1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
KatastropheSudan

Flutkatastrophe im Sudan: Mindestens 30 Tote nach Dammbruch

27. August 2024

Seit 500 Tagen liefern sich Sudans Armee und die RSF-Miliz einen blutigen Machtkampf in dem nordostafrikanischen Land. Nun sorgen auch noch heftige Regenfälle für weiteres Leid.

Sudan Klima l Ein Mann watet durch schlammige Fluten nördlich von Port Sudan (25.08.2024)
Überschwemmungen nördlich von Port Sudan (am Sonntag)Bild: -/AFP/Getty Images

Tagelang hat es im Nordosten des Sudan extrem geregnet. Ein Staudamm konnte am Wochenende den Wassermassen nicht mehr standhalten, brach und riss ganze Dörfer mit sich. Nach UN-Angaben wurden mindestens 20 Orte zerstört. Mindestens 30 Menschen kamen in den Schlamm- und Wassermassen ums Leben.

"Die Gegend ist nicht mehr wiederzuerkennen. Die Strom- und Wasserleitungen sind zerstört", so Omar Eissa Haroun, Chef der Wasserbehörde des Bundesstaates Rotes Meer, in einer Nachricht an seine Mitarbeiter. Ein Ersthelfer sprach von 150 bis 200 Vermissten.

Gebrochener Arbaat-Damm (am Sonntag)Bild: AFP/Getty Images

Die Vereinten Nationen berichten unter Berufung auf lokale Behörden, dass die Häuser von rund 50.000 Menschen von den Überschwemmungen betroffen sind. Der Dammbruch bedroht nun auch die Wasserversorgung von Port Sudan, der wichtigsten Hafenstadt des Landes. Experten warnen vor einer drohenden Wasserkrise in den kommenden Tagen.

Der Arbaat-Staudamm, rund 40 Kilometer nördlich von Port Sudan, war am Sonntag nach starken Regenfällen gebrochen. Port Sudan ist derzeit die De-facto-Hauptstadt des Landes, Sitz der Regierung, von Diplomaten und Hilfsorganisationen sowie Zufluchtsort für Hunderttausende Vertriebene.

Überschwemmungen auch in anderen Landesteilen

Die Regierung gab bekannt, dass landesweit bereits 132 Menschen bei Überschwemmungen ums Leben gekommen sind. Insgesamt seien zehn Regionen von den Überflutungen betroffen, teilte das Gesundheitsministerium am Montag mit. Die meisten Schäden haben die Fluten demnach in den nördlichen Bundesstaaten und in der Nil-Region angerichtet.

Nach Dammbruch zerstörte Brücke im Bundesstaat Rotes Meer (am Montag)Bild: Sudan's Transitional Sovereign Council/Xinhua/picture alliance

Mehr als 12.000 Häuser seien vollständig eingestürzt, weitere 11.000 stark beschädigt. Die Zahl der betroffenen Familien sei auf über 31.000 und die der betroffenen Einzelpersonen auf rund 130.000 Menschen gestiegen.

UN-Organisationen berichten, dass in diesem Jahr mindestens 118.000 Menschen durch Regenfälle vertrieben worden seien. Die Hälfte der 50 Millionen Einwohner leidet unter Nahrungsmittelknappheit. Die Katastrophe verschärft die Situation im Sudan, der bereits durch Bürgerkrieg und vernachlässigte Infrastruktur geschwächt ist.

Zwar kommt es im Sudan jedes Jahr zu Überschwemmungen. Doch in diesem Jahr werden noch schwerere Auswirkungen infolge der seit mehr als 16 Monate dauernden Kämpfe zwischen rivalisierenden Militärs befürchtet, aufgrund derer Millionen von Menschen vor den Gefechten in die Überschwemmungsgebiete geflohen sind.

Kein Ende des blutigen Machtkampfs in Sicht

Im Sudan liefern sich die Armee von Militärherrscher Abdel Fattah al-Burhan und die RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Mohammed Hamdan Daglo seit April 2023 einen blutigen Machtkampf. Zehntausende Menschen wurden nach UN-Angaben bei den Kämpfen getötet. Mehr als 10,7 Millionen Menschen wurden laut Internationaler Organisation für Migration (IOM) innerhalb des Landes vertrieben und 2,3 Millionen Menschen flohen in die Nachbarländer.

Kriegsschäden infolge des Machtkampfs (in Omdurman)Bild: Mudathir Hameed/dpa/picture alliance

Aufgrund des andauernden Konflikts befindet sich das nordostafrikanische Land am Rande einer Hungersnot, humanitäre Hilfe ist nach Angaben von Hilfsorganisationen fast unmöglich. "Ärzte ohne Grenzen" prangert eine unzureichende internationale Reaktion an. Das Ausmaß an Mangelernährung, insbesondere bei Kindern, sei alarmierend.

"Im ganzen Land sterben Kinder aufgrund von Mangelernährung", so Tuna Turkmen, Notfallkoordinator von "Ärzte ohne Grenzen" in Darfur. "Die Hilfe, die sie am dringendsten brauchen, kommt kaum. Und wenn sie kommt, wird sie oft blockiert."

Unter der Federführung der USA hatten Mitte August in der Schweiz Verhandlungen über eine Waffenruhe und die Organisation von Hilfe für den Sudan begonnen. Die Gespräche gingen jedoch nach zehn Tagen ohne einen Durchbruch zu Ende.

AR/se (rtr, afp, epd, dpa)

Bürgerkrieg verschärft Hungersnot im Sudan

03:06

This browser does not support the video element.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen