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Film

Florence Kasumba - Star zwischen zwei Welten

Ruben Kalus
3. Oktober 2018

Ob "Black Panther" oder "Tatort"-Krimi - Florence Kasumba ist eine international gefragte Schauspielerin. Im DW-Interview spricht sie über Unterschiede zwischen Hollywood und Deutschland - und Vielfalt im deutschen TV.

Drehtermin "Tatort" in Göttingen | Florence Kasumba
Bild: picture-alliance/dpa/S. Pförtner

Die Schauspielerin Florence Kasumba

04:45

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Florence Kasumba wurde in Uganda geboren, ist in Deutschland aufgewachsen und lebt in Berlin. In den Niederlanden studierte sie Tanz, Gesang und Schauspiel. Anschließend wirkte sie bei zahlreichen großen Musicals wie zum Beispiel "König der Löwen", "Cats" und "West Side Story" auf europäischen Bühnen mit. Zudem spielte sie diverse Rollen im deutschen Film und Fernsehen. In den letzten Jahren war sie in mehreren Comicverfilmungen aus Hollywood zu sehen (u.a. "The First Avengers: Civil War", "Wonderwoman" und "Black Panther"). In Deutschland wird sie ab dem 18. Oktober in der Serie "Deutschland 86" zu sehen sein und 2019 als die neue Tatort-Kommissarin Anaïs Schmitz. 

Frau Kasumba, wie sind Sie nach Hollywood gekommen?

Ich höre die Frage ganz oft und für mich fühlt sich das so komisch an. Natürlich ist das ein Blockbuster, ein Hollywoodfilm, aber ich bin halt hier in Deutschland und habe meinen ersten Hollywoodfilm "The First Avengers: Civil War" in Berlin drehen dürfen. Für "Black Panther" mussten wir natürlich alle nach Atlanta, wo der größte Teil des Films aufgenommen wurde. Das war mein erster längerer Aufenthalt im Ausland für so eine große Produktion.

Für mich ist es aber ganz gut, dass ich diese Filme drehe und dann auch wieder schön nach Hause in meine Welt komme. Einfach, weil man hier richtig entspannen kann und auch das Leben hier anders ist. Man hat hier weniger Paparazzi und ich kann machen, was ich möchte. Also ich bin hier gerade schön mit der U-Bahn hingefahren und keiner hat mich angequatscht. (lacht)

Beim Dreh der Comicverfilmung "Black Panther" kamen Florence Kasumba ihre Kung-Fu-Künste zuguteBild: imago/ZUMAPRESS/Marvel Studios

Macht es für Sie einen Unterschied, ob Sie in Deutschland oder in Hollywood arbeiten?

Für meine Vorbereitung macht das keinen Unterschied. Ich schaue mir immer meine Figuren an und wenn ich Fragen habe, dann kann ich die stellen. Ansonsten habe ich in Hollywood oft die Erfahrung gemacht: Wenn man ein größeres Budget hatte, dann hat man uns viel früher eingeflogen und uns wirklich auf diese Rollen vorbereitet. Das heißt, das Training dort ist viel länger als hier, wo einfach davon ausgegangen wird, dass du jetzt funktionieren musst. Du kommst rein, das ist jetzt die Choreographie und dann mach. Ich kann beides, aber ich finde es schon schöner, wenn ich ein bisschen mehr Zeit habe.

Bei "Black Panther", gibt es diesen Showdown am Schluss. Die Szene geht, glaube ich, 16 Minuten. Da haben wir einen Monat dran gedreht, das ist unheimlich lang. In einem Monat drehe ich in Deutschland ja teilweise einen ganzen Film. Aber dort hat man hat das Geld, um zu sagen: Wir können uns Zeit nehmen, wir können eine Szene auch in zwei Wochen drehen, das muss nicht alles an einem Tag passieren. Das war für mich der Hauptunterschied.

Wie haben Sie den Dreh von "Black Panther" erlebt, was war für Sie besonders?

Es ist natürlich besonders, wenn du in so einem riesigen Film mitspielen darfst. Die Leute, die involviert waren, die hatten viel Respekt davor und haben unheimlich hart gearbeitet. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man dort sehr schnell draußen ist. Das heißt, wenn du zur Arbeit gehst und du funktionierst nicht sofort, dann kann man dich auch ersetzen. Das kenne ich vom Musical, wo wir vielfach besetzt sind, wenn wir eine Show machen. Das heißt, wenn ich von der Bühne fliege, dann geht die Show trotzdem weiter.

Aber beim Film kannte ich das nicht, weil man in Deutschland ein kleineres Budget hat. Da kann man nicht eine Woche drehen und nachher sagen "Ach nee, war doch die falsche Person". Das kann man dort aber machen. Wir hatten in den USA auch Nachdrehs. Dann wird mal eben das gesamte Ensemble eingeflogen, wir drehen drei Tage und die Kollegen kommen auch von überall her. Das habe ich in Deutschland auch noch nie erlebt. Hier konnte ich mich bisher immer drauf verlassen: Wenn die Produktion sagt, wir drehen bis Sonntag, dann konnte ich Montag in Urlaub fahren. Kann man dort nicht.

Florence Kasumba spielte bereits in sieben Tatorten mit. 2019 wird sie zusammen mit Maria Furtwängler (r.) erstmals als Kommissarin zu sehen seinBild: picture-alliance/dpa/S. Pförtner

Im kommenden Jahr werden Sie an der Seite von Maria Furtwängler im Göttinger "Tatort" zu sehen sein. Ist es für Sie etwas Besonderes, jetzt eine Kommissarin zu spielen?

Auf jeden Fall. Den "Tatort" haben wir früher zuhause immer geschaut. Als ich dann 2005 meinen ersten "Tatort" gedreht habe - nachdem ich längere Zeit in Musicals mitgewirkt hatte - da habe ich wieder gemerkt: Wow, das gefällt mir eigentlich. Und 2010 dann habe ich, glaube ich, drei "Tatorte" gedreht und gemerkt, dass ich die Filme und die Arbeit der Kollegen interessant fand. Und dann habe ich einfach irgendwann diesen Wunsch ins Universum geschossen, ich wäre ganz gerne mal Tatortkommissarin. Dass ich jetzt ermitteln darf, das ist schon etwas Besonderes für mich, weil ich mir auch sicher bin, dass das nicht so eine leichte Entscheidung war.

Sie haben vorher im "Tatort" auch schon andere Rollen gespielt, kleinere Rollen. Sie waren mal Verdächtigte, mal Schuldige und Ihre Rollen hatten oft einen Migrationshintergrund. Wie ist es für Sie jetzt, die Rolle der Anaïs Schmitz zu spielen?

Für meine Arbeit hier in Deutschland freue ich mich. Auf der Bühne habe ich natürlich schon immer irgendwelche Rollen gespielt habe und da hat es gar keine Rolle gespielt, wie ich aussehe oder woher ich komme. Aber ich weiß noch: Die ersten Filmjobs, die ich gemacht habe, da wurde ich teilweise nachsynchronisiert. Da hieß es: Wenn jemand so aussieht wie du, dann ist es störend, dass diese Person so gutes Deutsch spricht. Ich habe das damals nie verstanden, weil ich immer gedacht habe: Mann, ich bin doch hier aufgewachsen und ich kenne so viele Menschen, die jetzt in meinem Alter sind, die in zweiter Generation hier leben und die einfach vernünftig Deutsch sprechen.

Florence Kasumba bei einer Vorführung des Musicals "Aida"Bild: picture-alliance/Sven Simon

Ich freue mich, dass man in Deutschland jetzt in eine andere Richtung geht, da tut sich unheimlich viel. Wenn ich mir jetzt wünsche, mal die Freundin von nebenan zu spielen, einfach mal eine normale Rolle - das war im Ausland nie ein Thema. Aber das kommt langsam und da ist nach oben hin noch alles offen. Und ich wünsche mir, dass man im TV mehr Vielfalt sieht. Dass die Leute sich trauen, eine Person mit Kopftuch oder eine Schwarze oder jemanden mit Behinderung zu besetzen, ohne, dass irgendwas erklärt werden muss. Einfach, weil es diese Person ja auch normal in unserem Leben gibt.

Sehen Sie sich auch als Vorbild für andere?

Als "Black Panther" heraus kam, haben natürlich viele junge Menschen den Film mit schwarzen Schauspielern gesehen, die positive Rollen spielen und sozusagen Vorbilder sind. Das ist unheimlich wichtig, dass du siehst, dass man auch zum Beispiel mit meinem Look erfolgreich sein kann. Das ist für mich im Moment die Message, zu sagen "Ihr müsst euch selber treu bleiben". Man braucht natürlich unheimlich viel Geduld und es kommt nicht von heute auf morgen, aber man darf nicht aufgeben. Und je mehr man unterschiedliche Typen zeigt, desto leichter wird es für Leute zu begreifen: Oh, ok, das ist jetzt heutzutage so und das ist das normale Bild, was wir hier haben in der Realität. Und warum nicht auch im Fernsehen?

Das Interview führte Ruben Kalus.

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