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Politik

Sea-Watch-Flüchtlinge im Hungerstreik

7. Januar 2019

Auf den zwei im Mittelmeer vor der Küste Maltas festsitzenden Rettungsschiffen spitzt sich die Lage zu. Einige der Migranten verweigern inzwischen die Nahrung. Und die EU diskutiert und diskutiert.

Geflüchtete auf dem mit der niederländischen Flagge geführten Rettungsschiff Sea Watch 3
Flüchtlinge auf der "Sea-Watch 3"Bild: Getty Images/AFP/F. Scoppa

Auch mehr als zwei Wochen nach ihrer Rettung aus dem Mittelmeer dürfen die Migranten nicht an Land: Einige der 32 Flüchtlinge auf dem Rettungsschiff "Sea-Watch 3" essen nichts mehr. Darunter sind auch Kinder und Jugendliche, wie die deutsche Hilfsorganisation mitteilte. Es sei zu befürchten, "dass ihr psychischer und gesundheitlicher Zustand sich spürbar verschlechtert". "Sea-Watch 3" hatte die 32 Bootsflüchtlinge am 22. Dezember aufgegriffen. Eine Woche später nahm das Rettungsschiff "Professor Albrecht Penck" der deutschen Organisation Sea-Eye 17 Migranten an Bord. Beide Schiffsbesatzungen bemühten sich bislang vergeblich um die Erlaubnis, einen europäischen Hafen anzusteuern. 

Sea-Watch-Mitarbeiter reagierten mit Unverständnis auf das Gezerre unter den EU-Staaten, die sich bislang nicht auf eine Verteilung der insgesamt 49 Migranten einigen konnten. Im Kurznachrichtendienst Twitter machten sie insbesondere Bundesinnenminister Horst Seehofer für die Lage verantwortlich.

Sea-Eye veröffentlichte ein Video von den Migranten, die an Bord ihres Schiffes in einem kleinen Raum ausharren. "Wir sind müde", sagt darin einer von ihnen. "Wir können uns nicht bewegen, es ist wie ein Gefängnis." Die Trink- und Brauchwasservorräte des Schiffes werden laut der Organisation inzwischen streng rationiert. Die 17 Geretteten schliefen seit mehr als einer Woche auf der Krankenstation. Sie teilten sich eine Toilette, Matratzen und Wechselkleidung gebe es nicht.

Viele der ohnehin traumatisierten Flüchtlinge leiden nach Angaben beider Hilfsorganisationen unter Seekrankheit. Das Stressniveau nehme zu. Von beiden Schiffen aus ist die Küste Maltas zu sehen - die Regierung in Valletta erlaubte ihnen, nationale Gewässer anzusteuern - doch anlegen dürfen sie nicht.

Ein Versorgungsschiff bringt einige Hilfsgüter zur "Sea-Watch 3", die drei Seemeilen vor Malta liegt Bild: Reuters/D. Zammit Lupi

Keinen Präzedenzfall schaffen  

Europäische Diplomaten teilten nach einem Treffen auf Botschafterebene in Brüssel mit, insgesamt gebe es etwa zehn Länder, darunter Deutschland, Frankreich, die Niederlande und Luxemburg, die die Flüchtlinge aufnehmen würden, wenn Malta sie an Land ließe. Doch die dortige Führung will nach eigenen Angaben einen Präzedenzfall vermeiden. Es könne nicht sein, dass jedes Migrantenboot, das "irgendwo im Mittelmeer gerettet und von anderen Ländern abgewiesen wird, in Malta endet". Ministerpräsident Joseph Muscat forderte zudem, es müsse auch ein Großteil der 249 Migranten unter EU-Partnern verteilt werden, die maltesische Schiffe über die Weihnachtstage gerettet hätten und die sich nun auf der Insel befinden.

Teilnehmer einer Kundgebung in Berlin fordern Bundesinnenminister Horst Seehofer zum Handeln auf Bild: picture-alliance/dpa/B. Pedersen

Regierungssprecher Steffen Seibert setzte sich in Berlin für "eine dauerhafte, europäische, solidarische Lösung" ein. Es dürfe nicht jeweils neue Verhandlungen mit "jedem neuen Schiff, das Flüchtlinge vor einen Mittelmeerhafen bringt" geben.

Nach wie vor zeigt sich bei dem Thema jedoch, dass west- und osteuropäischen Staaten nicht an einem Strang ziehen.

se/rb (afp, kna, dpa)

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