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Politik

Flüchtlingslager in Calais wird abgerissen

22. Oktober 2016

Es war in Frankreich das Sinnbild für die Flüchtlingskrise. Nun wird das Flüchtlingscamp, der so genannte Dschungel von Calais, endgültig abgerissen. Die Bewohner werden in Frankreich verteilt und dürfen Asyl beantragen.

Flüchtlingscamps "Dschungel" in Calais
Bild: DW/H.T.Torode

Das Innenministerium und die zuständige Präfektur teilten mit, dass die Vorbereitungen bereits am Sonntag beginnen sollten. In dem Lager halten sich nach letzten offiziellen Schätzungen etwa 6400 Menschen auf, Hilfsorganisationen gehen sogar von mehr als 8100 Bewohnern in der Zeltstadt aus.

Die offizielle Räumung soll Montagmorgen starten. Ab dann beginnt ein gewaltiges Umverteilungsunternehmen für die Behörden. Die meisten der Menschen werden mit Bussen in Aufnahmezentren im ganzen Land verteilt. Dort sollen sie einen Asylantrag stellen können. Aber schon in den vergangenen Tagen wurden bereits erste Flüchtlinge in andere Orte in Nord- und Südfrankreich verlegt. Die Räumung soll nach Angaben der Präfektur eine Woche dauern.

Auseinandersetzungen im Camp von CalaisBild: Getty Images/AFP/P. Huguen

Ziel Großbritannien

Die französischen Behörden wollen das Lager schon seit geraumer Zeit auflösen. Hilfsorganisationen versuchten dies mit juristischen Mitteln zu verhindern, doch ein Verwaltungsgericht erklärte die Räumung nun für rechtmäßig. Die Flüchtlinge würden in Calais unter "prekären Bedingungen und Unsicherheit" leiden, argumentierten die Richter. Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) bezeichnete die Lebensbedingungen in dem Flüchtlingslager kürzlich als "erbärmlich".

Eigentliches Ziel der meisten Bewohner des "Dschungels" ist Großbritannien. Immer wieder versuchen Flüchtlinge, auf Fähren über den Ärmelkanal oder durch den Eurotunnel heimlich auf die Insel zu gelangen. Seit Januar 2015 kamen in der Region 33 Migranten ums Leben - die meisten von ihnen starben beim Versuch, auf Lastwagen mit dem Ziel Großbritannien zu gelangen. Außerdem kam es mehrfach zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Flüchtlingen in dem Lager.

Hoffnung für minderjährige Migranten

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge mit Verwandten in Großbritannien können hoffen, doch noch auf legalem Weg ihren Zielort zu erreichen. Beamte des britischen Innenministeriums befragen dafür seit Tagen die Jugendlichen im Lager. Gut 50 Minderjährige aus dem Camp in Calais trafen bis Donnerstag in Großbritannien ein. Hilfsorganisationen gehen davon aus, dass insgesamt rund 1300 unbegleitete Minderjährige im "Dschungel" leben.

Nach Angaben aus dem Innenministerium sollen rund 1250 Polizisten und Gendarmen die Räumung absichern. Migranten, die sich weigerten zu gehen, würden festgenommen. Präsident Francois Hollande hatte im September Calais besucht und angekündigt, die als "Dschungel" bekannte Zeltstadt bis zum Winter zu schließen und abzureißen. Seine Regierung hatte im Frühling schon die Hälfte des Lagers am Ärmelkanal abreißen lassen.

cgn/djo (afp, dpa, rtr)

 

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