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Politik

Flüchtlingsstrom nach Bangladesch ebbt ab

23. September 2017

Wochenlang flohen muslimische Rohingya aus Myanmar nach Bangladesch. Nun ist die Fluchtwelle plötzlich zum Erliegen gekommen. Unklar ist, ob die Gewalt in Myanmar beendet ist. Experten bezweifeln dies.

Mit Schlagstock gegen hungernde Flüchtlinge: Ein Sicherheitsbeamter aus Bangladesch vor einer Gruppe Flüchtlinge
Mit Schlagstock gegen hungernde Flüchtlinge: Ein Sicherheitsbeamter aus Bangladesch vor einer Gruppe FlüchtlingeBild: Reuters/C.McNaughton

"Unsere Grenzposten haben in den vergangenen Tagen keine ankommenden Rohingya gesehen", sagte ein Grenzschutz-Kommandeur aus Bangladesch der Nachrichtenagentur AFP. Die Gründe für den abrupten Stopp sind allerdings nicht bekannt. Auch die Vereinten Nationen stellten einen Rückgang der Flüchtlingszahlen fest.

Wegen des Konflikts im Westen Myanmars waren in vier Wochen knapp 430.000 Mitglieder der muslimischen Rohingya-Minderheit nach Bangladesch geflüchtet.

"Keine Aktionen mehr"

Die faktische Regierungschefin von Myanmar, Aung San Suu Kyi, hatte mitgeteilt, das Militär des Landes habe die Aktionen gegen Rohingya-Rebellen gestoppt. Myanmars Vizepräsident Henry Van Thio hatte vor der UN-Vollversammlung in New York erklärt, die Lage im betroffenen Rakhine-Staat habe sich beruhigt, es gebe dort keine Gewalt oder Auseinandersetzungen mehr.

Jüngst in Bangladesch eingetroffene Rohingya-Flüchtlinge berichteten jedoch von anhaltenden Überfällen von Soldaten und Milizionären auf ihre Dörfer, die systematisch niedergebrannt würden. Die Vorwürfe seien von Menschenrechtsorganisationen nicht unabhängig zu überprüfen, da es keinen freien Zugang zu diesen Regionen des Rakhine-Staates gebe.

"Doch Rauchsäulen und Gewehrfeuer belegen, dass von einer Stabilisierung der Sicherheitslage und Frieden in der Region noch nicht die Rede sein kann", erklärte Ulrich Delius, von der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). Er warf den Streitkräften Myanmars eine "Politik der verbrannten Erde" in den Siedlungsgebieten der Rohingya vor.

"Machtlose Demokratie"

Die Zerstörung der Rohingya-Dörfer zeige, dass die Regierung der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi "keine Kontrolle über die Armee" habe und "trotz Demokratisierung de facto machtlos" sei.

Der Konflikt in Myanmar war Ende August eskaliert, als Rohingya-Rebellen Soldaten und Polizisten angriffen und dutzende Sicherheitskräfte töteten. Das Militär reagierte mit brutaler Gegengewalt. Hunderte Menschen wurden umgebracht, ihre Häuser niedergebrannt. Die UN spricht von "ethnischen Säuberungen". Die Rohingya gehören zu den am stärksten verfolgten Minderheiten weltweit. Die Muslime sind seit Jahren Repressionen ausgesetzt.

Derweil hat Bangladesch Soldaten in das Grenzgebiet zu Myanmar geschickt, die bei der Versorgung der aus dem Nachbarland geflohenen Rohingya helfen sollen. Sie sollen im Grenzbezirk Cox's Bazar Hilfsgüter verteilen und Notunterkünfte bauen. Das teilte ein Militärsprecher mit.

Armut trifft auf Armut: das arme Bangladesch muss verarmte Flüchtlinge aus Myanmar versorgenBild: Reuters/D.Siddiqui

Schwieirige Bedingungen

Nach UN-Angaben hat etwa die Hälfte der Flüchtlinge noch keine feste Unterkunft und kaum Zugang zu Lebensmitteln und Medikamenten. Bangladesch hat Land zum Aufbau von 14.000 Behausungen für 85.000 Flüchtlingsfamilien bereitgestellt. Außerdem werden Grenzwächter eingesetzt, um die Weiterreise der Flüchtlinge in andere Landesteile zu verhindern.

cgn/sti (afp, dpa, kna)

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