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Flughafen Berlin ein Jahr vor der Eröffnung

15. Juni 2011

Kostengünstig, funktional, weltoffen und modern, sagen die Befürworter. Zu groß und zu laut, sagen die Gegner. Derweil rückt der Eröffnungstermin des neuen Großflughafens in Berlin näher.

Plakat mit BER-Schriftzug (Foto: Berliner Flughäfen)
Noch vor der Eröffnung musste der Flughafen seinen Namen ändern in BERBild: Berliner Flughäfen

Der neue Großflughafen am südlichen Stadtrand von Berlin ist das derzeit wichtigste Infrastruktur-Projekt im östlichen Teil Deutschlands. Im Juni 2012 soll er in Betrieb gehen und die bisherigen Flughäfen in Tegel und Schönefeld sowie den historischen Flughafen Tempelhof, der schon seit 2008 geschlossen ist, ersetzen. Ein bis zuletzt umstrittenes Projekt.

Blick vom Info Tower auf Europas größte FlughafenbaustelleBild: Ludwig/Berliner Flughäfen

Eine Fläche so groß wie 2000 Fußballfelder, das sind die Ausmaße des zukünftigen Großflughafens Berlin-Brandenburg Willy Brandt. Zwei parallel verlaufende Start- und Landebahnen flankieren das U-förmige Abfertigungsgebäude mit insgesamt 25 Fluggastbrücken. Erich Wurth, Mitarbeiter der Öffentlichkeitsarbeit bei den Berliner Flughäfen, hat den Bau von Anfang an miterlebt und ist doch immer noch beeindruckt. Hier werde der modernste Flughafen Europas gebaut, sagt er - und der nach Frankfurt und München drittgrößte Deutschlands.

Derzeit sei das Terminal so eingerichtet, dass bis zu 27 Millionen Passagiere pro Jahr abgefertigt werden können, sagt Wurth gegenüber DW-WORLD.DE. "Wenn wir an die Zahl herankommen, dann können wir während des laufenden Flugbetriebs Satellitenmodule dazu bauen und je Modul zehn Millionen weitere Passagiere abfertigen." Der Flughafen sei somit ausbaufähig auf eine Kapazität von 45 Millionen Passagieren und damit fast so groß wie der größte deutsche Flughafen in Frankfurt.

Namensverwirrungen

Airportworld BBI steht auf den Visitenkarten, die Erich Wurth verteilt, sie stammen noch aus der Zeit, als der Flughafen 'Berlin-Brandenburg International', kurz BBI, hieß. Doch dieses Kürzel war von der IATA, der International Air Transport Association bereits an den Airport Biju Patnaik im indischen Bhubaneswar vergeben. Seit kurzem heißt der neue Flughafen daher offiziell BER, und die Mitarbeiter brauchen neue Visitenkarten. Das ist allerdings noch das geringste Problem.

Die Beleuchtung auf den künftigen Start- und Lande-Bahnen funktioniert schonBild: Günter Wicker/Ligatur/Berliner Flughäfen

Viel drängender ist die Herausforderung, den Eröffnungstermin halten zu können. Er wurde bereits um sieben Monate nach hinten verschoben und ist jetzt auf den 3. Juni 2012 festgelegt. "Also das ist die größte Herausforderung. Die Eröffnung steht und es gibt keinen Weg zurück," sagt Wurth. 4000 Menschen arbeiten aktuell auf der Großbaustelle, so viele wie noch nie. Wenn es eng werden sollte, dann müsste eben in drei Schichten rund um die Uhr gearbeitet werden, heißt es. Zwölf Millionen Kubikmeter Erde wurden bislang bewegt, 160.000 Kubikmeter Beton und 40.000 Tonnen Stahl verbaut.

Während in der Haupthalle bereits der Innenausbau und in der Gepäcksortieranlage unter dem Terminal der Probebetrieb läuft, stehen andere Gebäude noch im Rohbau. An einer großen Hotelanlage wird Tag und Nacht gebaut. Fast fertig sind die doppelstöckigen Fluggastbrücken, die gleichzeitiges Ein- und Aussteigen ermöglichen sollen.

Unklar, ob Riesen-Airbus nach Berlin fliegt

Eine der Brücken ist so angelegt, dass sie für den Riesen-Airbus A 380 umgebaut werden könnte. Ob der allerdings in absehbarer Zeit in Berlin landen wird, steht noch in den Sternen. Die Fluglinien setzen ihre Maschinen nur nach Effizienzkriterien ein. "Bei einer A 380 müssen das 600 bis 800 Passagiere sein," erklärt Wurth. "Und wenn die Buchungszahlen nicht vorliegen, dann werden die Fluglinien diesen Flugzeugtyp nicht einsetzen."

Ausbau für Riesen-Airbus möglich - wenn es sich denn lohnt...Bild: Dirk Laubner/Berliner Flughäfen

Entsprechende Buchungszahlen wird es nur geben, wenn der 2,5 Milliarden Euro teure Flughafen Berlin-Brandenburg zu einem internationalen Drehkreuz mit möglichst vielen Flugverbindungen und Umsteigemöglichkeiten ausgebaut wird. Nur dann würde der Flughafen auch seine volle Wirtschaftskraft entfalten und die prognostizierten 40.000 zusätzlichen Arbeitsplätze in die Region bringen.

Proteste aus der Bevölkerung

Doch über das Drehkreuz wird derzeit noch genauso gestritten wie um die Dauer der Nachtruhe und den Fluglärm. Die Anwohner in der Region wehren sich erbittert, seit im September 2010 bekannt wurde, dass Start- und Landerouten abweichend von der ursprünglichen Planung über dicht besiedelte Gebiete geführt werden sollen. Auf einer Großdemonstration Anfang dieses Jahres gingen allein 12.000 Bürger auf die Straße.

Bürger wehren sich gegen FlugroutenBild: picture alliance/dpa

Der Protest zeigt Wirkung. Anfang Juni hat eine eigens gebildete Fluglärmkommission ihren Abschlussbericht vorgelegt und empfiehlt, die Flugrouten, wenn eben möglich, um Berlin und Potsdam herum zu führen. Das letzte Wort haben allerdings die Deutsche Flugsicherung und das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung. Die Entscheidung soll Anfang 2012 fallen. Dann wird auf dem Flughafen schon der erste von vier Probeläufen für den Normalbetrieb stattfinden. Bis zu 10.000 Komparsen werden für die Simulationen gesucht. Es soll möglichst keine Pannen geben, wenn es am 3. Juni 2012 heißt: "Ready for Take-off."

Autor: Sabine Kinkartz
Redaktion: Insa Wrede