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Kämpfe in Odessa und Slowjansk

3. Mai 2014

Spätestens mit den Tod von 31 Menschen nach Zusammenstößen im bislang ruhigen Odessa herrscht in der Ukraine so etwas wie Bürgerkrieg. Die Regierung in Kiew dürfte dabei schlechte Karten haben.

Feuer vor und in dem Gewerkschaftsgebäude in der Stadt Odessa (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Der Konflikt in der Ukraine spitzt sich immer weiter zu. In dem bisher vergleichsweise ruhigen Odessa am Schwarzen Meer starben am Freitag nach Polizeiangaben 31 Menschen, als ein Gewerkschaftsgebäude in Flammen aufging. Einige Menschen kamen ums Leben, als sie aus dem brennenden Gebäude sprangen. Andere erlagen Rauchvergiftungen. Das überwiegend von russisch sprechenden Menschen bewohnte Odessa liegt unweit der Krim-Halbinsel, deren umstrittener Anschluss an Russland im März die Ukraine-Krise weiter eskalieren ließ. Schon zuvor waren in der Stadt vier Menschen bei Kämpfen zwischen prorussischen Aktivisten und Anhängern der Regierung getötet worden.

Ukrainische Soldaten rückten am Freitagmorgen unter anderem in Vororte der ostukrainischen Stadt Slowjansk vor und lieferten sich dort den ganzen Tag Gefechte mit den prorussischen Rebellen. Deren Vormachtstellung dort konnten sie aber nicht brechen. In der 130.000 Einwohner zählenden Stadt werden auch die OSZE-Beobachter festgehalten. Ein Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin erklärte, die ukrainischen Sicherheitskräfte hätten aus der Luft auf Zivilisten gefeuert und mit ihrer "Strafaktion" den internationalen Friedensplan für die Ukraine torpediert.

Bei den Gefechten schossen prorussische Milizen nach Regierungsangaben auch zwei Militärhubschrauber ab, zwei Soldaten starben. Nach einer vorübergehenden Kampfpause seien am Abend dann erneut zwei Soldaten nahe Slowjansk getötet worden. Slowjansks selbsternannter Bürgermeister und Separatistenführer Wjatscheslaw Ponomarjow sagte, dass vier seiner Kämpfer und zwei Zivilisten getötet worden seien.

Auch Kämpfe in Kramatorsk

Nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes SBU wurde einer der Kampfhubschrauber von prorussischen Aktivisten mit einer tragbaren Boden-Luft-Rakete abgeschossen. Dies belege, dass "trainierte, gut ausgebildete ausländische Spezialisten" aufseiten den Separatisten kämpften.

Die ukrainischen Streitkräfte attackierten nach Medienberichten auch in der Stadt Kramatorsk Stellungen der Separatisten. Nach unbestätigten Angaben der russischen Agentur Ria Nowosti soll es Tote und Verletzte gegeben haben. Kramatorsk liegt im Gebiet Donezk, etwa 20 Kilometer südlich von Slowjansk.

Prorussische Aktivisten in Odessa tragen einen verletzten Mitkämpfer wegBild: picture-alliance/dpa

Turbulente Sitzung des UN-Sicherheitsrates

Aus Protest gegen den "Vergeltungseinsatz" der ukrainischen Armee beantragte Moskau die mittlerweile 13. Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats seit Krisenbeginn. Dort gerieten die Vertreter Moskaus und der westlichen Großmächte am Abend heftig aneinander. "Kein Ratsmitglied an diesem Tisch würde es dulden, dass seine Städte von bewaffneten Milizen überrannt werden", betonte der britische UN-Botschafter Mark Lyall Grant. "Friedliche Aktivisten" wie jene, von denen Russland voller "Doppelmoral" stets rede, hätten auch nicht die Mittel zum Abschuss von Helikoptern. Zuvor hatte schon die ukrainische Regierung von "professionellen Söldnern" in Slowjansk gesprochen.

Genau wie Grant verteidigte US-Botschafterin Samantha Power das Vorgehen der Ukraine als verhältnismäßig. "Es ist das, was jedes unserer Länder getan hätte", sagte sie an die Adresse Russlands, dessen Sorgebekundungen zynisch und unaufrichtig seien. Moskaus UN-Gesandter Witali Tschurkin warnte die Ukraine indes vor "katastrophalen Konsequenzen", falls es seine "kriminelle" Militäroffensive nicht sofort stoppen sollte. Den Vorwurf der Doppelmoral reichte er an die USA zurück.

Lage der OSZE-Beobachter schwierig

Die Lage der vor einer Woche gefangenen genommenen OSZE-Militärbeobachter blieb angesichts des politischen und militärischen Machtgerangels schwierig. Für sie bedeute die erneute Eskalation, dass eine Freilassung "in diesem Moment zu gefährlich" wäre, da es sie zu beschützen gelte, sagte Separatistenführer Ponomarjow. Das Auswärtige Amt hatte nach eigener Darstellung erst am Freitag wieder Kontakt zu den Geiseln. Minister Frank-Walter Steinmeier beriet am Freitagabend mit dem Krisenstab des Auswärtigen Amts über die neuesten Entwicklungen.

sti/kle (afp, dpa, rtr)

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