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PanoramaBrasilien

Flugzeugabsturz in Brasilien: Ermittlungen laufen

10. August 2024

Trudelnd fiel das Flugzeug offenbar fast senkrecht vom Himmel. Alle 61 Menschen an Bord kamen ums Leben. Ermittler suchen nun nach der Ursache für den rätselhaften Absturz in der Nähe von São Paulo.

Ein Wrackteil der Voepass-Maschine in Vinhedo aus der Vogelperspektive (10.08.2024)
Ein Wrackteil der Voepass-Maschine in Vinhedo: 80 problemlose FlugminutenBild: Andre Penner/dpa/picture alliance

Gut 80 offensichtlich problemlose Minuten waren seit dem Start in Cascavel im Süden Brasiliens vergangen, als die ATR 72-500 der Fluggesellschaft Voepass plötzlich in Schwierigkeiten geriet. Nach Daten des Flugportals Flightradar 24 stürzte die Propellermaschine fast senkrecht ab. Auf Internetvideos ist zu sehen wie sich das Flugzeug wie ein Blatt im Kreis dreht und in einem Wohngebiet in Vinhedo in der Nähe der Millionenmetropole São Paulo niedergeht. Für die 57 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder an Bord kam jede Hilfe zu spät.

"Es gab keine Überlebenden", teilte die Verwaltung der nahe der Absturzstelle gelegenen Stadt Valinhos der Nachrichtenagentur AFP mit. Die Toten würden in eine Leichenhalle gebracht, so Vinhedos Stadtverwaltung.

Die Maschine war von Cascavel zum Flughafen Guarulhos in der Nähe von São Paulo unterwegs, wie die Fluggesellschaft Voepass mitteilte. Der Bürgermeister von Cascavel, Leonardo Paranhos, sprach von einer "Tragödie für uns alle". Den Angehörigen der Opfer bot er die Unterstützung der Behörden an.

Absturzstelle direkt neben Wohnhäusern

Augenzeugen berichteten von einem Krachen und dunklen Rauchschwaden über der Absturzstelle. "Ich ging auf den Balkon und sah, wie das Flugzeug herumwirbelte", sagte die Anwohnerin Nathalie Cicari dem Fernsehsender CNN Brasil. "Ich hatte gerade noch Zeit, mich zu ducken und zu beten, wie sie es in den Filmen tun. Dann hörte ich das gewaltige Krachen des Absturzes."

Drohnenbilder des Senders Globo TV zeigen das rauchende Wrack der Maschine in einem Garten direkt neben Wohnhäusern. Wie durch ein Wunder gab es offenbar keine weiteren Opfer am Boden. Das berichten örtliche Medien unter Berufung auf die Militärpolizei. Das durch den Absturz ausgelöste Feuer sei unter Kontrolle gebracht worden.

Überreste der Pilotenkanzel von PS-VPB: Keine weiteren Opfer am BodenBild: Reuters

Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva unterbrach nach Bekanntwerden des Unglücks seine Rede in der Stadt Itajaí im Süden des Landes für eine Schweigeminute. "Es sieht so aus, als seien alle ums Leben gekommen", sagte Lula bereits kurz nach dem Absturz.

Die Maschine mit der Kennung PS-VPB war 14 Jahre alt und wurde in Frankreich gebaut. Bei einer ATR 72-500 handelt es sich um einen sogenannten Schulterdecker, bei dem die Flügel an der Kabinenoberseite angebracht sind. Angetrieben werden Maschinen dieses Typs von zwei Turboprop-Motoren.

Vereisung als Absturzursache?

Die Ursache für den Absturz ist noch unklar. Die Piloten hatten keinen Notruf abgesetzt. "Es ist noch zu früh, um etwas zu sagen", so Luftwaffenbrigadier Marcelo Moreno, der Leiter des brasilianischen Zentrums für die Untersuchung und Verhütung von Flugzeugunfällen in Brasília. "Aber was wir bisher wissen, ist, dass das Flugzeug nicht mit den Kontrollstellen kommuniziert hat, dass es einen Notfall gab." Es werden demnach umweltbedingte und technische Faktoren genauso untersucht wie mögliches menschliches Versagen, um zu klären, wie es zu dem Absturz in Vinhedo kam.

Brigadier Moreno: "Keine Kommunikation mit den Kontrollstellen"Bild: Eraldo Peres/dpa/picture alliance

Guilherme Derrite von der staatlichen Sicherheitsbehörde von São Paulo sagte vor Journalisten, die Blackbox des Flugzeugs sei "bereits gefunden" worden. Der Flugdatenschreiber ist demnach "offenbar intakt".

Flightradar 24 zufolge deuten meteorologische Berichte für den Zeitraum rund um den Unfall auf Turbulenzen, Gewitter und Vereisung in der Umgebung hin. Der Geschäftsführer von Voepass, Eduardo Busch, schloss nicht aus, dass sich Eis auf den Tragflächen angesammelt haben könnte. In so einem Fall kann es zu einem gefürchteten Strömungsabriss an den Flügeln kommen. Die Tragflächen verlieren dann ihre Fähigkeit, ein Flugzeug in der Luft zu halten.

Die Piloten seien allerdings erfahren gewesen, und die Maschine sei mit funktionierenden Systemen gestartet, so der Airline-Chef. "Das Flugzeug war zum Zeitpunkt des Starts zu 100 Prozent einsatzbereit", sagte Busch. Den Familien der Opfer werde volle Unterstützung gewährt.

AR/sti (afp, dpa, rtr, Flightradar 24)

Redaktionsschluss: 16.45 Uhr - dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.

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