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Architektur

11.519 Mängel und gefährliche Plastikdübel

13. April 2019

Wird Berlin 2020 einen neuen Flughafen bekommen? Wieder steht die Eröffnung des BER auf der Kippe. Die Politik fordert jetzt Klarheit von den Verantwortlichen, über einen Flughafen, der seit 16 Jahren nicht fertig wird.

Deutschland Baustelle Hauptstadtflughafen BER
Bild: picture-alliance/dpa/P. Pleul

Im Jahr 1969 fiel die Entscheidung über den Bau eines neuen Flughafens in der Hauptstadt. Am Anfang hieß es, er werde im November 2011 fertig. Dann wurde daraus Juni 2012. Die Eröffnung des neuen Hauptstadt-Airports wurde danach wegen Problemen am Bau noch mehrmals verschoben. Seit Ende 2017 steht der Oktober 2020 als neuer Termin fest.

Der Bund macht Druck

Der Berliner "Tagesspiegel" berichtet nun aber, dass die BER-Terminpläne erneut ins Rutschen geraten könnten. Die Zeitung verwies dabei auf einen internen Bericht der Prüforganisation TÜV, wonach wegen weiterhin gravierenden Mängeln an Sicherheitskabeln des Brandschutzsystems der Eröffnungstermin stark gefährdet sei.

Jetzt scheint auch die Bundespolitik die Geduld zu verlieren. Das Bundesverkehrsministerium fordert der "Bild"-Zeitung zufolge Klarheit über den Stand der Bauarbeiten. Das Ministerium verlange demnach in einem Brief an Flughafen-Geschäftsführer Engelbert Lütke Daldrup bis nächsten Mittwoch eine "verbindliche Stellungnahme", ob der Airport wie geplant im Oktober 2020 an den Start gehen könne.

"Notorischer Lügner": Die Berliner Politik misstraut Flughafen-Chef Engelbert Lütke DaldrupBild: picture alliance/dpa/M. Gambarini

BER-Chef Engelbert Lütke Daldrup hält daran fest, dass der zukünftige drittgrößte deutsche Flughafen im Oktober 2020 an den Start gehen kann. "Der Terminplan ist aus meiner Sicht nicht gefährdet, das hat der TÜV auch genauso gesehen", sagte er dem Sender Radioeins. Die besagten Mängel stammten aus einem Fortschrittsbericht der Prüforganisation: "Wenn man einen Satz herausgreift, kann man in der Tat zu einer Einschätzung kommen, wie sie vorgetragen worden ist", das sei aber "nicht eine realistische Einschätzung des Projekts".

Tropfende Sprinkler und falsch verlegte Kabel

Im Zentrum aller Probleme steht noch immer der Brandschutz im Terminalbereich. In den vergangenen Jahren waren Tausende Mängel bekannt geworden. Aus Sprinklern tröpfelte es nur, die Entrauchungsklappen ließen sich nicht steuern, Kabel waren falsch verlegt, es bestand Überhitzungsgefahr. Die Firma Bosch arbeitet an der Brandmeldeanlage, doch das dauert länger als geplant.

Auch der Flughafenbetreiber musste mittlerweile zugeben, dass sich der Zeitplan ein wenig verschoben hat: Noch Ende 2018 war vorgesehen, dass Bosch die Brandmelder Anfang Februar fertigstellt. So weit ist es noch nicht. "Die Arbeiten der Firma Bosch sind inzwischen weitgehend abgeschlossen", sagte ein Flughafensprecher. Damit verzögert sich der übergeordnete Test aller Anlagen im Terminal, der eigentlich im Mai beginnen sollte. Der TÜV hatte schon im Herbst deutlich gemacht, dass es einige Monate länger dauern dürfte.

"Notorischer Lügner"

Die BER-Probleme sollen nach dem Willen der Fraktionen von CDU und FDP im Berliner Abgeordnetenhaus umfassender durchleuchtet werden. Sie wollen dazu den Auftrag eines bereits bestehenden Untersuchungsausschusses ausweiten. FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja erhob schwere Vorwürfe gegen die BER-Spitze: "Flughafen-Chef Lütke Daldrup hat sich als notorischer Lügner erwiesen, von dem die Steuerzahler keine Wahrheit über den BER erwarten können." Lütke Daldrup reagierte per Rechtsanwalt und forderte eine Unterlassungserklärung.

Tausende Mängel am Bau: Wird der BER neun Jahre zu spät endlich fertig?Bild: DW/W. Szymanski

Der TÜV-Bericht stellt laut Medienberichten noch 11.519 Mängel allein bei den Kabeln für die Sicherheitsbeleuchtung und Sicherheitsstromversorgung fest, die nach der gescheiterten Eröffnung 2012 ausgetauscht und erneuert wurden. Lütke Daldrup sprach noch im März von weniger als 3000 Mängeln.

Dazu sagte Flughafensprecher Hannes Hönemann, nicht die Zahl der Mängel habe sich verändert, sondern die Art der Dokumentation: "Wir haben Mängel in jeden einzelnen kleinteiligen Arbeitsschritt unterteilt, damit die Firmen bei der Abarbeitung keine Ausreden mehr haben." In den kommenden Wochen werde die Zahl schnell schrumpfen.

Letzte Hürde: Plastikdübel

Aus TÜV-Sicht ist "eine Vielzahl von Rückbauten" notwendig, wie der "Tagesspiegel" die Prüfer zitiert. Die Flughafengesellschaft erklärte, "kleinere Rückbaumaßnahmen" bei sicherheitsrelevanten Kabeln dürfe man sich nicht etwa als "Abriss" vorstellen. "Manchmal muss man einfach eine Abdeckung oder ein Wandelement abnehmen oder ein Lüftungsrohr wegnehmen, um an die sicherheitsrelevanten Kabel zu kommen." Das gehöre zu jeder Baufertigstellung komplexer Gebäude.

Der Zeitung zufolge kommt ein Problem hinzu: Kabelbefestigungen mit Plastikdübeln, die einem Brand nicht standhalten könnten. So verdichteten sich Hinweise, dass die vom Flughafen erhoffte Einzelfallzulassung nicht erteilt werde. Schlimmstenfalls könnten die Dübel so "zu einem K.-O.-Problem" werden. Hönemann konterte, entscheidend sei nicht die Norm, sondern dass die Dübel sicher seien. Das Nachweisverfahren hierzu sei gerade in Arbeit.

pgr/qu (dpa, rtr)

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