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Politik

Flüchtlingskinder landen in Luxemburg

Marina Strauß
15. April 2020

Luxemburg ist das erste EU-Land, das zwölf unbegleitete Geflüchtete aus den griechischen Camps aufnimmt. Fast 1600 müssen wegen der Corona-Krise länger als geplant ausharren. Aus Brüssel Marina Strauß.

Griechenland Athen unbegleitete minderjährige Flüchtlingenach Luxemburg und Deutschland
Minderjährige Asylbewerber am Hafen von Piräus in Griechenland (15.04.2020)Bild: picture-alliance/dpa/A. Tzortzinis

Sie tragen Schutzmasken über Mund und Nase und Gummihandschuhe als sie am Hafen von Piräus in den Bus steigen. Kein ungewöhnliches Bild in diesen Tagen in Griechenlands Hauptstadt Athen. Was die Kinder und Jugendlichen von anderen allerdings unterscheidet, ist, dass sie gerade aus den Flüchtlingscamps auf den griechischen Insel kommen und kurz davor sind, in ein Flugzeug zu steigen, das sie ins mehr als 2500 Kilometer entfernte Luxemburg bringen wird.

Luxemburg, der zweitkleinste EU-Staat, ist das erste Land der Europäischen Union, das minderjährige Flüchtlinge von den griechischen Ägäis-Inseln aufnimmt. Zwölf sind es insgesamt, die der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn an diesem Mittwoch am Flughafen begrüßt. Es genüge nicht, schöne Wort zu produzieren oder Geld fließen zu lassen, sagt Asselborn, einen roten Schal um die Schultern geworfen. "Wir müssen konkret anpacken" und nicht davon ausgehen, dass "die Griechen, das alles selbst meistern".

Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn (13.10.2019)Bild: DW/B. Riegert

Acht andere EU-Staaten - darunter Deutschland, Frankreich und Portugal - sowie die Schweiz haben sich bereiterklärt, rund 1600 minderjährige Unbegleitete und besonders schutzbedürftige Kinder und Jugendliche aus den Camps auf den Inseln Lesbos, Chios und Samos aufzunehmen. Am Samstag werden 58 in Deutschland landen. Die deutsche Regierung hat versichert, insgesamt 350 bis 500 Flüchtlingskinder aufnehmen zu wollen.

Coronavirus verlangsamt den Plan

Die Absicht einiger weniger EU-Staaten bestand schon länger, "seit Weihnachten" 2019, wie Asselborn der DW in einem Gespräch Mitte März erzählte. Doch erst die Bilder von der türkisch-griechischen Grenze von Ende Februar, Anfang März erhöhten den Druck, den Plan tatsächlich umzusetzen. Doch nach den ersten Zusagen geriet das Vorhaben wegen der Covid-19-Krise wieder ins Stocken. Hilfsorganisationen, Ärzte und auch Politiker forderten in den vergangenen Wochen aber gerade aufgrund des sich ausbreitenden Virus', die Kinder so schnell wie möglich an sicherere Orte zu bringen.

Denn die Lage in den Camps auf den Inseln ist, wie DW-Reporter und andere Beobachter vor Ort berichten, katastrophal. In den Lagern, die nur für wenige tausend Menschen ausgelegt sind, drängen sich mittlerweile mehr als 40.000 Flüchtlinge und Migranten, Abstandsregeln einzuhalten ist also ein Ding der Unmöglichkeit. Raphael Shilhav, Migrationsexperte von Oxfam, sagt, dass selbst der Zugang zu fließendem Wasser, um sich die Hände zu waschen, sehr beschränkt sei. "Asylbewerber haben sogar Angst, sich in der Schlange für Essen anzustellen." 

Dass Luxemburg und Deutschland Kinder und Jugendliche aufnehmen, zeige, dass Solidarität möglich sei, auch in schweren Zeiten, so Shilhav. Er kritisiert aber, wie so viele andere Hilfsorganisationen, dass noch Tausende schutzbedürftige Menschen auf den griechischen Inseln ausharren, die ebenfalls sofort an einen sicheren Ort gebracht werden sollten. Laut Griechenlands Vize-Migrationsminister Giorgos Koumoutsakos wird es wahrscheinlich länger dauern, die 1600 Kinder und Jugendlichen in andere Länder Europas zu bringen. Das liege daran, dass viele verschiedene Behörden und Organisationen entscheiden müssen, wer in welches Land geht.

Jugendliche Asylbewerber auf dem Weg zum Flughafen in Athen (15.04.2020)Bild: picture-alliance/dpa/A. Tzortzinis

Gruppenfoto mit Maske

Das griechische Migrationsministerium teilte außerdem mit, die Kinder seien psychologisch vorbereitet und gesundheitlich untersucht worden. Dazu gehören die zwölf Kinder und Jugendlichen, die nun am Flughafen in Luxemburg aus dem Flugzeug steigen, mit Masken über Mund und Nase, Rucksäcken auf den Schultern und Tüten in der Hand, auf denen groß "IOM" prangt, das Logo der Internationalen Organisation für Migration. Empfangen werden sie von einem Komitee, ebenfalls mit Schutzmasken im Gesicht, darunter auch Jean Asselborn, der Außenminister. Ein erstes Gruppenfoto direkt vor dem Flugzeug. Ein zweites vor Flaggen der EU und Luxemburgs in der Ankunftshalle.

Asselborn mag die Kritik von Hilfsorganisationen kennen, die von seinem und anderen EU-Ländern fordern, noch schneller, noch mehr Schutzbedürftige aufzunehmen, bevor sich das Coronavirus möglicherweise in den Flüchtlingscamps ausbreitet. Deshalb spricht er vielleicht von "einer ersten Phase", in der nun erst einmal 1600 unbegleitete Minderjährige auf andere EU-Staaten verteilt werden sollen. Kritik übt Asselborn an den europäischen Ländern, die nicht mitmachen wollen: Es gebe keinen Grund, in die andere Ecke zu schauen, solange Kinder und Jugendliche auf den griechischen Inseln "auf Müllhalden herumturnen" müssten.

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