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Politik

Floyd-Prozess: Ex-Polizist schuldig gesprochen

20. April 2021

Im Mordprozess um die Tötung des Afroamerikaners George Floyd haben die Geschworenen den weißen Ex-Polizisten Derek Chauvin in allen Anklagepunkten für schuldig befunden. Das Strafmaß wird in einigen Wochen festgelegt.

USA I Prozess um den Tod von George Floyd steht vor dem Abschluss
Aktivisten der "Black Lives Matter"-Bewegung in Minneapolis vor einem Bild George FloydsBild: Octavio Jones/REUTERS

Fast ein Jahr nach der Tötung von George Floyd ist das Urteil gefallen. Die Geschworenen-Jury im Prozess um die Tötung des Afroamerikaners George Floyd hat den ehemaligen US-Polizisten Derek Chauvin in allen drei Anklagepunkten für schuldig befunden - der schwerwiegendste davon lautete Mord zweiten Grades ohne Vorsatz. Das erklärte Richter Peter Cahill vor Gericht in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota.

Damit droht Chauvin eine lange Haftstrafe. Das genaue Strafmaß soll erst in einigen Wochen vom Richter festgelegt werden. Chauvins Verteidigung könnte noch Berufung gegen das Urteil einlegen.

Richter Peter Cahill vefkündet den Schuldspruch der JuryBild: REUTERS

Der 46 Jahre alte Floyd war am 25. Mai vergangenen Jahres in Minneapolis bei einer Festnahme ums Leben gekommen. Videos dokumentierten, wie Polizisten den unbewaffneten Mann zu Boden drückten. Chauvin presste dabei sein Knie fast neuneinhalb Minuten lang auf Floyds Hals, während dieser flehte, ihn atmen zu lassen. Floyd verlor der Autopsie zufolge das Bewusstsein und starb wenig später. Die Beamten hatten ihn wegen des Verdachts festgenommen, mit einem falschen 20-Dollar-Schein bezahlt zu haben.

Chauvin hatte auf nicht schuldig plädiert. Experten gehen davon aus, dass der bislang nicht vorbestrafte Chauvin ein geringeres Strafmaß bekommen dürfte als maximal zulässig.

Derek Chauvin wird nach dem Urteil in Handschellen aus dem Gerichtssaal geführtBild: via REUTERS

Für die seit Montagnachmittag (Ortszeit) andauernden Beratungen der zwölf Jury-Mitglieder gab es keine Zeitvorgabe. Sie durften während der Unterredungen aber nicht mehr nach Hause, sondern waren in einem Hotel untergebracht. Ihr Urteil musste einstimmig getroffen werden. Die Geschworenen bleiben in diesem Fall aus Sicherheitsgründen bis auf Weiteres anonym. 

Jubel vor Gerichtsgebäude nach dem Schuldspruch 

Floyds Schicksal hatte in den USA mitten in der Corona-Pandemie eine Welle an Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt ausgelöst und entwickelte sich zur größten Protestbewegung seit Jahrzehnten. Die Erwartungen an das Verfahren waren in den USA daher immens: Viele Menschen hatten auf ein Urteil gehofft, das ein Zeichen gegen Rassismus und Polizeigewalt setzen würde. Selbst US-Präsident Joe Biden sagte am Dienstag, er bete dafür, dass das "richtige Urteil" gefällt werde.

Jubel in den Straßen von MinneapolisBild: Carlos Barria/REUTERS

Für den Fall eines Freispruchs oder einer kurzen Haftstrafe war mit neuen Protesten gerechnet worden. Unmittelbar vor der Bekanntgabe des Urteils hatten sich bereits Hunderte Aktivisten der "Black Lives Matter"-Bewegung vor dem stark gesicherten Gerichtsgebäude im Zentrum von Minneapolis versammelt. Nach dem Schuldspruch brach vor dem Gericht Jubel aus. Anwesende skandierten unter anderem "Wir haben gewonnen", sie riefen außerdem George Floyds Namen. Der Verkehr in den umliegenden Straßen kam zum Erliegen.

"Heute können wir wieder atmen"

Der Bruder des Ermordeten, Philonise Floyd, sagte nach dem Schuldspruch, er werde weiter für Gerechtigkeit und Leben eintreten. Doch "heute können wir wieder atmen". Der Generalstaatsanwalt von Minnesota, Keith Ellison, dankte den "zahllosen Menschen" im ganzen Land, die Gerechtigkeit für George Floyd verlangt hätten. 

Biden telefoniert mit Familie Floyd

US-Präsident Joe Biden zeigte sich erleichtert über das Urteil. Er rief nach dem Schuldspruch Floyds Familie an. Danach sagte er einer Ansprache im Weißen Haus: "Nichts kann jemals ihren Bruder, ihren Vater zurückbringen. Aber dies kann ein riesiger Schritt vorwärts auf dem Marsch zur Gerechtigkeit in Amerika sein." Struktureller Rassismus sei "ein Schandfleck auf der Seele unserer Nation". Auch Vizepräsidentin Kamala Harris betonte, dass noch viel im Kampf gegen Rassismus und Polizeigewalt zu tun sei.

qu/ml/se (dpa, rtr, ap)

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