erklärt Taavet Hinrikus, Gründer und CEO von TransferWise.

Das Startup, das weltweit mehr als 500 Mitarbeiter beschäftigt, berechnet eine Gebühr von 0,5 Prozent auf den meisten Überweisungsrouten, bei einer herkömmlichen Bank ist eine solche Transaktion häufig sechs Mal teurer. Laut Firmenangaben werden über die Peer-to-Peer-Technologie jeden Monat 700 Millionen Euro überwiesen und 31 Millionen Euro Bankgebühren gespart.

Potenzielle Kunden sind vorhanden

Diese Dienstleistung wird mittlerweile für 35 verschiedene Währungen angeboten, sodass Kunden aus 40 Ländern Geld in 60 Länder überweisen können. Eine Vernetzung, die durch neue Technologien auf dem Finanzmarkt gestärkt wird und auch vor dem Hintergrund zunehmend multikultureller Gesellschaften in Europa Anklang finden könnte.

Viele Menschen stehen im regelmäßigen Austausch mit Freunden und Verwandten, die im Ausland leben, haben selbst einen Wohnsitz oder andere Verbindungen ins Ausland. Allein in Deutschland haben laut Hinrikus mehr als zehn Millionen Menschen einen Migrations-Hintergrund aus Nicht-EU-Staaten und sind damit potenzielle Kunden für den Online-Geldtransfer-Service.

Sich nicht mit dem Status-Quo zufrieden geben

Ihren Fokus auf bestimmte Dienstleistungen sehen FinTechs wie TransferWise als strukturellen Vorteil gegenüber den traditionellen Bankhäusern. "Wir sind ihnen technologisch oft einen Schritt voraus", sagt Hinrikus. Um mit den Innovationstreibern mithalten zu können, müssen Bankhäuser sich neu ausrichten, um auch jüngere Generationen als Kunden für sich gewinnen zu können.

Die Deutsche Bank will sich nicht mit dem Status-Quo zufrieden geben und bis 2020 eine Milliarde Euro in ihre digitale Ausrichtung investieren. "Wir wissen, dass wir schneller werden müssen in der Umsetzung neuer digitaler Services für unsere Kunden", sagt Jana Brendel, Head of Digital Solutions bei der Deutschen Bank. "Wir bauen dabei auf die Zusammenarbeit und gute Ideen der Startups und FinTechs, denn sie tragen dazu bei, dass Banken ihr Geschäftsmodel an verschiedenen Stellen auf den Prüfstand stellen", so Brendel weiter. Gerade erst hat die Bank ein sogenanntes Innovation Lab im Silicon Valley eröffnet, weitere gibt es bereits in Berlin und London.

Bald ein alltägliches Bild?Bild: DW

Alle Zeichen auf Kooperation?

"Ich glaube, dass wir in paar Jahren nicht mehr zwischen Bank und FinTech unterscheiden werden. Die Branche wird sehr stark zusammenwachsen, denn auch die meisten FinTechs haben eine Partnerbank im Hintergrund", sagt Oliver Vins vom Bundesverband Deutscher Startups im DW-Gespräch. Auch Jörg Müller-Lietzkow schließt sich diesem Tenor an. "Traditionelle Banken werden das tun, was sie immer getan haben", sagt Müller-Lietzkos. Die Banken würden versuchen, sich in den Markt über Beteiligungen einzukaufen und mittelfristig die eingekauften Firmen integrieren. "Selbst wenn FinTechs schnell und erfolgreich sind, zeigt die Erfahrung, dass am Ende doch Vollbankservice benötigt und gewollt wird."

13 Millionen Privat- und Firmenkunden in Europa sprechen für Traditionshäuser wie die Deutschen Bank. Wenn es um Datensicherheit und die eigene Vermögensverwaltung geht, dann will die Großzahl der Kunden wissen, mit welchem Partner man das Geschäft abschließt. Es bleibt abzuwarten, wie sich FinTechs auf lange Sicht etablieren werden und wie offen die Menschen für digitale Finanzgeschäfte sind.

Hinweis der Redaktion: am 12.04.2016 wurden einige Unternehmenszahlen zu TransferWise aktualisiert.

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