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Flüchtlinge erreichen nun auch Kroatien

17. September 2015

Nach der Abriegelung der ungarisch-serbischen Grenze stellen sich nun die Nachbarländer Kroatien und Slowenien auf die Durchreise von Flüchtlingen ein. In Kroatien trafen am Mittwoch knapp 1200 Flüchtlinge ein.

Flüchtlinge an der kroatisch-serbischen Grenze bei Tovarnik (Foto: Vuk Tesija/DW)
Bild: Vuk Tesija

Wie das kroatische Innenministerium mitteilte, kamen bis zum Abend 1191 Migranten an. Unter ihnen seien 189 Frauen und 184 Kinder. 303 Menschen hielten sich im Registrierungszentrum in Jezevo auf. Innenminister Ranko Ostojic traf sich mit seinem serbischen Kollegen Nebojsa Stefanovic.

Der kroatische Regierungschef Zoran Milanovic kündigte in Zagreb an, dass aus Serbien einreisende Migranten sein Land passieren dürften. Die Regierung entsandte zunächst Minenräumer in das Grenzgebiet zu Serbien, denn dort sind noch aus der Zeit des jugoslawischen Bürgerkriegs in den 90er Jahren Sprengkörper vergraben. Die Spezialisten sollen nun rasch eine sichere Passage schaffen. Der kroatische Regierungschef Zoran Milanovic sagte: "Sie werden Kroatien durchqueren können, und wir werden ihnen dabei helfen."

Slowenien will erst registrieren

Nördlich von Kroatien wäre für die Flüchtlinge Slowenien die nächste Station auf dem Weg nach Europa. Die Regierung in Ljubljana erklärte allerdings, sie werde keinen "sicheren Korridor" für die Flüchtlinge öffnen. Nach den Vorgaben der EU müssten die Migranten im Land zunächst registriert werden. Slowenien liegt zwischen Kroatien und Österreich und gehört bereits zur Schengen-Zone. Das EU-Land Kroatien ist noch kein Schengen-Land.

Ungarn war bisher Haupt-Transitland auf der Flüchtlingsroute über den Balkan. Zu Wochenbeginn hatte das Land seine Grenze zu Serbien abgeriegelt. Die in Serbien festsitzenden Migranten suchen nun nach Alternativrouten. Die meisten von ihnen wollen nach Westeuropa.

An der ungarischen Grenze zu Serbien kam es zu stundenlangen Tumulten, als aufgebrachte Flüchtlinge versuchten, auf ungarisches Gebiet zu gelangen und Steine auf die Polizei warfen. Diese reagierte mit dem Einsatz von Tränengas und Wasserwerfern. Die Polizei verstärkte ihr Aufgebot, und drängte mehrere Dutzend eingedrungene Flüchtlinge wieder über die Grenze zurück. Am Abend beruhigte sich die Lage wieder, als Busse auf Initiative der serbischen Behörden die Migranten abholten und in Auffanglager brachten. Nach Angaben des ungarischen Regierungsberaters György Bakondi wurden mindestens 20 Polizisten verletzt. Auch unter den Flüchtlingen gab es nach Medienberichten Verletzte. Die serbische Regierung protestierte wegen des Tränengaseinsatzes der Ungarn über die Grenze hinweg.

Neuer Zaun zu Kroatien

Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban rechtfertigte seinen Kurs in der Flüchtlingskrise und in Aussicht stellte, nach der Sperranlage an der Grenze zu Serbien auch einen Zaun an der Grenze nach Kroatien zu errichten. Ungarn hatte schon vorher angekündigt, auch an der Grenze zu Rumänien einen Zaun zu bauen. Daraufhin bestellte das rumänische Außenministerium den ungarischen Botschafter ein, um gegen einen derartigen einseitigen Schritt zu protestieren.

Um das Entstehen neuer Flüchtlingsrouten aus der Türkei zu verhindern, kündigten die EU-Länder Griechenland und Bulgarien an, Grenzzäune zu verstärken. Österreich stellt sich auf eine Verlagerung der Flüchtlingsrouten in die Alpenrepublik von Ungarn in Richtung Slowenien ein. Die Polizei wollte am Abend mit Kontrollen an der südlichen Grenze zu Slowenien beginnen, sagte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner. Die Versorgung und Sicherheit der Menschen stehe im Vordergrund, sagte Mikl-Leitner. Jeder, der einen Asylantrag stellen wolle, könne dies tun. Die Menschen müssten jedoch wissen, dass Österreich grenzenlose Migrationsströme nicht akzeptieren könne.

Ban kritisiert Ungarn

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon nannte den Umgang Ungarns mit Migranten "schockierend" und "nicht hinnehmbar." Er warb zugleich für Verständnis für die Not der Flüchtlinge aus Syrien und anderen Ländern und sagte in New York: "Menschen, die jeden Tag Fassbomben und Brutalität in ihrem Land erleben, werden ein Leben woanders suchen. Und Menschen, die zu Hause keine Zukunft sehen, werden woanders nach Chancen suchen. Das ist natürlich. Das ist das, was jeder von uns für sich und seine Kinder machen würde." Ban lobte auch das deutsche Engagement für die Flüchtlinge. "Ich bewundere die Politiker und die Bürger in so vielen Ländern, etwa Deutschland, Schweden und Österreich, für ihre Offenheit und ihre Solidarität."

kle/nin (afp, dpa, rtr)

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