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Politik

Von einem Krisenland ins nächste

Friederike Müller-Jung
1. Februar 2018

Tausende Kongolesen sind in den vergangenen Tagen vor den gewaltsamen Kämpfen in ihrer Heimat geflohen - in das ebenfalls krisengeschüttelte Nachbarland Burundi. Dort haben die Menschen schnell reagiert.

Burundi kongolesische Flüchtlinge in Rumonge
Bild: DW/A. Niragira

"Hier ist es auf jeden Fall schon besser als auf der anderen Seite des Sees", sagt ein kongolesischer Flüchtling erleichtert. "Die Burunder helfen uns, bringen uns Süßkartoffeln und Mais zum Essen. Ich bin sehr dankbar für die Gastfreundschaft." In seiner Heimat, dem Osten der Demokratischen Republik Kongo, hatte sich das Militär vergangene Woche Kämpfe mit bewaffneten Rebellen geliefert. Wie er machten sich nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) 8000 Menschen innerhalb weniger Tage auf den Weg nach Burundi.

Plötzlich kamen die Ruderboote

Die meisten Flüchtlinge kamen in Rumonge an, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Osten des kleinen zentralafrikanischen Staates. Rumonge liegt direkt am Tanganjika-See und hat etwa 36.000 Einwohner. Mit diesem plötzlichen Zustrom an Menschen hatte dort niemand gerechnet, sagt Soufiane Adjali vom UNHCR in Burundi: "Es gab keine Anzeichen für das, was am anderen Ufer geschehen war. Plötzlich kamen die Menschen hier an, über den See, in Ruderbooten oder kleinen Motorbooten", sagt er im DW-Interview. "Die ersten Tage waren deshalb schwierig."

Die Menschen in Rumonge bringen die Geflüchteten provisorisch unter, in einer Berufsschule beispielsweise. "Hier gibt es aber nur zwei Toiletten-Räume ", sagt der Schulleiter Gaspard Nibaruta beim Besuch der DW-Korrespondenten vor Ort. "Bei mehr als 400 Menschen kriegen wir da Probleme mit der Hygiene." Eine junge Kongolesin beklagt sich: "Ich habe noch nicht geschlafen. Wir müssen auf dem Boden liegen, es gibt keine Matten, nichts! Auch gegessen haben wir noch nichts."

Busse, Übergangs-Zentren und Nahrungsmittel

Doch der Ausnahmezustand in Rumonge hielt nicht lange an. Innerhalb von kurzer Zeit organisierten UNHCR, lokale und internationale Nichtregierungsorganisationen den Transport der Flüchtlinge in andere Teile des Landes. In verschiedenen Provinzen hatten UNHCR und burundische Hilfsorganisationen bereits Camps für Flüchtlinge vorbereitet - allerdings für einen anderen Zweck. Sie sind für die Rückführung von Menschen vorgesehen, die vor den bürgerkriegsähnlichen Zuständen in Burundi nach Tansania geflohen waren und jetzt zurückkehren. Die schwere politische Krise, die das Land seit über zwei Jahren lahmlegt, ist noch nicht gelöst, doch die Lage hat sich etwas entspannt. 

Im April 2015 hatte Burundis Präsident Pierre Nkurunziza entschieden, für eine dritte Amtszeit zu kandidieren. Die Verfassung erlaubte ihm das nicht. Massenproteste ließ er niederschlagen. Mindestens 1.200 Menschen starben seitdem nach Schätzungen des Internationalen Strafgerichtshofs, 400.000 flohen, zum Beispiel nach Tansania. Aber auch im Ostkongo halten sich nach Angaben des UNHCR noch immer mehr als 43.000 Burunder auf.

Seit September bringe der UNHCR über sogenannte "Transit-Camps" Burunder aus Tansania zurück in ihre Heimat, sagt Adjali. Doch angesichts der aktuellen Lage habe man die Rückführung unterbrochen und die Kapazitäten für die Neuankömmlinge aus dem Kongo genutzt: "So hatten wir schnell 20 Busse zur Verfügung, mit denen wir die Menschen in die Camps bringen konnten. Das Welternährungsprogramm hatte an diesen Orten schon Nahrungsmittel, so dass die Hilfsorganisationen vor Ort ein warmes Essen für die Ankömmlinge zubereiten konnten."

Kongolesische Flüchtlinge in RumongeBild: DW/A. Niragira

Wann kommen die nächsten Flüchtlinge?

Trotzdem hätte es noch besser laufen können, sagt Adjal: "Einige Personen hatten 48 Stunden lang kaum etwas gegessen." Er lobt die Hilfsbereitschaft der Bewohner von Rumonge, wo die meisten Flüchtlinge ankamen: "Die Menschen dort, die Kirchen und die muslimische Gemeinschaft haben uns toll unterstützt und den Ankömmlingen - gerade den Kindern - Essen gebracht."

In der Stadt am Tanganjika-See ist es inzwischen ruhiger geworden. 5000 Flüchtlinge sind laut UNHCR mittlerweile in den Transit-Zentren untergebracht, die restlichen 3000 bei Familien oder Freunden. "Gestern kamen hier keine Kongolesen mehr an und heute habe ich auch noch keine ankommen sehen", sagt Juvénal Bigirimana, der Gouverneur der Provinz Rumonge. "Wenn in den nächsten Tagen noch Menschen kommen, sind wir jetzt vorbereitet." Dass weitere Menschen nach Burundi fliehen, ist nicht ausgeschlossen: die Konflikte im Ostkongo schwelen seit Jahren, immer wieder gibt es neue Gewaltausbrüche. Der UNHCR bezeichnet die Situation als eine der weltweit schwersten Krisen, die zu Vertreibung und Flucht führen. 2018 sind laut der Organisation fünf Millionen Kongolesen auf der Flucht, davon über vier Millionen im eigenen Land.

Mitarbeit: Antéditeste Niragira, Amida Issa

 

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