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Flüssiges Wasser auf dem Mars

Brigitte Osterath28. September 2015

Forscher der NASA haben erstmals flüssiges Wasser auf dem Mars nachgewiesen. Wie spektakulär ist diese Entdeckung? Könnte sie sogar Leben bedeuten? Die wichtigsten Antworten dazu von Planetenforscher Ralf Jaumann.

NASA Mars Wasser
Bild: NASA/GSFC

Deutsche Welle: Herr Jaumann, gibt es also tatsächlich flüssiges Wasser auf dem Mars?

Ralf Jaumann: Ja, an manchen Stellen haben wir sehr, sehr salzhaltiges Wasser auf der Marsoberfläche - und zwar heute noch. Aber nur sehr kleinräumig.

Es handelt sich also nicht um viel Wasser?

Nein. Aber man sieht es an Hangabrutschungen am Hang am Rand eines Einschlagkraters. Diese Abrutschungen sind nicht sehr groß - vielleicht 100 Meter lang, also keine große geologische Struktur. Es ist daher vermutlich keine große Wassermenge im Spiel. Die Messungen lassen aber keine Abschätzungen über die Menge an Wasser zu.

An diesem Berghang ist extrem salzhaltiges Wasser herabgeströmt.Bild: NASA/JPL/University of Arizona

Wie spektakulär ist die Entdeckung? Hat sie Sie überrascht?

Überrascht hat sie uns Wissenschaftler nicht. In der Wissenschaft machen wir uns eben Gedanken, wir entwerfen ein Modell und überlegen uns, dass so was gehen muss.

Flüssiges Wasser auf dem Mars muss gehen? Wieso?

Wenn Sie Salz in Wasser lösen, dann sinkt der Schmelzpunkt; solche Salzlösungen sind auch schon unter Null Grad Celsius flüssig. Außerdem erhöhen Salze die Dichte des Wassers, daher verdunstet es bei dem niedrigen Luftdruck auf dem Mars nicht so schnell von der Oberfläche wie reines Wasser. Außerdem: Es gibt Gestein im Mars-Untergrund. Wenn man das auflöst, entstehen Salze, und die reagieren auch mit Eis. Und dann sagen wir halt: Wenn ich richtig salziges Eis habe und erhöhe die Temperatur, lass also mal die Sonne drauf scheinen - dann sollte das Wasser flüssig sein. Diese Theorie haben wir schon lange.

Aber das war bisher eben nur Theorie.

Genau. Gesehen haben wir es bisher noch nicht! Das hier ist die erste Messung, die eine sehr konzentrierte Salzlösung auf der Oberfläche des Mars nachweist.

Und damit auch das erste Mal flüssiges Wasser?

Ja, auch das. Und das Auftreten ist jahreszeitabhängig: Mal sind die Schlammströme größer, mal kleiner.

War es schwierig, flüssiges Wasser derart nachzuweisen, wie die US-Forscher das nun getan haben?

Diese Messung ist schon im Labor sehr schwer. Und die Forscher haben das jetzt aus 300 km Entfernung aus dem Marsorbit mit einem Spektrometer gemacht. Das ist eine ziemlich große Leistung. Es ist berechtigt, dass die Nasa sagt, da sei etwas Großes gelungen.

Ralf Jaumann: "Man müsste jetzt dort eine Probe nehmen"Bild: privat

Was ist das Spannende an flüssigem Wasser auf dem Mars?

Naja, wo es Wasser gibt - so salzhaltig es auch sein mag - ist auch die Möglichkeit für organische Entwicklungen gegeben.

Das heißt, man könnte dort vielleicht Leben finden?

Mit den Instrumenten, die wir derzeit auf dem Mars haben, mit Sicherheit nicht. Aber jetzt weiß nicht nur die Nasa, sondern alle, die sich mit dem Mars beschäftigen, dass man auf dem Mars Wasser sehen und nachweisen kann - und wie man es nachweisen kann. Jetzt kann man anfangen, Stellen zu suchen, an denen man Proben nehmen kann - möglicherweise auch an der Stelle, die die Marsforscher beschrieben haben.

Man müsste jetzt dort landen, einen Rover den Berg hochfahren lassen, eine Probe nehmen und zur Erde zurück bringen. Denn Leben, wenn es denn dort ist, ist wahrscheinlich so klein, dass man es sicher nur in einem Labor auf der Erde nachweisen kann.

Könnte denn Leben, wie wir es kennen, dort existieren? Ist das Milieu nicht zu salzig?

Wir kennen fast jede Form von Leben auf der Erde. Wir kennen Bakterien, die überhaupt keinen Sauerstoff mögen, die sich nur von Schwefel ernähren, wir kennen Salzbakterien. Es gibt eigentlich keine noch so lebensfeindliche Umgebung auf der Erde, in der das Leben nicht seinen Weg findet.

Ralf Jaumann leitet die Abteilung Planetengeologie am Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin.

Das Gespräch führte Brigitte Osterath.

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