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Fluten sorgen für Riesenschäden in Slowenien

Veröffentlicht 5. August 2023Zuletzt aktualisiert 6. August 2023

Abgeschnittene Orte, Lebensmittel per Hubschrauber: Slowenien kämpft mit einer Flutkatastrophe. Auch in Teilen Österreichs gibt es Überschwemmungen. Kroatien bereitet sich auf eine Flutwelle vor.

Slowenien, Nazarje | Überschwemmungen - schwere Schäden an Haus und Grundstück, weggespültes Auto
Slowenien spricht von der größten Naturkatastrophe im Land seit 30 JahrenBild: Borut Zivulovic/REUTERS

Besonders dramatisch ist die Lage in Slowenien. Das Land kämpft mit den schlimmsten Überschwemmungen und Erdrutschen seit mehr als drei Jahrzehnten. Mehrere Orte waren wegen der Fluten und Geröllmassen von der Umgebung abgeschnitten. Sie wurden teils per Hubschrauber mit Trinkwasser und Lebensmitteln versorgt, teils versuchten Soldaten zu Fuß in diese Orte zu gelangen.

Zwar gingen die Wasserpegel an den Flüssen inzwischen teils zurück oder blieben stabil. Aber die hohe Bodenfeuchtigkeit mache Erdrutsche derzeit wahrscheinlicher, warnte der Geologische Dienst Sloweniens nach Angaben der slowenischen Nachrichtenagentur STA am Sonntag. Er rief die Bevölkerung dazu auf, stärker auf Veränderungen am Boden, an Gebäuden und an Hängen zu achten. 

Sloweniens Polizei ermittelte in vier Todesfällen, ob ein Zusammenhang mit den Unwettern bestehe. Am Ufer der angeschwollenen Save in der Hautptstadt Ljubljana wurde am Samstag die Leiche eines Mannes gefunden. Am Vortag waren drei Menschen wahrscheinlich wegen der Unwetter ums Leben gekommen. Zwei der Todesopfer sind niederländische Bergsteiger, die möglicherweise tödliche Blitzschläge beim Wandern erlitten. Fünf weitere Niederländer werden in Slowenien vermisst.

Regierungschef Golob beklagt riesige Schäden

Ministerpräsident Robert Golob sagte, sein Land habe "die wahrscheinlich größten Schäden durch eine Naturkatastrophe in der Geschichte des (seit 1991) unabhängigen Sloweniens" erlitten. Der Gesamtschaden werde voraussichtlich 500 Millionen Euro übersteigen, schätzte er. Beschädigt sei vor allem die Straßen- und Energieinfrastruktur, außerdem seien Hunderte Wohngebäude beschädigt oder zerstört

Sloweniens Regierungschef Golob beziffert die Schäden auf mindestens 500 Millionen EuroBild: Ales Beno/AA/picture alliance

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sicherte Slowenien Hilfe zu. Die Schäden in dem Adria-Land seien "herzzerreißend", twitterte sie. Der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Janez Lenarcic, werde mit der Regierung in Ljubljana beraten.

Lage in Dravograd besonders schlimm

In Dravograd nahe der Grenze zu Österreich mussten nach einem Erdrutsch am Samstag 110 Menschen, darunter 30 Touristen, in Sicherheit gebracht werden. Dort drohte ein weiterer Erdrutsch. Der Ort liegt am Zusammenfluss der drei anschwellenden Flüsse Drau, Meze und Mislinje. Bürgermeister Anton Preksavec sprach von einer "Apokalypse wahrhaft biblischen Ausmaßes". Wegen der Überschwemmung am Fluss Mur nach einem Dammbruch waren am Samstagabend 500 Menschen aus dem Dorf Dolnja Bistrica im Osten des Landes evakuiert worden.

 

Kroatien befürchtet eine Flutwelle, bislang blieben größere Schäden ausBild: Igor Soban/PIXSELL/picture alliance

Unterdessen erwartet das südliche Nachbarland Kroatien eine hohe Flutwelle der aus Slowenien kommenden Flüsse. Mehrere Gemeinden errichteten vorsichtshalber Dämme aus Sandsäcken. Betroffen war teilweise auch die Adria-Küste. In Split mussten nach Sturm und Starkregen Fahrzeuge aus überschwemmten Straßen in Sicherheit gebracht und Keller ausgepumpt werden.

Wassermassen auch in Kärnten und der Steiermark

In Österreich gibt es nach den Überschwemmungen im Süden noch keine Entspannung. Zwar hat der Regen in den betroffenen südlichen Bundesländern Kärnten und Steiermark seit Samstag deutlich nachgelassen. Es drohen nun aber mehrere völlig aufgeweichte Hänge abzurutschen, wie die Feuerwehr berichtete.

Mehr als 2500 Feuerwehrleute waren in jedem der Bundesländer im Einsatz, dazu Dutzende Soldaten. In einem südlichen Vorort von Klagenfurt am Wörthersee, der Hauptstadt von Kärnten, musste ein Rückhaltebecken ausgepumpt werden, damit es nicht überläuft.

Überschwemmungen auch in Österreich, hier eine Aufnahme aus KühnsdorfBild: Louisa Off/REUTERS

In Lavamünd gerieten völlig durchnässte Hänge ins Rutschen und bedrohten Wohnhäuser. In Leibnitz in der Steiermark wurde ein Seniorenheim vorsorglich geräumt. In einer anderen Ortschaft wurden Menschen mit Booten aus ihren Häusern abgeholt und in Sicherheit gebracht.

Im südlichen Burgenland hat sich die Lage nach den jüngsten Niederschlägen entspannt. Weil Autobahnen und Ausweichstraßen teils wegen der Überschwemmungen gesperrt waren, kam es am Samstagmorgen zu Staus auf den wichtigsten Transitrouten für Kroatien-Urlauber. Die Behörden empfahlen, Fahrten nach oder durch den Norden Sloweniens zu verschieben.

haz/ack/ust/se (dpa, afp)