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Flüchtlingslager Moria ist ausgebrannt

9. September 2020

In Europas größtem Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos und dessen Umgebung waren in der Nacht mehrere Brände ausgebrochen. Die Bewohner Morias mussten in Sicherheit gebracht werden. War es Brandstiftung?

Griechenland Großbrand im Flüchtlingslager Moria
Bild: Reuters/A. Konstantinidis

Die Feuer auf Lesbos brachen in den frühen Morgenstunden aus - und zwar gleich an mehreren Stellen. Starke Winde hatten die Brände innerhalb und außerhalb des Flüchtlingslagers Moria auf der griechischen Ägäis-Insel zusätzlich angefacht. Inzwischen ist der Großbrand unter Kontrolle. Weil auch Wohncontainer in Flammen standen, wurde das Lager evakuiert.

Mittlerweile haben fast alle Menschen das Areal verlassen, das nahezu vollständig zerstört ist. Hilfsorganisationen und und deren Unterstützer vor Ort berichteten in Sozialen Medien von Menschen, denen Rauch und Flammen die Fluchtwege abgeschnitten hätten. Verletzte oder gar Tote soll es jedoch nicht gegeben haben. 

Das Flüchtlingslager Moria ist weitgehend ausgebranntBild: Reuters/E. Marcou

Über die Ursachen der Brände gibt es unterschiedliche Aussagen: Manche Lagerbewohner sprachen von Brandstiftung durch Einheimische, anderen Berichten zufolge hatten Migranten die Feuer gelegt. Die Einsatzkräfte der Insel kämpfen parallel bereits seit Dienstagabend mit einem großen Waldbrand rund 25 Kilometer nordwestlich von Moria.

Krisentreffen der Regierung

Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hat für den Vormittag ein Krisentreffen in Athen einberufen. Neben dem Migrations- und dem Bürgerschutzminister sollen daran auch der Chef des griechischen Nachrichtendienstes (EYP) und der Generalstabschef teilnehmen. Man vermute organisierte Brandstiftung, sagte Regierungssprecher Stelios Petsas. Er bestätigte außerdem, dass Migranten versucht hätten, die Feuerwehr an den Löscharbeiten zu hindern.

Das Flüchtlingslager war seit Jahren heillos überfüllt. Bislang lebten dort nach Angaben des griechischen Migrationsministeriums rund 12.600 Flüchtlinge und Migranten - offiziell ist Moria jedoch nur für 2800 Menschen ausgelegt. 

 

Quarantäne wegen Corona-Ausbruch

Seit vergangener Woche mussten die Bewohner mit zusätzlichen Einschränkungen leben. Bei einem Somalier war eine Corona-Infektion diagnostiziert worden. Seitdem traten immer mehr Fälle auf, weshalb das Lager unter Quarantäne gestellt wurde. Die Gesundheitsbehörden teilten am Dienstag mit, dass bisher 35 Ansteckungen zu verzeichnen seien.

Die Hilfsorganisation medico international macht vor allem die Europäische Union für die Eskalation in Moria verantwortlich. "Die EU entzieht sich seit vielen Jahren der Verantwortung für die Menschen an ihren Außengrenzen", sagte die Referentin für Flucht und Migration bei medico international, Ramona Lenz, in Frankfurt. "Man kann Menschen nicht jahrelang im Dreck leben lassen, ihnen Rechte vorenthalten, sie schließlich ungeschützt einer Pandemie aussetzen und dann überrascht sein, wenn sie gegen ihre Lebensbedingungen aufbegehren." Dass die Lage derart eskaliert, hätte die EU verhindern können, indem sie sämtliche Risikopatienten aus dem Lager evakuiert und für die verbleibenden Flüchtlinge bessere Bedingungen geschafft hätte.

Der ehemalige EU-Kommissar für Migration und Inneres, Dimitris Avramopoulos, wies in einem DW-Interview darauf hin, dass die Migrationskrise in Europa nach wie vor andauere, weshalb die EU den Griechen unbedingt beistehen müsse. Die griechischen Behörden hätten aus seiner Sicht alles in ihren Möglichkeiten Stehende getan, um den verzweifelten Menschen humanitäre Hilfe und medizinische Versorgung zukommen zu lassen, sagte der Europapolitiker.

AR/rb (dpa, rtr, ap)

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