1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
KonflikteGlobal

Flüchtlinge: 110 Millionen Menschen laut UN auf der Flucht

14. Juni 2023

Sudan, Ukraine, Afghanistan: Weltweit ist die Zahl der Binnenvertriebenen und Flüchtlinge um zehn Millionen Menschen gestiegen. Die Vereinten Nationen sprechen von einem Armutszeugnis für den Zustand der Welt.

Eine Frau kocht auf einer provisorischen Feuerstelle
Ein Flüchtlingslager im Tschad - nahe der Grenze zur sudanesischen Krisenregion Darfur Bild: Blaise Dariustone/DW

Die Zahl der Menschen auf der Flucht vor Gewalt, Krieg und Verfolgung hat nach Angaben der Vereinten Nationen einen neuen Höchststand erreicht. Aktuell sind weltweit rund 110 Millionen Menschen auf der Flucht, zwei Drittel von ihnen in ihren Heimatländern, wie das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR in Genf berichtete. Im vergangenen Juni waren es rund 100 Millionen Menschen gewesen.

Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, sprach von "verheerenden" Zahlen. "Es ist ein Armutszeugnis für den Zustand unserer Welt", sagte er. Den weiteren Anstieg der Fluchtbewegungen im laufenden Jahr begründete er mit neu begonnenen Kämpfen, insbesondere im Sudan. "Diese Zahlen zeigen uns, dass manche Menschen viel zu schnell Konflikte anzetteln und viel zu langsam sind, um Lösungen zu finden." 

Grandi: Krise im Sudan könnte sich ausweiten

Grandi äußerte die Befürchtung, dass sich die aktuelle Krise im Sudan noch verschärfen könnte. In dem nordostafrikanischen Staat gibt es seit Mitte April einen erbitterten Machtkampf zwischen Truppen des De-facto-Präsidenten Abdel Fattah al-Burhan und dessen bisherigem Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo. Noch seien hunderttausende aus dem Sudan Geflohene in Nachbarländern untergekommen, so Grandi. Aber der Osten des Landes sei als Terrain von Menschenschmugglern bekannt. Wenn Recht und Ordnung im Sudan nicht bald wieder hergestellt würden, könnten diese Schmuggler Sudanesen auf die Fluchtrouten "nach Libyen und weiter" bringen, sagte der UN-Hochkommissar. Vom Mittelmeerland Libyen aus starten viele Flüchtlingsboote Richtung Europa. 

Seit dem Beginn der Gewalt im Sudan sind UN-Angaben zufolge fast 1,9 Millionen Menschen auf der Flucht.

Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, sorgt sich um die Menschen im Sudan Bild: Salvatore Di Nolfi/KEYSTONE/picture alliance

Grandi lobte zugleich die geplante Reform des Asylwesens in der Europäischen Union. Die EU will Asylsuchende, die aus einem Staat anreisen, der als relativ sicher gilt, künftig nach dem Grenzübertritt in einer Aufnahmeeinrichtung festhalten. Nach einer zügigen Prüfung der Gesuche sollen Abgelehnte umgehend zurückgeschickt werden. Nicht alles sei perfekt, aber wenigstens habe sich die EU überhaupt auf etwas geeinigt, sagte Grandi. Er fügte hinzu: "Wir sind klar der Ansicht, dass Asylsuchende nicht in Gefängnisse gesteckt werden sollten. Asyl zu beantragen, ist keine Straftat."

Ukraine: schnellste Flüchtlingsbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg

Aus dem gleichzeitig in Genf vorgelegten Weltflüchtlingsbericht "Global Trends" des UNHCR für 2022 geht hervor, dass der russische Angriffskrieg in der Ukraine die Hauptursache für neue Vertreibung im vergangenen Jahr gewesen war. Die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine habe sich von 27.300 Ende 2021 auf 5,7 Millionen Ende 2022 erhöht. Die Vereinten Nationen sprachen von der schnellsten Abwanderungswelle seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Zahl der Menschen, die aus Afghanistan geflüchtet seien, betrug Ende 2022 ebenfalls 5,7 Millionen.

Das Flüchtlingslager Kahramanmaras in der Türkei mit Platz für etwa 12.000 Menschen - hauptsächlich Syrer kamen hier unter (Archivbild) Bild: Burak Kara/Getty Images

Die Türkei beherbergte laut dem UNHCR Ende des Jahres 2022 mit 3,6 Millionen die meisten Menschen auf der Flucht. Dahinter lag der Iran mit 3,4 Millionen Menschen, die zumeist aus Afghanistan kamen. Platz drei belegte Kolumbien mit 2,5 Millionen vor Deutschland, das 2,1 Millionen Kinder, Frauen und Männer aufgenommen hat. Laut den Vereinten Nationen nehmen ärmere Länder die meisten Flüchtlinge auf.

se/ehl (dpa, kna, epd, ap)